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Eröffnungskonzert zum Deutschen Jazzfestival
Hut ab, Albert!
Am 5. September wäre Albert Mangelsdorff 90 Jahre alt geworden. Heute, 20 Uhr widmet der Hessische Rundfunk der Posaunen-Legende das Eröffnungskonzert des 49. Deutschen Jazzfestivals. Es gibt noch Restkarten für die Alte Oper.
Das war eine Überraschung, als der Hessische Rundfunk auf der Pressekonferenz zum 49. Deutschen Jazzfestival verkündete, das Eröffnungskonzert am 22.10. Albert Mangelsdorff zu widmen. Denn seitdem der Sender mit seiner Traditionsveranstaltung an nun fünf Tagen tiefer in die Stadt hinein strebt, war der erste Abend in der Alten Oper mit Programmen wie der Orchester-Version des Beatles-Klassikers „Sgt. Pepper’s Loneley Hearts Club Band“ und den Funk Apostles um Hammond-Virtuose Corey Henry eher populär besetzt. Jetzt also die Hommage an die wichtigste Stimme des Jazz vom Main, die 2005 verstummte. Hut ab, HR! Seit Mitte der 50-er Jahre hatte sich der gebürtige Frankfurter zunächst in Quartett- und Quintett-Besetzungen als absoluter Wegbereiter hervorgetan. Mit seinen Solo-Performances, so auf dem Album-Klassiker „Trombirds“ (ein Verweis auf den Gesang der Vögel als seinem Klangideal), entdeckte er die Mehrstimmigkeit für sein Instrument. Mangelsdorff wurde damit zum Rôle Model aller Posaunisten, von Avantgarde bis Mainstream.
„Albert Mangelsdorff ist einer meiner größten Helden, menschlich und musikalisch“, ist der Funk-affine Norweger Nils Landgren glücklich, die Spieltechnik von Mangelsdorff persönlich gelernt zu haben. „Für mich hat seine Art Musik zu machen einen großen Einfluss hinterlassen“, betont „Mr. Red Horn“. Auch die israelisch-amerikanische Posaunensolistin Reut Regev ließ bei ihrem Auftritt bei „Jazz im Palmengarten“, bekanntlich 1959 von Mangelsdorff initiiert, keine Zweifel aufkommen, wie inspirierend seine „Multiphonics“ für sie waren. „Schon ganz jung in der Musikschule wurden wir mit seinem Spiel vertraut gemacht. Später erkannte ich dann, dass er mit seiner Posaune allgegenwärtig war und das Instrument aus der Muschel an die Oberfläche geholt hatte.“ Nils Wogram, der schon am 10. Todestag zu Ehren des großen Kollegen im Institut für Stadtgeschichte aufspielte, führt die Riege an Topsolisten, darunter Joachim Kühn, Pierre Favre und zwei weitere Trombonisten, Samuel Blaser und Stefan Lottermann, an.
„Albert hat das Ideal eines Jazzmusikers erreicht: zwei Töne und man weiß es ist er“, reiht sich Wogram in die Lobeshymnen ein. „Und das nicht nur wegen seines mehrstimmigen Spiels. Phrasierung, Melodielinien und Klang waren genauso unverkennbar. Albert hatte eine klare musikalische Vision, die er kompromisslos umsetzte. Für mich ein absolutes Vorbild.“ Niemand, der Posaune spielt, kommt an Mangelsdorff vorbei. „Zum Glück wird sein Erbe weitergegeben und es gibt heute einige Posaunisten, die mit seinem Stil und seinen Spieltechniken vertraut sind. Er war ein Innovator auf dem Instrument“, betont Wogram. „Künstlerisch musikalische Weltklasse eines deutschen Musikers mit Wohnsitz in Deutschland, das war und ist etwas Besonderes.“ Saxophonist Christof Lauer, ebenfalls beim Hohelied auf Albert im Oktober dabei, erinnert sich, als er Anfang der Siebziger das Quartett mit Heinz Sauer, Günter Lenz und Ralf Hübner erlebte. „Das waren ja auch die Zeiten, als im Jazzkeller die Post abging“, erzählt der gebürtige Nordhesse. Er mochte diese europäische Jazz-Variante, das Wagnis, dass die Musiker miteinander eingingen, um befreit von Konventionen eigenständige Musik zu kreieren. Erst als der Tenor- und Sopransaxophonist 1979 gefragt wurde, beim hr-Jazzensemble einzusteigen, lernte er den 25 Jahre älteren Kollegen kennen und begegnete ihm nicht ohne Ehrfurcht. „Wenn man bedenkt, was er musikalisch in die Welt getragen hat, war er ein total bescheidener Mensch, ganz auf der Erde geblieben, immer daran interessiert, sich weiter zu entwickeln.“ Dabei stellte er sich immer eher selbst in Frage. „Ein feiner Kerl.“ Denn seine Kunst war ihm immer wichtiger als die Wahrnehmung Dritter.
„Albert Mangelsdorff habe ich als junger Mann in Chicago als erste europäische Jazzstimme überhaupt gehört“, entsinnt sich Jim McNeely, der Chefdirigent der hr-Bigband. So lange das auch her sein mag, die Faszination für sein außergewöhnliches Spiel blieb. Jetzt kann er dem als Arrangeur Rechnung tragen. „Mangelsdorffs Trioaufnahmen für Bigband zu orchestrieren ist dabei eine besondere Herausforderung“, freut er sich auf jazzorchestrale Klänge im Anschluss an die Solo-, Duo-, Trio- und Quintett-Besetzungen. Übrigens: das Jazzkeller, lange Jahre auch Mangelsdorffs Übungsraum, lädt ab 22 Uhr zu einer Konzert- und Session-Night zu Ehren Alberts ein. „In achtungsvoller Erinnerung an Albert Mangelsdorff und allen, die den Jazzkeller zum kochen brachten, veranstalten wir am Mo. 22. Oktober mit Musikern der jüngsten Generation von Top Profis, eine spezielle Konzert- und Session Nacht“, sagt Jazzkeller-Chef Eugen Hahn dazu. Musikalische Gastgeber auf der Bühne: Nico Hering (piano) Hanns Höhn (Kontrabass) und Mathis Grossmann (Drums). Wie – keine Posaune dabei? „Wird schon noch ´ne Posaune später vorbei kommen“, vermutet Hahn.
>> Hut ab!, Ffm, Alte Oper, 22.10., 20 Uhr
„Albert Mangelsdorff ist einer meiner größten Helden, menschlich und musikalisch“, ist der Funk-affine Norweger Nils Landgren glücklich, die Spieltechnik von Mangelsdorff persönlich gelernt zu haben. „Für mich hat seine Art Musik zu machen einen großen Einfluss hinterlassen“, betont „Mr. Red Horn“. Auch die israelisch-amerikanische Posaunensolistin Reut Regev ließ bei ihrem Auftritt bei „Jazz im Palmengarten“, bekanntlich 1959 von Mangelsdorff initiiert, keine Zweifel aufkommen, wie inspirierend seine „Multiphonics“ für sie waren. „Schon ganz jung in der Musikschule wurden wir mit seinem Spiel vertraut gemacht. Später erkannte ich dann, dass er mit seiner Posaune allgegenwärtig war und das Instrument aus der Muschel an die Oberfläche geholt hatte.“ Nils Wogram, der schon am 10. Todestag zu Ehren des großen Kollegen im Institut für Stadtgeschichte aufspielte, führt die Riege an Topsolisten, darunter Joachim Kühn, Pierre Favre und zwei weitere Trombonisten, Samuel Blaser und Stefan Lottermann, an.
„Albert hat das Ideal eines Jazzmusikers erreicht: zwei Töne und man weiß es ist er“, reiht sich Wogram in die Lobeshymnen ein. „Und das nicht nur wegen seines mehrstimmigen Spiels. Phrasierung, Melodielinien und Klang waren genauso unverkennbar. Albert hatte eine klare musikalische Vision, die er kompromisslos umsetzte. Für mich ein absolutes Vorbild.“ Niemand, der Posaune spielt, kommt an Mangelsdorff vorbei. „Zum Glück wird sein Erbe weitergegeben und es gibt heute einige Posaunisten, die mit seinem Stil und seinen Spieltechniken vertraut sind. Er war ein Innovator auf dem Instrument“, betont Wogram. „Künstlerisch musikalische Weltklasse eines deutschen Musikers mit Wohnsitz in Deutschland, das war und ist etwas Besonderes.“ Saxophonist Christof Lauer, ebenfalls beim Hohelied auf Albert im Oktober dabei, erinnert sich, als er Anfang der Siebziger das Quartett mit Heinz Sauer, Günter Lenz und Ralf Hübner erlebte. „Das waren ja auch die Zeiten, als im Jazzkeller die Post abging“, erzählt der gebürtige Nordhesse. Er mochte diese europäische Jazz-Variante, das Wagnis, dass die Musiker miteinander eingingen, um befreit von Konventionen eigenständige Musik zu kreieren. Erst als der Tenor- und Sopransaxophonist 1979 gefragt wurde, beim hr-Jazzensemble einzusteigen, lernte er den 25 Jahre älteren Kollegen kennen und begegnete ihm nicht ohne Ehrfurcht. „Wenn man bedenkt, was er musikalisch in die Welt getragen hat, war er ein total bescheidener Mensch, ganz auf der Erde geblieben, immer daran interessiert, sich weiter zu entwickeln.“ Dabei stellte er sich immer eher selbst in Frage. „Ein feiner Kerl.“ Denn seine Kunst war ihm immer wichtiger als die Wahrnehmung Dritter.
„Albert Mangelsdorff habe ich als junger Mann in Chicago als erste europäische Jazzstimme überhaupt gehört“, entsinnt sich Jim McNeely, der Chefdirigent der hr-Bigband. So lange das auch her sein mag, die Faszination für sein außergewöhnliches Spiel blieb. Jetzt kann er dem als Arrangeur Rechnung tragen. „Mangelsdorffs Trioaufnahmen für Bigband zu orchestrieren ist dabei eine besondere Herausforderung“, freut er sich auf jazzorchestrale Klänge im Anschluss an die Solo-, Duo-, Trio- und Quintett-Besetzungen. Übrigens: das Jazzkeller, lange Jahre auch Mangelsdorffs Übungsraum, lädt ab 22 Uhr zu einer Konzert- und Session-Night zu Ehren Alberts ein. „In achtungsvoller Erinnerung an Albert Mangelsdorff und allen, die den Jazzkeller zum kochen brachten, veranstalten wir am Mo. 22. Oktober mit Musikern der jüngsten Generation von Top Profis, eine spezielle Konzert- und Session Nacht“, sagt Jazzkeller-Chef Eugen Hahn dazu. Musikalische Gastgeber auf der Bühne: Nico Hering (piano) Hanns Höhn (Kontrabass) und Mathis Grossmann (Drums). Wie – keine Posaune dabei? „Wird schon noch ´ne Posaune später vorbei kommen“, vermutet Hahn.
>> Hut ab!, Ffm, Alte Oper, 22.10., 20 Uhr
22. Oktober 2018, 11.42 Uhr
Detlef Kinsler
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Text: Detlef Kinsler / Foto: Simin Tander & Jens Düppe © Gerhard Richter
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20. November 2024
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