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Film über Attentat von Hanau
Ausgerechnet Uwe Boll
2011 drehte er einen Film über das KZ Auschwitz, der desaströse Kritiken erhielt – jetzt hat Filmregisseur Uwe Boll das Attentat von Hanau verfilmt. Stadt und Angehörige zeigen sich empört. Sie fordern Boll auf, den Film nicht fertigzustellen.
„Skandal-Regisseur Uwe Boll verfilmt Attentat von Hanau“ – die Schlagzeile der Bild-Zeitung sorgte vor einigen Tagen für Fassungslosigkeit. Gerade einmal ein Jahr nachdem ein Mann in Hanau neun Menschen aus rassistischen Motiven ermordete, kündigt ein Regisseur an, das Attentat verfilmen zu wollen. Und nicht irgendein Regisseur, sondern ausgerechnet Uwe Boll. Oder wie ihn manche Kritiker:innen nennen: „Der schlechteste Regisseur der Welt“.
In den sozialen Medien reagieren viele empört. Der Protest ist nachvollziehbar. Es wäre nicht sein erstes Werk, mit dem Boll unter Beweis stellt, dass er nicht hat, was es braucht, um solch einen Film zu drehen: Feingefühl. 2011 drehte Boll einen Film über das Konzentrationslager Auschwitz, der zeigen sollte „wie es wirklich war“. Opfer ersticken minutenlang in der Gaskammer, während Boll als SS-Offizier vor der Tür wartet. Die Kamera verfolgt die Leiche eines kleinen Jungen bis in den Ofen des Krematoriums hinein. Erschießungen werden in Zeitlupe gezeigt. Der Film erhielt desaströse Kritiken. Boll hingegen weist jegliche Kritik an dem Film – sowie an allen anderen Filmen – zurück.
Stadt und Angehörige sind entsetzt
Die Stadt und die Opfer-Angehörigen zeigen sich in einem offenen Brief entsetzt: „Wir alle – die Familien der Opfer, der Magistrat sowie die Stadtverordnetenvorsteherin und die Fraktionen – fordern Sie mit Nachdruck auf, die Vorbereitungen sofort einzustellen und auf die Dreharbeiten zur Realisierung dieses Films zu verzichten.“ Sie sehen in der Verfilmung Bolls das Bestreben, „einen persönlichen Nutzen aus der öffentlichen Aufmerksamkeit zu ziehen, die das schreckliche Attentat in unserer Stadt nach wie vor erhält.“ Stadt und Opfer-Angehörige erklären in dem Brief, das Attentat habe viele Wunden in Hanau gerissen: „Die Stadt ist seither nicht mehr dieselbe und wir alle tun unser Bestes, um die Ereignisse angemessen zu verarbeiten. Es übersteigt unsere Vorstellungskraft, welche Geisteshaltung notwendig ist, um den gewaltsamen Tod von neun Mitmenschen in einer Art und Weise filmisch umzusetzen, die nach Ihren eigenen Worten zu hart für die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten ist.“
Die Familien der Betroffenen, die Stadt Hanau sowie die Opfervereine hätten erst aus der Presse von Bolls Vorhaben erfahren, heißt es in dem Brief. Die dabei veröffentlichten Szenenbilder seien für die Angehörigen „unerträglich und verunglimpfen die Toten mit einer kaum zu überbietenden Respektlosigkeit“. Für den Fall, dass er den Film dennoch drehen werde, fordern die Unterzeichnenden des Briefs den Regisseur auf „die Persönlichkeitsrechte der Angehörigen, deren Pietätsempfinden und die fortwirkende Menschenwürde der Verstorbenen zu beachten“. Andernfalls würden juristische Schritte folgen.
Film laut Boll bereits abgedreht
Uwe Boll zeigte sich bisher eher unbeeindruckt von dem Schreiben: Der Deutschen Presse Agentur (dpa) sagte er, der Film sei bereits abgedreht und in einigen Monaten fertiggestellt. Zudem habe er sich mit der Bildungsinitiative Ferhat Unvar, die den Namen eines der Opfer trägt, in Verbindung gesetzt. „Die Angehörigen werden sich den Film nicht anschauen können. Das ist schwerer Tobak. Das verstehe ich auch. Ich mache den Film für die Welt, das geht nur mit Druck“, sagte Boll der Bild-Zeitung.
In den sozialen Medien reagieren viele empört. Der Protest ist nachvollziehbar. Es wäre nicht sein erstes Werk, mit dem Boll unter Beweis stellt, dass er nicht hat, was es braucht, um solch einen Film zu drehen: Feingefühl. 2011 drehte Boll einen Film über das Konzentrationslager Auschwitz, der zeigen sollte „wie es wirklich war“. Opfer ersticken minutenlang in der Gaskammer, während Boll als SS-Offizier vor der Tür wartet. Die Kamera verfolgt die Leiche eines kleinen Jungen bis in den Ofen des Krematoriums hinein. Erschießungen werden in Zeitlupe gezeigt. Der Film erhielt desaströse Kritiken. Boll hingegen weist jegliche Kritik an dem Film – sowie an allen anderen Filmen – zurück.
Stadt und Angehörige sind entsetzt
Die Stadt und die Opfer-Angehörigen zeigen sich in einem offenen Brief entsetzt: „Wir alle – die Familien der Opfer, der Magistrat sowie die Stadtverordnetenvorsteherin und die Fraktionen – fordern Sie mit Nachdruck auf, die Vorbereitungen sofort einzustellen und auf die Dreharbeiten zur Realisierung dieses Films zu verzichten.“ Sie sehen in der Verfilmung Bolls das Bestreben, „einen persönlichen Nutzen aus der öffentlichen Aufmerksamkeit zu ziehen, die das schreckliche Attentat in unserer Stadt nach wie vor erhält.“ Stadt und Opfer-Angehörige erklären in dem Brief, das Attentat habe viele Wunden in Hanau gerissen: „Die Stadt ist seither nicht mehr dieselbe und wir alle tun unser Bestes, um die Ereignisse angemessen zu verarbeiten. Es übersteigt unsere Vorstellungskraft, welche Geisteshaltung notwendig ist, um den gewaltsamen Tod von neun Mitmenschen in einer Art und Weise filmisch umzusetzen, die nach Ihren eigenen Worten zu hart für die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten ist.“
Die Familien der Betroffenen, die Stadt Hanau sowie die Opfervereine hätten erst aus der Presse von Bolls Vorhaben erfahren, heißt es in dem Brief. Die dabei veröffentlichten Szenenbilder seien für die Angehörigen „unerträglich und verunglimpfen die Toten mit einer kaum zu überbietenden Respektlosigkeit“. Für den Fall, dass er den Film dennoch drehen werde, fordern die Unterzeichnenden des Briefs den Regisseur auf „die Persönlichkeitsrechte der Angehörigen, deren Pietätsempfinden und die fortwirkende Menschenwürde der Verstorbenen zu beachten“. Andernfalls würden juristische Schritte folgen.
Film laut Boll bereits abgedreht
Uwe Boll zeigte sich bisher eher unbeeindruckt von dem Schreiben: Der Deutschen Presse Agentur (dpa) sagte er, der Film sei bereits abgedreht und in einigen Monaten fertiggestellt. Zudem habe er sich mit der Bildungsinitiative Ferhat Unvar, die den Namen eines der Opfer trägt, in Verbindung gesetzt. „Die Angehörigen werden sich den Film nicht anschauen können. Das ist schwerer Tobak. Das verstehe ich auch. Ich mache den Film für die Welt, das geht nur mit Druck“, sagte Boll der Bild-Zeitung.
16. März 2021, 13.10 Uhr
Elena Zompi
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