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Einer wie „Cobblepot“?
Rockstahs Plädoyer für Außenseiter
Wenn einer seine neue CD einem Pinguin widmet wie Rockstah mit „Cobblepot“, muss sich der Urheber Max Nachtsheim auch gefallen lassen, zum Interview und für Fotos ins Exotarium des Frankfurter Zoos bestellt zu werden. „Cobblepot“ wird heute veröffentlicht.
Vier Jahre ist es her, dass Max Nachtsheim sein letztes Album „Pubertät“ als Rockstah veröffentlicht hat. Irgendwie schien er mit der Musik erst einmal abgeschlossen zu haben, war in der Welt der Podcasts erfolgreich unterwegs. Aber irgendwie hat sich das Kapitel für ihn irgendwie unabgeschlossen angefühlt. Also doch noch mal ins Studio gehen. Aber nur, wenn garantiert ist, dass die Musik nicht die üblichen Deutsch-Rap- oder Popklischees bedienen würde. Das bedeutet für ihn auch, mit einem ganz eigenen Stil aufwarten zu wollen, für das er mit Philipp Koch den richtigen Partner fand. Die Arbeit folgte dem Prinzip Beats-Texte-Klangdesigns. „Wir haben uns super gut verstanden, uns zu zweit zugearbeitet, das Beste was mir passieren konnte“, schwärmt Nachtsheim. „Phil war der perfekte Mann.“ Die Musik in der US-amerikanische Science-Fiction-Mysteryserie „Stranger Things“ wurde zu einer Art Rôle Model. Die 80’s-Soundästhetik traf den Nerv der Rockstah-Macher. Synthie-Pop, New Wave, Neue Deutsche Welle, EBM – je nachdem, was man aus der Zeit noch im Ohr hat, vermag man zwischen Kitsch und Düsternis so einiges herauszuhören, ob Pet Shop Boys, Human League, Die Krupps oder DAF aus Deutschland. Sogar ein konkretes Falco-Zitat gibt es. Das alles und noch viel mehr haben Koch und Nachtsheim zu einem Gesamtkunstwerk zusammengepuzzelt, das fast einen hörspielhaften Charakter hat und dem in seiner Gefühlsachterbahnfahrt eines garantiert nicht abgeht: Witz und Ironie. „Wenn ich humorbefreit wäre, würde das gar nicht funktionieren“, hat Max Nachtsheim auch ein Comedy-Gen. Nicht wirklich verwunderlich, heißt sein Papa doch Henni und ist die eine Hälfte von Badesalz.
© Detlef Kinsler
Bei Freestylebattles fiel der Jahrgang 1984 zunächst auf, veröffentlichte dann seine „Glamrockrapper“-Mixtapes, nannte sein erstes Album 2010 „Nerdrevolution“, dem er vier Jahre später »Pubertät« folgen ließ. Seinem ersten Podcast taufte er „Radio Nukular“. Alles Titel, die nicht zwingend positiv besetzt sind. „Ganz oft in meiner Karriere hörte ich, das klingt aber aufgesetzt: was ist das denn für ein blödes Image?“, ließ sich Nachtsheim nicht beirren. „Jeder will sich immer von seiner besten Seite zeigen. Schau Dir facebook- und Instragram-Profile an“, spielt er auf die üblichen „Mein neues Auto“-, „Mein tolles Essen“- und »“ch bin gerade im Urlaub“-Posts an. „Viel spannender ist doch ein ,Es läuft gerade nicht so geil’“, glaubt der singende Rapper daran, dass das die Hörer keineswegs verschreckt. Im Gegenteil. „Die Leute hören das und denken sich, ok, dann bin ich damit nicht alleine. Das schafft eine Art Zugehörigkeitsgefühl.“ Den prahlerischen Dicke-Hosen-Rap lehnt er aber nicht gänzlich ab. „Das kann auch wahnsinnig amüsant und cool sein, ist aber nicht meine persönliche Geschichte“, setzt er auf Authentizität.
Das Cover von Rockstah
Allzu oft kommt es nicht vor, dass ein Musiker sein neues Album einem Pinguin widmet. Grund genug, zum Pressetermin vor Veröffentlichung mal eben in den Frankfurter Zoo einzuladen. Natürlich ins Exotarium vor die Anlage der Humboldt-Pinguine. Aber die possierlichen Seevögel, die da hinter Glas auf ihrer Scholle posieren oder mit wendigen Tauchgängen zu begeistern wissen, waren nicht die Inspiration von Max Nachtsheim. Die CD, die er unter seinem Alias Rockstah produziert hat, heißt „Cobblepot“. Nach Oswald Chesterfield Cobblepot, der schrulligen Figur aus „Batman“. Ein verrückter Übeltäter aber bei den Fans ein beliebter Bösewicht. „Er hat mich schon als kleiner Junge total fasziniert“, offenbart Nachtsheim. Die Begeisterung ist geblieben. Als krasser Außenseiter betritt Cobblepot die Szenerie. „Alle haben Mitleid mit ihm. Doch dann schaufelt er sich in eine Position nach oben, die ihn mächtiger macht als alle andere.“ Am Ende stürzt er ganz Gotham City ins Chaos. Aber es war nicht Cobblepots kriminelle Energie, die Nachtsheims für ihn einnahm. Dass Oswald als Kind gemobbt wurde, darin fand Max sich wieder. Sein Außenseitertum hat er später als Rockstah in seiner Kunst kultiviert. In den letzten Jahren auch in seinen erfolgreichen Podcasts. Seine kreative Art der Rache. „Da kamen dann tatsächlich die, die mich früher gemobbt haben, um mir zu sagen wie cool sie das finden“, grinst Nachtsheim. Weil seine Peiniger nicht merkten, dass sie hier in den von ihnen beklatschten Audios selbst Thema waren. „Versteht ihr es nicht: jetzt hört ihr mir zu, das Blatt hat sich gewendet“, kann er triumphieren.
>> Rockstah auf CD: Cobblepot (Department Musik/Warner)
>> Rockstah live: Frankfurt, Zoom, 15.11., 21 Uhr, Eintritt: VVK 20,–
© Detlef Kinsler
Bei Freestylebattles fiel der Jahrgang 1984 zunächst auf, veröffentlichte dann seine „Glamrockrapper“-Mixtapes, nannte sein erstes Album 2010 „Nerdrevolution“, dem er vier Jahre später »Pubertät« folgen ließ. Seinem ersten Podcast taufte er „Radio Nukular“. Alles Titel, die nicht zwingend positiv besetzt sind. „Ganz oft in meiner Karriere hörte ich, das klingt aber aufgesetzt: was ist das denn für ein blödes Image?“, ließ sich Nachtsheim nicht beirren. „Jeder will sich immer von seiner besten Seite zeigen. Schau Dir facebook- und Instragram-Profile an“, spielt er auf die üblichen „Mein neues Auto“-, „Mein tolles Essen“- und »“ch bin gerade im Urlaub“-Posts an. „Viel spannender ist doch ein ,Es läuft gerade nicht so geil’“, glaubt der singende Rapper daran, dass das die Hörer keineswegs verschreckt. Im Gegenteil. „Die Leute hören das und denken sich, ok, dann bin ich damit nicht alleine. Das schafft eine Art Zugehörigkeitsgefühl.“ Den prahlerischen Dicke-Hosen-Rap lehnt er aber nicht gänzlich ab. „Das kann auch wahnsinnig amüsant und cool sein, ist aber nicht meine persönliche Geschichte“, setzt er auf Authentizität.
Das Cover von Rockstah
Allzu oft kommt es nicht vor, dass ein Musiker sein neues Album einem Pinguin widmet. Grund genug, zum Pressetermin vor Veröffentlichung mal eben in den Frankfurter Zoo einzuladen. Natürlich ins Exotarium vor die Anlage der Humboldt-Pinguine. Aber die possierlichen Seevögel, die da hinter Glas auf ihrer Scholle posieren oder mit wendigen Tauchgängen zu begeistern wissen, waren nicht die Inspiration von Max Nachtsheim. Die CD, die er unter seinem Alias Rockstah produziert hat, heißt „Cobblepot“. Nach Oswald Chesterfield Cobblepot, der schrulligen Figur aus „Batman“. Ein verrückter Übeltäter aber bei den Fans ein beliebter Bösewicht. „Er hat mich schon als kleiner Junge total fasziniert“, offenbart Nachtsheim. Die Begeisterung ist geblieben. Als krasser Außenseiter betritt Cobblepot die Szenerie. „Alle haben Mitleid mit ihm. Doch dann schaufelt er sich in eine Position nach oben, die ihn mächtiger macht als alle andere.“ Am Ende stürzt er ganz Gotham City ins Chaos. Aber es war nicht Cobblepots kriminelle Energie, die Nachtsheims für ihn einnahm. Dass Oswald als Kind gemobbt wurde, darin fand Max sich wieder. Sein Außenseitertum hat er später als Rockstah in seiner Kunst kultiviert. In den letzten Jahren auch in seinen erfolgreichen Podcasts. Seine kreative Art der Rache. „Da kamen dann tatsächlich die, die mich früher gemobbt haben, um mir zu sagen wie cool sie das finden“, grinst Nachtsheim. Weil seine Peiniger nicht merkten, dass sie hier in den von ihnen beklatschten Audios selbst Thema waren. „Versteht ihr es nicht: jetzt hört ihr mir zu, das Blatt hat sich gewendet“, kann er triumphieren.
>> Rockstah auf CD: Cobblepot (Department Musik/Warner)
>> Rockstah live: Frankfurt, Zoom, 15.11., 21 Uhr, Eintritt: VVK 20,–
26. Oktober 2018, 10.33 Uhr
Detlef Kinsler
Detlef Kinsler
Weil sein Hobby schon früh zum Beruf wurde, ist Fotografieren eine weitere Leidenschaft des Journal-Frankfurt-Musikredakteurs, der außerdem regelmäßig über Frauenfußball schreibt. Mehr von Detlef
Kinsler >>
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