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Freddy Kruegers Erben im Lockdown-Terror
Gleich drei Filmfestivals buhlen in den nächsten Tagen um die Cineastengunst. Außer dem Fantasy Filmfest, Queer Film Festival und exf f. wartet The Greek Film Festival zum zweiten Mal im Eldorado auf.
Auf den ersten Blick haben Fantasy Filmfest, Queer FilmFestival und exf f. (Tage des experimentellen Films Frankfurt) nichts miteinander zu tun. Nimmt man aber Jennifer Reeders „Perpetrator“ (Sonntag, 10. September, 22 Uhr, Harmonie), finden sich Elemente aus allen drei Veranstaltungen vereint. Das auf der Berlinale nicht unumstrittene Werk von deren Stammgast Reeder vereint surreale Elemente, eine (nur kurz angerissene) lesbische Liebesgeschichte und reichlich Blut als Symbol für Menstruation.
Es dreht sich erneut um verschwundene Jugendliche
Wie in „Knives and Skin“ (2019) dreht sich der Plot neben den verstörenden Symptomen einer Achtzehnjährigen erneut um verschwundene Jugendliche. Reeders Inszenierung erweist sich als ähnlich hysterisch-überdreht wie die meisten ihrer Charaktere, wobei der bissige Body Horror- und Teenage Angst-Schocker zunehmend Spannung aufbaut.
„Perpetrator“ ist neben 31 weiteren Genrebeispielen und dem Kurzfilmprogramm „Get Shorty“ vom 6.-13. September auf dem 37. Fantasy Filmfest in der Harmonie zu sehen.
Ein Doug im Rollstuhl sorgt dank trainierter Vierbeiner-Freunde für Gerechtigkeit
Amanda Neil Eus malysische Produktion „Tiger Stripes“ (Dienstag, 12.September, 18 Uhr) zielt in die gleiche Richtung. Hier dient die allmähliche Verwandlung einer gemobbten Schülerin in eine Tigerfrau wieder als Zeichen für Dissonanzen in der Pubertät. Trotz blutiger Momente passt die ungewöhnliche Studie zu weiblicher Identität mehr zum Lucas-Kinder/Jugendfilmfest, wo die deutsche Co-Produktion im Oktober ebenfalls gezeigt wird.
Eröffnet wird das FFF mit Luc Bessons „DogMan“ (6. September, 19 Uhr) als Variante des Siebziger-Rattendompteur-Rachedramas „Willard“. Hier ist es der an einen Rollstuhl gefesselte Doug, der dank seiner trainierten vierbeinigen Freunde für Gerechtigkeit sorgt.
Mutierte Katzenfrauen rücken den Männern mit Beilen und Schusswaffen zu Leibe
Hat man erst einmal die Rollenklischees wie Clemens Schick als prügelnder Vater hinter sich gelassen, gewinnt das Krimidrama besonders dank der tierischen Akteure an Intensität. In dem schrillen „Mad Cats“ (Samstag, 9. September, 22.45 Uhr) sind es mutierte Katzenfrauen, die den Männern mit Beilen und Schusswaffen zu Leibe rücken. Ein solcher Film aus Klamauk, überdrehter Action und ohne wirkliche Logik kann eigentlich nur aus Japan kommen.
Im Szenario des Corona-Lockdowns
Mit „The Harbinger“ (Montag, 11. September, 15.15 Uhr) reagierte Andy Mitton auf den Corona-Lockdown. Die Isolation der beiden Protagonistinnen dient als ideale Brutstätte für einen Dämon mit Pestdoktor-Maske, der sich in ihren (Alb-)Träumen festsetzt. Nicht ungeschickt spielt der Low Budget-Thriller mit Ängsten und Paranoia.
Bittersüße Erinnerung an eine heimliche Beziehung
„Die besten queeren Filme des Jahres“ verspricht das „Queer Film Festival“ vom 7. -13. September im Cinema und Mal Seh’n Kino. Die meisten der internationalen Arbeiten stammen von dem Berliner Verleih Salzgeber, nicht aber der Eröffnungsfilm: In „Hör auf zu lügen“ kehrt Bestsellerautor Stéphane Belcourt erstmals seit seiner Jugend in seine Heimat zurück. Kurz nach der Ankunft stellt er fest, dass sein Kontaktmann Lucas der Sohn seiner ersten großen Liebe Thomas ist (gespielt von Belmondo-Neffe Victor).
Die auf zwei Zeitebenen angelegte Romanadaption entwickelt sich als bittersüße Erinnerung an eine heimliche Beziehung, die an Konventionen und Verboten zerbrach. Guillaume de Tonquédec darf beweisen, dass er mehr als nur ein talentierter Komödiant ist. (Donnerstag, 7. September., 20 Uhr, Mal Seh’n/Samstag, 9. September, 18.30 Uhr, Cinema).
In der Schule darf niemand wissen, dass Sportlehrerin Jean lesbisch ist
Sportlehrerin Jean sieht sich in „Blue Jean“ Ende der Achtziger zu einem Doppelleben gezwungen: In der Schule darf niemand wissen, dass sie lesbisch ist, sonst würde die Pädagogin ihren Job verlieren. Als Jean in einer Lesben-Bar einer ihrer Schülerinnen begegnet, befindet sie sich in der Zwickmühle. Georgia Ockleys Drama lebt von der glaubwürdigen Zeichnung der rigorosen Thatcher-Ära, verzichtet jedoch nicht auf Stereotypen. (Donnerstag, 7. September., 18.30 Uhr, Cinema/Freitag, 8. September, 20 Uhr).
Mehrfach ausgezeichnet wurde „Mutt“ als sensibles Coming-of-Age-Drama über die komplexe Herausforderung des Trans-Seins, das innerhalb von 24 Stunden im New Yorker Sommer angesiedelt ist (Montag 11. September, 18 Uhr, Mal Seh’n/Dienstag, 12. September, 16. 15 Uhr, Cinema). Hanno Hirsch wird sein Coming-Out-Drama „Drifter“ am 10. September selbst vorstellen.
Stummikone Germaine Dulac ist mit kurzem Werk vertreten
Gunter Deller vom Mal Seh’n-Kino darf bei „exf f.“ im Frankfurt-Super 8-Programm neben James Edmonds und Kubelka-Schüler Theo Thiesmeier nicht fehlen (Samstag, 9. September, Städelschule). Ansonsten dreht sich das von 7. bis 10. September im DFF-Kino und der Pupille angesetzte Festival um Künstlerinnen wie Amy Halpern oder Sandra Lahire mit Schwerpunkt auf die englische Filmszene der Achtziger. Sogar Stummikone Germaine Dulac ist mit einem kurzen Werk vertreten. Ebenso wird das Werk des (wie einst Deller) mit der Bolex arbeitenden Amerikaners Robert Beavers in drei Programmen präsentiert. Ausführliche Einleitungen gehören zum Konzept des dreiköpfigen Teams.
Mit fünf Filmen samt anwesenden Filmemachern besucht das Greek Film Festival am 16./17. September zum zweiten Mal Frankfurt. Zu entdecken sind unter anderem der Dokumentarfilm „5 1/2 Years“ (Sonntag, 17. September, 16 Uhr) über den Prozeß gegen die rechtsextreme Partei Goldene Morgenröte oder im Anschluss um 18 Uhr Griechenlands Oscar-Vorschlag „Magnetic Fields“ über die Inselreise eines Paars in eigenwilliger Camcorder-Ästethik.
Wie in „Knives and Skin“ (2019) dreht sich der Plot neben den verstörenden Symptomen einer Achtzehnjährigen erneut um verschwundene Jugendliche. Reeders Inszenierung erweist sich als ähnlich hysterisch-überdreht wie die meisten ihrer Charaktere, wobei der bissige Body Horror- und Teenage Angst-Schocker zunehmend Spannung aufbaut.
„Perpetrator“ ist neben 31 weiteren Genrebeispielen und dem Kurzfilmprogramm „Get Shorty“ vom 6.-13. September auf dem 37. Fantasy Filmfest in der Harmonie zu sehen.
Amanda Neil Eus malysische Produktion „Tiger Stripes“ (Dienstag, 12.September, 18 Uhr) zielt in die gleiche Richtung. Hier dient die allmähliche Verwandlung einer gemobbten Schülerin in eine Tigerfrau wieder als Zeichen für Dissonanzen in der Pubertät. Trotz blutiger Momente passt die ungewöhnliche Studie zu weiblicher Identität mehr zum Lucas-Kinder/Jugendfilmfest, wo die deutsche Co-Produktion im Oktober ebenfalls gezeigt wird.
Eröffnet wird das FFF mit Luc Bessons „DogMan“ (6. September, 19 Uhr) als Variante des Siebziger-Rattendompteur-Rachedramas „Willard“. Hier ist es der an einen Rollstuhl gefesselte Doug, der dank seiner trainierten vierbeinigen Freunde für Gerechtigkeit sorgt.
Hat man erst einmal die Rollenklischees wie Clemens Schick als prügelnder Vater hinter sich gelassen, gewinnt das Krimidrama besonders dank der tierischen Akteure an Intensität. In dem schrillen „Mad Cats“ (Samstag, 9. September, 22.45 Uhr) sind es mutierte Katzenfrauen, die den Männern mit Beilen und Schusswaffen zu Leibe rücken. Ein solcher Film aus Klamauk, überdrehter Action und ohne wirkliche Logik kann eigentlich nur aus Japan kommen.
Mit „The Harbinger“ (Montag, 11. September, 15.15 Uhr) reagierte Andy Mitton auf den Corona-Lockdown. Die Isolation der beiden Protagonistinnen dient als ideale Brutstätte für einen Dämon mit Pestdoktor-Maske, der sich in ihren (Alb-)Träumen festsetzt. Nicht ungeschickt spielt der Low Budget-Thriller mit Ängsten und Paranoia.
„Die besten queeren Filme des Jahres“ verspricht das „Queer Film Festival“ vom 7. -13. September im Cinema und Mal Seh’n Kino. Die meisten der internationalen Arbeiten stammen von dem Berliner Verleih Salzgeber, nicht aber der Eröffnungsfilm: In „Hör auf zu lügen“ kehrt Bestsellerautor Stéphane Belcourt erstmals seit seiner Jugend in seine Heimat zurück. Kurz nach der Ankunft stellt er fest, dass sein Kontaktmann Lucas der Sohn seiner ersten großen Liebe Thomas ist (gespielt von Belmondo-Neffe Victor).
Die auf zwei Zeitebenen angelegte Romanadaption entwickelt sich als bittersüße Erinnerung an eine heimliche Beziehung, die an Konventionen und Verboten zerbrach. Guillaume de Tonquédec darf beweisen, dass er mehr als nur ein talentierter Komödiant ist. (Donnerstag, 7. September., 20 Uhr, Mal Seh’n/Samstag, 9. September, 18.30 Uhr, Cinema).
Sportlehrerin Jean sieht sich in „Blue Jean“ Ende der Achtziger zu einem Doppelleben gezwungen: In der Schule darf niemand wissen, dass sie lesbisch ist, sonst würde die Pädagogin ihren Job verlieren. Als Jean in einer Lesben-Bar einer ihrer Schülerinnen begegnet, befindet sie sich in der Zwickmühle. Georgia Ockleys Drama lebt von der glaubwürdigen Zeichnung der rigorosen Thatcher-Ära, verzichtet jedoch nicht auf Stereotypen. (Donnerstag, 7. September., 18.30 Uhr, Cinema/Freitag, 8. September, 20 Uhr).
Mehrfach ausgezeichnet wurde „Mutt“ als sensibles Coming-of-Age-Drama über die komplexe Herausforderung des Trans-Seins, das innerhalb von 24 Stunden im New Yorker Sommer angesiedelt ist (Montag 11. September, 18 Uhr, Mal Seh’n/Dienstag, 12. September, 16. 15 Uhr, Cinema). Hanno Hirsch wird sein Coming-Out-Drama „Drifter“ am 10. September selbst vorstellen.
Gunter Deller vom Mal Seh’n-Kino darf bei „exf f.“ im Frankfurt-Super 8-Programm neben James Edmonds und Kubelka-Schüler Theo Thiesmeier nicht fehlen (Samstag, 9. September, Städelschule). Ansonsten dreht sich das von 7. bis 10. September im DFF-Kino und der Pupille angesetzte Festival um Künstlerinnen wie Amy Halpern oder Sandra Lahire mit Schwerpunkt auf die englische Filmszene der Achtziger. Sogar Stummikone Germaine Dulac ist mit einem kurzen Werk vertreten. Ebenso wird das Werk des (wie einst Deller) mit der Bolex arbeitenden Amerikaners Robert Beavers in drei Programmen präsentiert. Ausführliche Einleitungen gehören zum Konzept des dreiköpfigen Teams.
Mit fünf Filmen samt anwesenden Filmemachern besucht das Greek Film Festival am 16./17. September zum zweiten Mal Frankfurt. Zu entdecken sind unter anderem der Dokumentarfilm „5 1/2 Years“ (Sonntag, 17. September, 16 Uhr) über den Prozeß gegen die rechtsextreme Partei Goldene Morgenröte oder im Anschluss um 18 Uhr Griechenlands Oscar-Vorschlag „Magnetic Fields“ über die Inselreise eines Paars in eigenwilliger Camcorder-Ästethik.
6. September 2023, 12.07 Uhr
Gregor Ries
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