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Frankfurt schaut einen Film
Ein Tag, ein Film, volles Programm
Eine Stadt wird Kino: Für die zweite Auflage der Reihe „Frankfurt schaut einen Film“ steht mit „Unter dir die Stadt“ ein Arthouse-Drama am Sonntag im Mittelpunkt.
Eine Stadt wird Kino: Mit Doris Dörries Krimi „Happy Birthday, Türke“ erwies sich die von Film- und Medienreferentin Svetlana Svyatskaya angestoßene Initiative, einen ganzen Tag einem in Frankfurt gedrehten Film zu widmen, als voller Erfolg. Trotz Pandemie-Nachwirkungen zeigte sich das Organisationsteam über die Resonanz der elf Veranstaltungen im Oktober 2022 erfreut. Eigentlich als jährliche Einrichtung geplant, erwies sich weniger die Findung eines Nachfolgewerks, sondern mehr die Koordination mit Gästen und Kinos als schwierig. Deshalb war ein Termin im Herbst 2023 nicht zu halten. Daniela Fend vom Filmbüro Hessen sagt dazu: „Es war uns sehr wichtig, dass die Kinos dieses Mal stärker eingebunden waren. Viele einzelne Institutionen hängen da mit dran.“
Frankfurt wird Kino
Nach der Aufmerksamkeit, die Christoph Hochhäuslers Fassbinder-Hommage „Bis ans Ende der Nacht“ im letzten Jahr erfuhr, wählte das Team um Fend und (erstmals) Produzentin Simone Molitor, beide Filmbüro-Projektleiterinnen, nun dessen dritten Spielfilm aus, der im Jahr 2010 vor der Skyline entstand, diese jedoch nicht als bloße Kulisse, sondern zentralen Handlungsort nutzte. In „Unter dir die Stadt“ versetzt der berechnende Bankier Roland Cordes seinen Untergebenen Oliver Steve auf einen Posten nach Indonesien, um die Bahn für dessen gelangweilte Frau Svenja frei zu haben. Gewissermaßen verlegte Hochhäusler die biblische Geschichte von David und Bathseba um ein Verbrechen aus Liebe hier in die Frankfurter Finanzwelt. Dem Schweizer Theaterstar Robert Hunger-Bühler gelang mit der ambivalenten Hauptrolle seinerzeit der Durchbruch zum vielbeschäftigten Kino- und TV-Akteur. Außer der ebenfalls als Gast bestätigten Nicolette Krebitz wird er stellvertretend für den Cast bei zwei Diskussionsrunden anwesend sein. Mark Waschke, der gehörnte Ehemann, konnte aufgrund von Dreharbeiten nicht eingeplant werden. Simone Molitor: „Zu jedem einzelnen Gast wurde extra ein Programm kuratiert.“ Vertreten sind u.a. Produzentin Bettina Brokemper, Drehbuchautor Ulrich Peltzer, Kameramann Bernhard Keller samt weiterer Gäste wie Anna Schoeppe von Hessen Film & Medien.
Die Mainmetropole Frankfurt als Drehort
Regisseur Christoph Hochhäusler – natürlich ebenfalls anwesend – zeigt sich von dem Projekt vollauf begeistert: „Ich finde die ganze Initiative wunderbar, eine Stadt in ein gemeinsames Gespräch zu verwickeln, und zwar auch über die Stadt selbst – im Wandel der Zeit. Es ist immer mein Traum gewesen, mit Filmen Gegenstand und Katalysator einer Unterhaltung zu werden. Filme stehen ja nie nur für sich. Insofern freut es mich besonders, dass diese Ehre einem meiner Filme gilt.
Ein Glücksfall!“
Zur Mainmetropole als Drehort sagt er: „Frankfurt war für mich immer ein besonderer Ort, fast wie ein Modell von Stadt, auch weil die visuelle Gestalt schnell zu erfassen ist. Ich könnte sofort eine Skizze der Stadt anfertigen: Museumsufer, Main, Dom, Hochhäuser, Bahnhof und so weiter. Für eine vergleichbare Skizze wäre Berlin zum Beispiel viel zu amorph.“ Stärker als zu den Dreharbeiten fielen seine Erinnerungen an die Vorbereitungen aus: „Wir wohnten in Bahnhofsnähe, ein Viertel, das ich sehr mag. Und in der Vorbereitung hat man gewissermaßen eine ‚Lizenz zur Neugier‘. Man kann sich Orte zeigen lassen, die im Alltag verschlossen bleiben. So habe ich das Innere einiger der Türme gesehen, war auf dem Dach des Commerzbank-Towers, im Innern des Silver Towers, der damals saniert wurde, und vieles mehr.“ Diese Drehorte, darunter auch das Hotel „Le Méridien“, kann man gemeinsam mit zwei Location-Scouts und Felix Fischl vom Filmhaus Frankfurt am Kinotag besichtigen.
Bis auf die E-Kinos, die Ende April ohnehin leider ihre Tore schließen, zeigten sich die restlichen Lichtspielhäuser von der Initiative überzeugt. Simone Molitor: „Die gesamten Kinos sind alle super erfreut, dass sie dabei sind. Es läuft sehr gut an.“ Hochhäusler selbst bleibt bei seinem gerade in der Entstehung befindlichen Gangsterfilm mit Schauplatz Brüssel übrigens dem Thema treu: „Ich sehe da gewisse Ähnlichkeiten zur Bankenwelt.“
Info
Frankfurt schaut einen Film, 17. März, diverse Orte & Kinos, www.frankfurtschauteinenfilm.de
Nach der Aufmerksamkeit, die Christoph Hochhäuslers Fassbinder-Hommage „Bis ans Ende der Nacht“ im letzten Jahr erfuhr, wählte das Team um Fend und (erstmals) Produzentin Simone Molitor, beide Filmbüro-Projektleiterinnen, nun dessen dritten Spielfilm aus, der im Jahr 2010 vor der Skyline entstand, diese jedoch nicht als bloße Kulisse, sondern zentralen Handlungsort nutzte. In „Unter dir die Stadt“ versetzt der berechnende Bankier Roland Cordes seinen Untergebenen Oliver Steve auf einen Posten nach Indonesien, um die Bahn für dessen gelangweilte Frau Svenja frei zu haben. Gewissermaßen verlegte Hochhäusler die biblische Geschichte von David und Bathseba um ein Verbrechen aus Liebe hier in die Frankfurter Finanzwelt. Dem Schweizer Theaterstar Robert Hunger-Bühler gelang mit der ambivalenten Hauptrolle seinerzeit der Durchbruch zum vielbeschäftigten Kino- und TV-Akteur. Außer der ebenfalls als Gast bestätigten Nicolette Krebitz wird er stellvertretend für den Cast bei zwei Diskussionsrunden anwesend sein. Mark Waschke, der gehörnte Ehemann, konnte aufgrund von Dreharbeiten nicht eingeplant werden. Simone Molitor: „Zu jedem einzelnen Gast wurde extra ein Programm kuratiert.“ Vertreten sind u.a. Produzentin Bettina Brokemper, Drehbuchautor Ulrich Peltzer, Kameramann Bernhard Keller samt weiterer Gäste wie Anna Schoeppe von Hessen Film & Medien.
Regisseur Christoph Hochhäusler – natürlich ebenfalls anwesend – zeigt sich von dem Projekt vollauf begeistert: „Ich finde die ganze Initiative wunderbar, eine Stadt in ein gemeinsames Gespräch zu verwickeln, und zwar auch über die Stadt selbst – im Wandel der Zeit. Es ist immer mein Traum gewesen, mit Filmen Gegenstand und Katalysator einer Unterhaltung zu werden. Filme stehen ja nie nur für sich. Insofern freut es mich besonders, dass diese Ehre einem meiner Filme gilt.
Ein Glücksfall!“
Zur Mainmetropole als Drehort sagt er: „Frankfurt war für mich immer ein besonderer Ort, fast wie ein Modell von Stadt, auch weil die visuelle Gestalt schnell zu erfassen ist. Ich könnte sofort eine Skizze der Stadt anfertigen: Museumsufer, Main, Dom, Hochhäuser, Bahnhof und so weiter. Für eine vergleichbare Skizze wäre Berlin zum Beispiel viel zu amorph.“ Stärker als zu den Dreharbeiten fielen seine Erinnerungen an die Vorbereitungen aus: „Wir wohnten in Bahnhofsnähe, ein Viertel, das ich sehr mag. Und in der Vorbereitung hat man gewissermaßen eine ‚Lizenz zur Neugier‘. Man kann sich Orte zeigen lassen, die im Alltag verschlossen bleiben. So habe ich das Innere einiger der Türme gesehen, war auf dem Dach des Commerzbank-Towers, im Innern des Silver Towers, der damals saniert wurde, und vieles mehr.“ Diese Drehorte, darunter auch das Hotel „Le Méridien“, kann man gemeinsam mit zwei Location-Scouts und Felix Fischl vom Filmhaus Frankfurt am Kinotag besichtigen.
Bis auf die E-Kinos, die Ende April ohnehin leider ihre Tore schließen, zeigten sich die restlichen Lichtspielhäuser von der Initiative überzeugt. Simone Molitor: „Die gesamten Kinos sind alle super erfreut, dass sie dabei sind. Es läuft sehr gut an.“ Hochhäusler selbst bleibt bei seinem gerade in der Entstehung befindlichen Gangsterfilm mit Schauplatz Brüssel übrigens dem Thema treu: „Ich sehe da gewisse Ähnlichkeiten zur Bankenwelt.“
Frankfurt schaut einen Film, 17. März, diverse Orte & Kinos, www.frankfurtschauteinenfilm.de
13. März 2024, 12.46 Uhr
Gregor Ries
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Museum des eigenen Lebens: Ein Gang durch die „Plunderkammer“. Am Dienstag liest die Autorin und Stoltze-Preisträgerin Eva Demski im Frankfurter Mousonturm aus ihrem neuen Buch.
Text: Christoph Schröder / Foto: © Harald Schröder
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