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Kino-Tipp
„The Holdovers“ – eine Tragikomödie mit Seventies-Flair
In „The Holdovers“ trifft „Das fliegende Klassenzimmer“ auf „Breakfast Club“, mit grandiosem Timing, geschliffenen Dialogen, tollen Darstellern und einzigartigem Seventies-Flair. Der JOURNAL Kino-Tipp.
Ein altes Universal-Logo, eine knisternde Tonspur, leicht angegilbte Farben, sanfte Singer-Songwriter-Klänge: Das müssen die Siebziger sein! Der nahende Jahreswechsel von 1970 auf ’71, um genau zu sein. Und auf der privaten Eliteschule im verschneiten US-Bundesstaat Massachusetts herrscht Aufbruchstimmung: Alle wollen über die Weihnachtsferien nach Hause. Jene, die zurückbleiben, aus diversen Gründen, sind die „Holdovers“. Ein Haufen armer Schweine, welche sich in den heruntergekühlten Räumen
bei leeren Kühlschränken die Feiertage um die Ohren schlagen müssen – was gar nicht so einfach ist, wenn man sich gegenseitig nicht ausstehen kann.
So hocken der bei seinen Schützlingen verhasste Geschichtslehrer Paul Hunham (Paul Giamatti) und der arrogante Oberschüler Angus Tully (Dominic Sessa) in gegenseitiger Minderwertschätzung verbunden aufeinander, bis sie sich durch die Gänge jagen, was auch die ebenfalls vor Ort verbliebene, in sich trauernde Köchin Mary (Da’Vine Joy Randolph) nicht zu verhindern weiß. Und wie das halt oft so ist in solchen Zwangsgemeinschaften und entsprechenden Filmen darüber: Tragik und Komik – ein untrennbares Team.
„The Holdovers“ – irgendwo zwischen „Das fliegende Klassenzimmer“ und „Breakfast Club“
Natürlich schweißt die Situation nach und nach alle bockigen Charaktere zusammen, schippert man gemeinsam im schwankenden Boot, wird irgendwann alles wieder gut. Oder eben auch nicht. In den Filmen des Amerikaners Alexander Payne ist es ganz natürlich, dass aus Trauer etwas herzerwärmend Positives entstehen kann, dass Figuren tiefe Täler durchqueren, an deren Ende persönliche Neuanfänge stehen – und das zuschauende Publikum dabei vergnügten Anteil nimmt.
Nach einem etwas fehlgeleiteten Ausflug in die Science-Fiction („Downsizing“) hat sich Payne auf seine besondere Gabe besonnen, außergewöhnliche Filme über (vermeintlich) durchschnittliche Leute zu machen und auf lässige Art aus ihnen das Beste herauszuholen. Diesmal im Internats-Setting irgendwo zwischen „Das fliegende Klassenzimmer“ und „Breakfast Club“, mit grandiosem Timing, geschliffenen Dialogen, tollen Darstellern und diesem einzigartigen Seventies-Flair, das so authentisch wirkt, als wäre es gar nicht inszeniert worden. Vom Feinsten also. Nur für Weihnachten kommt „The Holdovers“ ein bisschen zu spät.
Info
The Holdovers, Drama, R: Alexander Payne, USA 2023, Start: 25.1.
bei leeren Kühlschränken die Feiertage um die Ohren schlagen müssen – was gar nicht so einfach ist, wenn man sich gegenseitig nicht ausstehen kann.
So hocken der bei seinen Schützlingen verhasste Geschichtslehrer Paul Hunham (Paul Giamatti) und der arrogante Oberschüler Angus Tully (Dominic Sessa) in gegenseitiger Minderwertschätzung verbunden aufeinander, bis sie sich durch die Gänge jagen, was auch die ebenfalls vor Ort verbliebene, in sich trauernde Köchin Mary (Da’Vine Joy Randolph) nicht zu verhindern weiß. Und wie das halt oft so ist in solchen Zwangsgemeinschaften und entsprechenden Filmen darüber: Tragik und Komik – ein untrennbares Team.
Natürlich schweißt die Situation nach und nach alle bockigen Charaktere zusammen, schippert man gemeinsam im schwankenden Boot, wird irgendwann alles wieder gut. Oder eben auch nicht. In den Filmen des Amerikaners Alexander Payne ist es ganz natürlich, dass aus Trauer etwas herzerwärmend Positives entstehen kann, dass Figuren tiefe Täler durchqueren, an deren Ende persönliche Neuanfänge stehen – und das zuschauende Publikum dabei vergnügten Anteil nimmt.
Nach einem etwas fehlgeleiteten Ausflug in die Science-Fiction („Downsizing“) hat sich Payne auf seine besondere Gabe besonnen, außergewöhnliche Filme über (vermeintlich) durchschnittliche Leute zu machen und auf lässige Art aus ihnen das Beste herauszuholen. Diesmal im Internats-Setting irgendwo zwischen „Das fliegende Klassenzimmer“ und „Breakfast Club“, mit grandiosem Timing, geschliffenen Dialogen, tollen Darstellern und diesem einzigartigen Seventies-Flair, das so authentisch wirkt, als wäre es gar nicht inszeniert worden. Vom Feinsten also. Nur für Weihnachten kommt „The Holdovers“ ein bisschen zu spät.
The Holdovers, Drama, R: Alexander Payne, USA 2023, Start: 25.1.
21. Februar 2024, 08.00 Uhr
Andreas Dosch
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