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Galerie Das Bilderhaus
Der diskrete Charme der Grundwasserabsenkanlage
Drunter und drüber: Seit Anfang April zeigt die Galerie Das Bilderhaus eine besondere Ausstellung von Leonore Poth. Im Fokus steht die Frankfurter Grundwasserabsenkanlage.
Leonore Poth war unterwegs mit dem Rad zu ihrem neuen Atelier in der Hellerhofsiedlung, als ihr diese seltsame Kontraption auffiel: „Riesengroße, rosa Rohre, die sich quer durch die Stadt schlängeln.“ Die Künstlerin hatte keine Ahnung, was es damit auf sich hatte. Ein Atelierbesucher konnte irgendwann aufklären. Es handelte sich hier um eine Grundwasserabsenkanlage, die das Grundwasser während des Baus der neuen U-Bahn aus dem Boden pumpt. Die braucht es, bis später eine Betonwanne in den Bahnschacht eingesetzt wird. Solange wird die Anlage bestehen bleiben – und Kilometer entlang ihren ganz eigenen ästhetischen Reiz entfalten, wie Poth beschreibt: „Sehr eindrucksvoll geht es drunter und drüber mit Rosa, dann mit Schwarz in den Hafentunnel wieder rein, um Rosa wieder rauszukommen, und dann, irgendwann hinter dem Gerippten, geht das Wasser mit einem gelben Rohr in den Main.“ Eine aufwändige Konstruktion, die der hohen Qualität des Grundwassers an dieser Stelle geschuldet ist. Deshalb geht es nicht direkt ins Abwasser, wo es dann unnötig wieder aufbereitet werden müsste, sondern fließt dem Main zu.
„Mich hat das optisch interessiert“, sagt Leonore Poth, „weil es schon sehr eindrucksvoll das Stadtbild verändert“. Also nahm sie sich die Grundwasserabsenkanlage zum Thema und benannte ihre neue Bildserie gleich entsprechend. Hier finden sich nun Details der temporären Stadtarchitektur: Rohre, gerade und um die Kurve führend, Verbindungsstücke, Stützpfeiler, unbenannte Häuser im Hintergrund, schließlich der Main, in den alles fließt. Es sind skizzenhafte Zeichnungen aus Pastellkreide, die auf ihr Wesentliches reduziert erscheinen – wobei das, was wesentlich ist, freilich allein der künstlerischen Auswahl obliegt. Autos beispielsweise findet Leonore Poth störend.
Stadtbildkunst: von Gullideckeln und Fassaden bis Leitungen
Sie will den Haupteindruck einer Ansicht auf Papier bringen. So macht sie es seit vielen Jahren mit allen möglichen Dingen, die ihr im Stadtbild auffallen, mit Gullideckeln, Bauschildern, Rohren, Leitungen, Fassaden, Wasser. Im Historischen Museum konnte man zuletzt eine Reihe mit Riesenbaustellen entdecken. Poth fotografiert mit dem Handy oder skizziert auf dem Zeichenblock, die eigentliche Arbeit findet aber später im Atelier statt. Allein schon, weil sie auf größerem Format und mit der volatilen Pastellkreide zeichnet: „Die Papiergröße passt gut zu mir – wie ich dann mit dem Arm aushole, mit welchem Schwung ich die Linien führe.“
Ein Schlenker, quer © Leonore Poth
So zeigt Leonore Poth Stadt, wie sie auch ist. Eine Ansammlung von Schmutz und Lärm, Bauvorhaben, permanentes Provisorium. Der Bagger hält dabei immer wieder Einzug in ihre Arbeiten, auch die bewegten. Neben Zeichnungen fertigt Poth Kinderbuchillustrationen und fabelhafte Animationsfilme. „Ich wandere zwischen den Angewandten und den Freien“, sagt die Künstlerin. Die Grundwasserabsenkanlage wird noch eine Weile das Frankfurt-Panorama bestimmen, aber für Leonore Poth ist das Motiv abgeschlossen. Bald wird sie sich dann anderen Zwischenzuständen zuwenden.
Info
Leonore Poth: Grundwasserabsenkanlage, Galerie Das Bilderhaus, Hermannstraße 41, 1.–28.4., Vernissage am 31.3., Mo–Mi 16–19,
So 14–17 Uhr
„Mich hat das optisch interessiert“, sagt Leonore Poth, „weil es schon sehr eindrucksvoll das Stadtbild verändert“. Also nahm sie sich die Grundwasserabsenkanlage zum Thema und benannte ihre neue Bildserie gleich entsprechend. Hier finden sich nun Details der temporären Stadtarchitektur: Rohre, gerade und um die Kurve führend, Verbindungsstücke, Stützpfeiler, unbenannte Häuser im Hintergrund, schließlich der Main, in den alles fließt. Es sind skizzenhafte Zeichnungen aus Pastellkreide, die auf ihr Wesentliches reduziert erscheinen – wobei das, was wesentlich ist, freilich allein der künstlerischen Auswahl obliegt. Autos beispielsweise findet Leonore Poth störend.
Sie will den Haupteindruck einer Ansicht auf Papier bringen. So macht sie es seit vielen Jahren mit allen möglichen Dingen, die ihr im Stadtbild auffallen, mit Gullideckeln, Bauschildern, Rohren, Leitungen, Fassaden, Wasser. Im Historischen Museum konnte man zuletzt eine Reihe mit Riesenbaustellen entdecken. Poth fotografiert mit dem Handy oder skizziert auf dem Zeichenblock, die eigentliche Arbeit findet aber später im Atelier statt. Allein schon, weil sie auf größerem Format und mit der volatilen Pastellkreide zeichnet: „Die Papiergröße passt gut zu mir – wie ich dann mit dem Arm aushole, mit welchem Schwung ich die Linien führe.“
Ein Schlenker, quer © Leonore Poth
So zeigt Leonore Poth Stadt, wie sie auch ist. Eine Ansammlung von Schmutz und Lärm, Bauvorhaben, permanentes Provisorium. Der Bagger hält dabei immer wieder Einzug in ihre Arbeiten, auch die bewegten. Neben Zeichnungen fertigt Poth Kinderbuchillustrationen und fabelhafte Animationsfilme. „Ich wandere zwischen den Angewandten und den Freien“, sagt die Künstlerin. Die Grundwasserabsenkanlage wird noch eine Weile das Frankfurt-Panorama bestimmen, aber für Leonore Poth ist das Motiv abgeschlossen. Bald wird sie sich dann anderen Zwischenzuständen zuwenden.
Leonore Poth: Grundwasserabsenkanlage, Galerie Das Bilderhaus, Hermannstraße 41, 1.–28.4., Vernissage am 31.3., Mo–Mi 16–19,
So 14–17 Uhr
6. April 2024, 12.16 Uhr
Katharina Cichosch
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Text: Christoph Schröder / Foto: © Harald Schröder
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