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Links ist da, wo der Daumen rechts ist…
Zum Weltlinkshändertag
Man könnte ja schon fast meinen, der liebe Herrgott habe es nicht besonders gut mit ihnen gemeint. Die Linkshänder dieser Welt verbindet seit eh und je ein schweres Schicksal: das ständige Geschmiere beim Schreiben, wundgeriebene Handgelenke durch Ringbücher, die Steuerung jeglicher Fahrzeuge gestaltet sich als Abenteuer, und schlaftrunken wird gern instinktiv das heiße Wasser zuerst aufgedreht. Diese verwirrende Diskrepanz zweier Seiten macht sogar ganz alltägliche Tätigkeiten wie den Umgang mit Schneidewerkzeugen zu einem riskanten Erlebnis – nur um mal einige Exempel vieler Problemchen zu nennen, mit denen die seitenverkehrte Gesellschaft tagtäglich zu kämpfen hat, dessen Anteil immerhin zehn Prozent der Bevölkerung ausmachen soll.
Viele der Linkshänder sollen überaus intelligent, ja sogar hochbegabt, oder oft auch einfach etwas ungeschickt sein, wobei an letzterem sicherlich die rechtsorientierte Welt schuld ist. Grund genug, dieser „Randgruppe“ einen Tag im Jahr zu widmen. Quotenlinkshänder und Vorzeige-Christ der Simpsons, Ned Flanders, dürfte laut „Diddelidoo Halleluja“ rufen, denn der Weltlinkshändertag existiert in der Realität bereits seit dem 13. August 1967 und gründet sich auf die Initiative des US-Amerikaners Dean R. Campbell. Unerfreulich teuflisch hingegen für Flanders: Symbolträchtig fiel besagter 13. August auf einen Freitag, wie es auch in diesem Jahr der Fall sein wird.
Doch Spaß beiseite. Was hat es mit all diesen Behauptungen auf sich? Sind das wirklich Vorurteile? Fakt ist: Die Ausprägung eines Menschen entscheidet letztlich, welche der beiden Gehirnhälften die dominantere ist. Sie leitet komplexe Bewegungsabläufe wie Schreiben, Malen oder Musizieren. Bemerkenswert: Auch hierbei liefert sich die Natur ein Wechselspiel, denn bei Linkshändern ist gerade die rechte Hälfte die federführende. „Linkshirnige“ sollen überaus analytisch und sachlich denken können. „Rechtshirnige“ wiederum, also Linkshänder, seien eher sensibel, neigen zu Kreativität und besonderem Spürsinn. Ist das die Erklärung, weshalb so viele berühmte Persönlichkeiten Linkshänder sind beziehungsweise waren? Da wäre zum Beispiel Leonardo Da Vinci, der gute alte Goethe oder Jimi Hendrix – sie alle waren Linkshänder. Aktuellstes Beispiel ist Barack Obama (wohlgemerkt mit Machtposition).
Haben sie es also wirklich so schwer, „die Linken“? Noch bis Mitte der achtziger Jahre wurde fast jedes linkshändige Kind umgeschult. Etliche Redewendungen deuten zudem auf eine gesellschaftliche Antipathie hin (gelinkt werden, linke Ratte...). In arabischen Ländern wird Linkshändigkeit sogar stigmatisiert, weil gewisser Körperteil üblicherweise zum Säubern des Hinterns dient. Fest steht: Das öffentliche Leben richtet sich in vielerlei Dingen nach der Mehrheit, das Angebot für Linkshänder im Einzelhandel erweist sich nach wie vor als ausbaufähig.
Mein persönliches Fazit: Wenn es schon für alles mögliche einen Tag gibt (am 5. September ist übrigens Kopfschmerztag…), dann auch für Linkshänder – sie haben es verdient!
Und doch ließe sich trotz aller Forschungserkenntnisse nichts pauschalisieren. Auch Rechtshänder können talentierte Künstler sein und Linkshänder allemal gut rechnen. Der Mensch ist und bleibt eben doch ein Individuum.
Text/ Foto: Sascha Reichelt
12. August 2010, 15.07 Uhr
Redaktion
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