Partner
Ernst Kahl in der Caricatura
Unerwartetes erzählen
Ernst Kahl ist ein Meister der komischen Kunst. Anlässlich seines 70. Geburtstages zeigt das Caricatura-Museum Frankfurt eine umfassende Retrospektive mit mehr als 280 Werken des Malers und Cartoonisten.
Es ist ziemlich genau fünf Jahre her, da entführte Ernst Kahl noch gemeinsam mit seinen Kollegen Rudi Hurzlmeier und Michael Sowa das Publikum in der „Jahrhundertausstellung“ im Frankfurter Museum für Komische Kunst in das Universum der „Weltfremden Malerei“. Nun sind bis zum 12. Mai im Caricatura-Museum über 280 Zeichnungen, Collagen und Aquarelle sowie rund einhundert Acryl-Gemälde und andere „Vergessene Katastrophen“ zu sehen. Ganz und gar nicht unernst merkt Museumsdirektor Achim Frenz an: „Das Haus ist schlicht zu klein, um das gesamte Spektrum des Schaffens von Ernst Kahl zu zeigen.“
Ernst Kahl rücke Unerwartetes und Unerzähltes in das Blickfeld seines Publikums und spare dabei auch den Tod, das Hässliche und das Niederträchtige nicht aus, betont Frenz. Abstoßend werden die Geschichten, die der Künstler erzählt, dabei nie: „Er konzentriert sich mit voyeuristischem Blick auf das Randgeschehen und die kleinen Geschichten des Alltags“, so der Museumsdirektor. Diesen Episoden widmet sich Kahl jedoch ausführlichst auf der Leinwand und stellt dabei scheinbar vergessene Phänomene wie „Die letzten Nacktdruiden“ in einer mit bemerkenswerter zeichnerischer Opulenz ausgearbeiteten norwegischen Fjordlandschaft dar, derer es angesichts der Schlichtheit auf Ebene der Pointe überhaupt nicht bedürfe. Doch gerade diese Ausstattung der Gemälde macht das Schaffen des Ausnahmekünstlers Kahl aus, der – anders als der derzeit dominierende schnelle, ökonomische Cartoon – seine Betrachterinnen und Betrachter dazu einlädt, vor seinen Bildern zu verweilen.
Foto: Ernst Kahl
Wenn da ein Koch mit einem überdimensionalen Schneebesen in der Hand in einer Winterlandschaft den Schnee räumt, so erschließt sich der Witz in wenigen Augenblicken. Die Ausstattung des Gemäldes öffnet den Witz und es dominiert die Szenerie mit ihren Details, das kleine Haus mit den erleuchteten Fenstern im Hintergrund unter einem nicht ganz sauberen goldgelben Himmel, der offen lässt, ob es gerade dämmert oder die Sonne wohl noch aufgehen wird. Und was sich wohl der Hase denkt, der mit aufgestellten Ohren hinter einem Schneehügel hervorschauend das Werk des Koches mit großen Augen begutachtet? Witzig ist die Komposition allemal. Die Gründe für das Lachen des Publikums bleiben aber nicht selten unergründlich.
Dass es sich beim Werk Ernst Kahls um große Kunst handelt, wird den Besucherinnen und Besuchern spätestens beim Besuch der Ausstellung klar werden. Jedoch hadert der Künstler, der nicht nur als Maler, sondern auch als Sänger und Drehbuchautor („Werner beinhart!“) erfolgreich in Erscheinung trat, mit der Darstellung der Komischen Kunst in den deutschen Feuilletons. „Es ist schade, dass sich die Kunstwissenschaft und Kunstgeschichte nicht mit solchen Dingen auseinandersetzen“, so Kahl. „Miro wird als ernsthafter Künstler gefeiert, während viele geniale Zeichner in den Müll geschmissen werden.“ Im Frankfurter Caricatura-Museum sei dies erfreulicherweise anders. Die ausgewählten Werke sind im hochwertig gestalteten Katalog zur Ausstellung festgehalten. Das im Verlag Antje Kunstmann erschienene Buch birgt dabei eine Besonderheit, auf die der Künstler selbst hinweist: „Bei drei Magazinen im Monat wird manchmal etwas nicht fertig – das wird eben später weiter gezeichnet.“ Und so unterscheiden sich die Abbildungen mancher Bilder im Ausstellungskatalog von ihren tatsächlich ausgestellten Pendants.
Foto: Ernst Kahl
Das Caricatura-Museum blickt derweil in eine ungewisse Zukunft. Seit geraumer Zeit steht die Loslösung des Hauses vom Historischen Museum, dessen Unterabteilung es derzeit ist, im Raum. Das Museum für Komische Kunst und sein Direktor Achim Frenz dürfen wohl auch künftig auf die Zusammenarbeit mit dem Kulturfonds Frankfurt RheinMain bauen, der bereits die aktuelle Ausstellung zu Ernst Kahl unterstützt. Geschäftsführer Dr. Helmut Müller betonte gegenüber Frenz: „Bei diesem Programm und vor allem bei dieser Qualität können wir gar nicht anders, als weiter mit Ihnen zu kooperieren.“
Ernst Kahl rücke Unerwartetes und Unerzähltes in das Blickfeld seines Publikums und spare dabei auch den Tod, das Hässliche und das Niederträchtige nicht aus, betont Frenz. Abstoßend werden die Geschichten, die der Künstler erzählt, dabei nie: „Er konzentriert sich mit voyeuristischem Blick auf das Randgeschehen und die kleinen Geschichten des Alltags“, so der Museumsdirektor. Diesen Episoden widmet sich Kahl jedoch ausführlichst auf der Leinwand und stellt dabei scheinbar vergessene Phänomene wie „Die letzten Nacktdruiden“ in einer mit bemerkenswerter zeichnerischer Opulenz ausgearbeiteten norwegischen Fjordlandschaft dar, derer es angesichts der Schlichtheit auf Ebene der Pointe überhaupt nicht bedürfe. Doch gerade diese Ausstattung der Gemälde macht das Schaffen des Ausnahmekünstlers Kahl aus, der – anders als der derzeit dominierende schnelle, ökonomische Cartoon – seine Betrachterinnen und Betrachter dazu einlädt, vor seinen Bildern zu verweilen.
Foto: Ernst Kahl
Wenn da ein Koch mit einem überdimensionalen Schneebesen in der Hand in einer Winterlandschaft den Schnee räumt, so erschließt sich der Witz in wenigen Augenblicken. Die Ausstattung des Gemäldes öffnet den Witz und es dominiert die Szenerie mit ihren Details, das kleine Haus mit den erleuchteten Fenstern im Hintergrund unter einem nicht ganz sauberen goldgelben Himmel, der offen lässt, ob es gerade dämmert oder die Sonne wohl noch aufgehen wird. Und was sich wohl der Hase denkt, der mit aufgestellten Ohren hinter einem Schneehügel hervorschauend das Werk des Koches mit großen Augen begutachtet? Witzig ist die Komposition allemal. Die Gründe für das Lachen des Publikums bleiben aber nicht selten unergründlich.
Dass es sich beim Werk Ernst Kahls um große Kunst handelt, wird den Besucherinnen und Besuchern spätestens beim Besuch der Ausstellung klar werden. Jedoch hadert der Künstler, der nicht nur als Maler, sondern auch als Sänger und Drehbuchautor („Werner beinhart!“) erfolgreich in Erscheinung trat, mit der Darstellung der Komischen Kunst in den deutschen Feuilletons. „Es ist schade, dass sich die Kunstwissenschaft und Kunstgeschichte nicht mit solchen Dingen auseinandersetzen“, so Kahl. „Miro wird als ernsthafter Künstler gefeiert, während viele geniale Zeichner in den Müll geschmissen werden.“ Im Frankfurter Caricatura-Museum sei dies erfreulicherweise anders. Die ausgewählten Werke sind im hochwertig gestalteten Katalog zur Ausstellung festgehalten. Das im Verlag Antje Kunstmann erschienene Buch birgt dabei eine Besonderheit, auf die der Künstler selbst hinweist: „Bei drei Magazinen im Monat wird manchmal etwas nicht fertig – das wird eben später weiter gezeichnet.“ Und so unterscheiden sich die Abbildungen mancher Bilder im Ausstellungskatalog von ihren tatsächlich ausgestellten Pendants.
Foto: Ernst Kahl
Das Caricatura-Museum blickt derweil in eine ungewisse Zukunft. Seit geraumer Zeit steht die Loslösung des Hauses vom Historischen Museum, dessen Unterabteilung es derzeit ist, im Raum. Das Museum für Komische Kunst und sein Direktor Achim Frenz dürfen wohl auch künftig auf die Zusammenarbeit mit dem Kulturfonds Frankfurt RheinMain bauen, der bereits die aktuelle Ausstellung zu Ernst Kahl unterstützt. Geschäftsführer Dr. Helmut Müller betonte gegenüber Frenz: „Bei diesem Programm und vor allem bei dieser Qualität können wir gar nicht anders, als weiter mit Ihnen zu kooperieren.“
6. Februar 2019, 11.28 Uhr
Moritz Post
Mehr Nachrichten aus dem Ressort Kultur
Frankfurter Katharinenkirche
Den Sorte Skole: Reise in eine mystische Dimension
Auf „A Journey Into Mystic Dimensions“ lädt das dänische Duo Den Sorte Skole in die Katharinenkirche ein. Zusammen mit den Lichtkünstlern Vertigo und Organist Martin Lücker wird „Refrakto“ wieder aufgeführt.
Text: Detlef Kinsler / Foto: Den Sorte Skole © Kristoffer Juel Poulsen
KulturMeistgelesen
19. November 2024
Journal Tagestipps
Freie Stellen