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Filmpremieren in Frankfurt
Schätze des deutschen und usbekischen Kinos
Von Verbrechen in der Kolonial- und NS-Zeit bis hin zu Rassismus unserer Tage: Auch im Mai stehen viele Filmpremieren und Klassiker in den Frankfurter Kinos auf dem Programm. Eine Werkschau des Filmkollektivs widmet sich der sowjetischen Kinematografie.
Gleich mit mehreren prominenten Namen kann das DFF-Kino im Mai aufwarten. Zu den schon vertrauten Namen gehört Margarethe von Trotta, die ihr aktuelles Werk „Ingeborg Bachmann – Reise in die Wüste“ (Sonntag, 5. Mai, 19.30 Uhr) innerhalb der Reihe „Was tut sich – im deutschen Film?“ vorstellen wird. Im Mittelpunkt steht die toxische Künstlerbeziehung zwischen Ingeborg Bachmann (Vicky Krieps) und Max Frisch (Ronald Zehrfeld). In der Rahmenhandlung reist die Schriftstellerin zwecks Abnabelung mit einem jüngeren Autor nach Marokko. Im Brennpunkt steht der Konflikt aus Eifersucht, Kontrolle und Autonomie zwischen der verletzlichen Schriftstellerin und ihrem besitzergreifenden Schweizer Kollegen. Von Trotta spricht mit Margit Frölich von der Evangelischen Akademie über die Dreharbeiten.
Erfreulicherweise konnte man doch noch Mario Adorf zu einem Abend im Filmmuseum gewinnen. Schon 2020 sollte das Gespräch mit Urs Spörri stattfinden, was die Pandemie jedoch verhinderte. Der abgesagte Termin mit dem internationalen Star soll nun am Mittwoch, 29. Mai, um 19 Uhr nachgeholt werden. Nach dem rund einstündigen Gespräch läuft um 20.30 Uhr bei gesondertem Eintritt Adorfs Durchbruch „Nachts wenn der Teufel kam“ von 1957. Der Mime glänzt hier als Serienmörder Bruno Lüdke. Als Adorf erfuhr, dass der geistig behinderte Mann die Verbrechen in der NS-Zeit vermutlich nicht begangen hat, entschuldigte er sich inzwischen für die Tatsachenverzerrung.
Am Freitag, 10. Mai, stellt Anni Seitz um 18 Uhr hier ihren Dokumentarfilm „Du kannst mich fragen was du willst“ über ihren Großvater Franz Seitz vor. Der legendäre Münchner Filmproduzent lancierte mit Klamauk wie der „Lümmel von der ersten Bank“-Reihe oder Heimatfilmen zahlreiche Kassenschlager in der Nachkriegszeit. Später konzentrierte er sich mehr auf Arthouse-Werke wie „Die Blechtrommel“ oder „Doktor Faustus“ nach eigener Regie. Anni Seitz interviewte dazu zahlreiche Weggefährten wie Hans Fischer oder Uschi Glas.
Filmkollektiv meldet sich usbekischer Filmkunst zurück
Auch das Filmkollektiv meldet sich nach kurzer Pause zurück. Gary Vanisian begibt sich stets auf die Suche nach weniger bekannten, internationalen Meistern der Filmkunst. Mit neun Langfilmen und einem Kurzfilm präsentieren er und weitere Kuratoren im Mai das Werk des 1937 in Taschkent geborenen Filmemachers Ali Chamrajew. Als einer der bedeutendsten Regisseure des usbekischen Kinos nahmen seine bildgewaltigen Parabeln wie „Die siebte Kugel“ häufiger Anleihen beim Western oder Abenteuerkino. Chamrajew und seine Frau Gulbustan Taschbajewa als Darstellerin in einigen der Filme werden vom 23. bis 26. Mai die Klassiker im DFF-Kino selbst vorstellen.
Regisseur Kanwal Sethi präsentiert am Dienstag, 7. Mai, um 18 Uhr in der Harmonie sein Drama „Was von der Liebe bleibt“. Nach der Ermordung seiner kurdischen Frau Yasemin gerät der Türke Ilyas (Serkan Kaya) selbst in den Verdacht der Ermittler. In der puzzleartigen Inszenierung muss er sich Vorurteilen und den Erinnerungen an die Stärke seiner Liebe stellen.
Dokumentarfilm „Queer Exile Berlin“ zeigt politische Aktivistinnen, Dragqueens und Performance-Künstler
Am Dienstag, 28. Mai, um 20.45 Uhr besucht Jochen Hick erneut die Harmonie Kinos. Mit Arbeiten wie „Sex/Life in L.A.“ oder „Mein wunderbares West-Berlin“ erwies sich der Dokumentarfilmer seit den Achtzigern als Subkultur-Chronist nicht nur in hiesigen Gefilden. In „Queer Exile Berlin“ porträtiert er unter anderem politische Aktivistinnen, Dragqueens und Performance-Künstler.
Viel beachtet auf der Berlinale wurde „Das leere Grab“ (Mal Seh’n, ab 23. Mai) von Agnes Lisa Wegner und Cece Mlay. Darin begeben sich Familien von Kolonialismusopfern auf der Suche nach geraubten Schädeln und Knochen zu Berliner und New Yorker Museen. In verschiedenen Schauplätzen werden deutsche Verfehlungen und die Ausbeutungen fremder Kulturen ersichtlich. Wegner und Mlay werden am Freitag, 24. Mai, um 17.30 Uhr im Mal Seh’n anwesend sein. Innerhalb der Tagung „Globale Perspektiven“ zeigt die Evangelische Akademie am Römer das kritische Werk zuvor am Dienstag, 14. Mai, um 20 Uhr.
Erfreulicherweise konnte man doch noch Mario Adorf zu einem Abend im Filmmuseum gewinnen. Schon 2020 sollte das Gespräch mit Urs Spörri stattfinden, was die Pandemie jedoch verhinderte. Der abgesagte Termin mit dem internationalen Star soll nun am Mittwoch, 29. Mai, um 19 Uhr nachgeholt werden. Nach dem rund einstündigen Gespräch läuft um 20.30 Uhr bei gesondertem Eintritt Adorfs Durchbruch „Nachts wenn der Teufel kam“ von 1957. Der Mime glänzt hier als Serienmörder Bruno Lüdke. Als Adorf erfuhr, dass der geistig behinderte Mann die Verbrechen in der NS-Zeit vermutlich nicht begangen hat, entschuldigte er sich inzwischen für die Tatsachenverzerrung.
Am Freitag, 10. Mai, stellt Anni Seitz um 18 Uhr hier ihren Dokumentarfilm „Du kannst mich fragen was du willst“ über ihren Großvater Franz Seitz vor. Der legendäre Münchner Filmproduzent lancierte mit Klamauk wie der „Lümmel von der ersten Bank“-Reihe oder Heimatfilmen zahlreiche Kassenschlager in der Nachkriegszeit. Später konzentrierte er sich mehr auf Arthouse-Werke wie „Die Blechtrommel“ oder „Doktor Faustus“ nach eigener Regie. Anni Seitz interviewte dazu zahlreiche Weggefährten wie Hans Fischer oder Uschi Glas.
Auch das Filmkollektiv meldet sich nach kurzer Pause zurück. Gary Vanisian begibt sich stets auf die Suche nach weniger bekannten, internationalen Meistern der Filmkunst. Mit neun Langfilmen und einem Kurzfilm präsentieren er und weitere Kuratoren im Mai das Werk des 1937 in Taschkent geborenen Filmemachers Ali Chamrajew. Als einer der bedeutendsten Regisseure des usbekischen Kinos nahmen seine bildgewaltigen Parabeln wie „Die siebte Kugel“ häufiger Anleihen beim Western oder Abenteuerkino. Chamrajew und seine Frau Gulbustan Taschbajewa als Darstellerin in einigen der Filme werden vom 23. bis 26. Mai die Klassiker im DFF-Kino selbst vorstellen.
Regisseur Kanwal Sethi präsentiert am Dienstag, 7. Mai, um 18 Uhr in der Harmonie sein Drama „Was von der Liebe bleibt“. Nach der Ermordung seiner kurdischen Frau Yasemin gerät der Türke Ilyas (Serkan Kaya) selbst in den Verdacht der Ermittler. In der puzzleartigen Inszenierung muss er sich Vorurteilen und den Erinnerungen an die Stärke seiner Liebe stellen.
Am Dienstag, 28. Mai, um 20.45 Uhr besucht Jochen Hick erneut die Harmonie Kinos. Mit Arbeiten wie „Sex/Life in L.A.“ oder „Mein wunderbares West-Berlin“ erwies sich der Dokumentarfilmer seit den Achtzigern als Subkultur-Chronist nicht nur in hiesigen Gefilden. In „Queer Exile Berlin“ porträtiert er unter anderem politische Aktivistinnen, Dragqueens und Performance-Künstler.
Viel beachtet auf der Berlinale wurde „Das leere Grab“ (Mal Seh’n, ab 23. Mai) von Agnes Lisa Wegner und Cece Mlay. Darin begeben sich Familien von Kolonialismusopfern auf der Suche nach geraubten Schädeln und Knochen zu Berliner und New Yorker Museen. In verschiedenen Schauplätzen werden deutsche Verfehlungen und die Ausbeutungen fremder Kulturen ersichtlich. Wegner und Mlay werden am Freitag, 24. Mai, um 17.30 Uhr im Mal Seh’n anwesend sein. Innerhalb der Tagung „Globale Perspektiven“ zeigt die Evangelische Akademie am Römer das kritische Werk zuvor am Dienstag, 14. Mai, um 20 Uhr.
3. Mai 2024, 18.31 Uhr
Gregor Ries
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Museum des eigenen Lebens: Ein Gang durch die „Plunderkammer“. Am Dienstag liest die Autorin und Stoltze-Preisträgerin Eva Demski im Frankfurter Mousonturm aus ihrem neuen Buch.
Text: Christoph Schröder / Foto: © Harald Schröder
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