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Jüdisches Museum
Von Rachegedanken und Gerechtigkeit
Seit Freitag zeigt das Jüdische Museum seine neue Ausstellung „Rache. Geschichte und Fantasie“. Vom Mittelalter über die Shoah bis in die Gegenwart befasst sich die Ausstellung mit Rachefantasien, Mythen und tatsächlichen Racheakten im Judentum.
„Ich wollte und will leben, um den Tod von Mama und Papa zu rächen, und meiner geliebten kleinen Schwester Nelli“ – Sätze wie dieser stehen in großen Lettern an einer Wand im Jüdischen Museum. Es sind letzte Zeugnisse aus Briefen, Tagebüchern oder Testamenten von Jüdinnen und Juden zur Zeit der Shoah, manche von ihnen überlebten, für manche waren es die letzten Worte vor ihrem Tod. Viele von ihnen formulierten in ihrer Verzweiflung, Trauer oder Wut den Wunsch nach Rache. In der neuen Ausstellung „Rache. Geschichte und Fantasie“, die am Donnerstagabend im Jüdischen Museum eröffnet hat, ziehen die Worte die Blicke auf sich.
Wenige dieser Racheakte seien auch tatsächlich verübt worden, sagt Direktorin Mirjam Wenzel. Auch diesen widmet sich die Ausstellung. Egal, ob die Rachefantasien tatsächlich Realität wurden oder nicht, gemeinsam hatten sie wohl alle eines: den Wunsch nach Gerechtigkeit. „Damit gewinnt die Ausstellung auch an Aktualität“, sagt Kulturdezernentin Ina Hartwig (SPD). Denn viele der mittlerweile verstorbenen Überlebenden hätten ihr Leben lang auf diese Gerechtigkeit gewartet.
Exemplarisch steht am Anfang der Ausstellung, im dunklen Raum dramatisch in Szene gesetzt, der Baseballschläger aus Quentin Tarantinos Film „Inglorious Basterds“, in dem Jüdinnen und Juden Rache nehmen. „Wir Zuschauer wissen, dass diese Geschichte so nie stattgefunden hat“, erklärt Publizist und Ideengeber Max Czollek. Die Ausstellung solle daher auch Raum geben für die „Untröstlichkeit“, dass sich die Geschichte nicht ändern lasse, so Czollek. In der Öffentlichkeit gebe es diesen Raum häufig nicht, „es kommt dann dazu, dass das Gegenüber Versöhnung einfordert“.
Die Ausstellung und ihr umfassendes Begleitprogramm aus Buch, Gesprächen, Musikveranstaltungen, einer gemeinsamen Filmreihe mit dem DFF sowie einem Podcast befassen sich aber nicht nur mit Racheakten und -fantasien im Zusammenhang mit der Shoah. Gleichzeitig geht der Blick auf den christlichen Mythos des „rachsüchtigen Juden“, rabbinische Schriften und den Bibelvers „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ sowie jüdische Legendenfiguren wie Lillith und Golem oder Judith und Holofernes und macht zudem einen Exkurs zu jüdischen Gangstern in den USA des 20. Jahrhunderts. Die Themenkomplexe zeigt die Ausstellung aus einer subjektiven Perspektive in historischen Bildnissen oder Objekten und stellt zugleich den Bezug zur Popkultur, mit Comics, Videoinstallationen oder Computerspielen her.
„Die Ausstellung bietet kein geradliniges Narrativ und keine abschließende Interpretation“, erklärt Kurator Erik Riedel. Vielmehr sollen die Besucherinnen und Besucher sich selbst Gedanken machen und beteiligen können. Im letzten Raum, dem Archiv der Gegenwart, sollen ihre Reaktionen und Kommentare gesammelt werden. Zudem soll aus Songs, die ihnen beim Gang durch die Ausstellung in den Sinn kommen, eine eigene Spotify-Playlist entstehen.
>> „Rache. Geschichte und Fantasie“. Jüdisches Museum, Bertha-Pappenheim-Platz 1, 18. März-17. Juli, Öffnungszeiten: Dienstag-Sonntag 10-17 Uhr
Wenige dieser Racheakte seien auch tatsächlich verübt worden, sagt Direktorin Mirjam Wenzel. Auch diesen widmet sich die Ausstellung. Egal, ob die Rachefantasien tatsächlich Realität wurden oder nicht, gemeinsam hatten sie wohl alle eines: den Wunsch nach Gerechtigkeit. „Damit gewinnt die Ausstellung auch an Aktualität“, sagt Kulturdezernentin Ina Hartwig (SPD). Denn viele der mittlerweile verstorbenen Überlebenden hätten ihr Leben lang auf diese Gerechtigkeit gewartet.
Exemplarisch steht am Anfang der Ausstellung, im dunklen Raum dramatisch in Szene gesetzt, der Baseballschläger aus Quentin Tarantinos Film „Inglorious Basterds“, in dem Jüdinnen und Juden Rache nehmen. „Wir Zuschauer wissen, dass diese Geschichte so nie stattgefunden hat“, erklärt Publizist und Ideengeber Max Czollek. Die Ausstellung solle daher auch Raum geben für die „Untröstlichkeit“, dass sich die Geschichte nicht ändern lasse, so Czollek. In der Öffentlichkeit gebe es diesen Raum häufig nicht, „es kommt dann dazu, dass das Gegenüber Versöhnung einfordert“.
Die Ausstellung und ihr umfassendes Begleitprogramm aus Buch, Gesprächen, Musikveranstaltungen, einer gemeinsamen Filmreihe mit dem DFF sowie einem Podcast befassen sich aber nicht nur mit Racheakten und -fantasien im Zusammenhang mit der Shoah. Gleichzeitig geht der Blick auf den christlichen Mythos des „rachsüchtigen Juden“, rabbinische Schriften und den Bibelvers „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ sowie jüdische Legendenfiguren wie Lillith und Golem oder Judith und Holofernes und macht zudem einen Exkurs zu jüdischen Gangstern in den USA des 20. Jahrhunderts. Die Themenkomplexe zeigt die Ausstellung aus einer subjektiven Perspektive in historischen Bildnissen oder Objekten und stellt zugleich den Bezug zur Popkultur, mit Comics, Videoinstallationen oder Computerspielen her.
„Die Ausstellung bietet kein geradliniges Narrativ und keine abschließende Interpretation“, erklärt Kurator Erik Riedel. Vielmehr sollen die Besucherinnen und Besucher sich selbst Gedanken machen und beteiligen können. Im letzten Raum, dem Archiv der Gegenwart, sollen ihre Reaktionen und Kommentare gesammelt werden. Zudem soll aus Songs, die ihnen beim Gang durch die Ausstellung in den Sinn kommen, eine eigene Spotify-Playlist entstehen.
>> „Rache. Geschichte und Fantasie“. Jüdisches Museum, Bertha-Pappenheim-Platz 1, 18. März-17. Juli, Öffnungszeiten: Dienstag-Sonntag 10-17 Uhr
18. März 2022, 12.59 Uhr
Laura Oehl

Laura Oehl
Jahrgang 1994, Studium der Musikwissenschaft an der Goethe-Universität Frankfurt, Journalismus-Master an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, seit Dezember 2020 beim JOURNAL FRANKFURT. Mehr von Laura
Oehl >>
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