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„De-Phazz presents De-Drums“
So viele Schlagzeuger wie möglich
An der Schnittstelle von analog und digital generierten Beats bewegt sich der Frankfurter Schlagzeuger Oli Rubow. Für seine Band De-Phazz hat er ein neues Album produziert. Es erscheint am 31. Dezember.
Das muss für Oli Rubow ein Fest gewesen sein. Denn er konnte als Co-Produzent neben Band-Mastermind Pit Baumgartner das neue Album der Heidelberger Band De-Phazz, für die er seit 2003 trommelt, mitgestalten. Das heißt „De-Phazz presents De-Drums“, die Idee dahinter: möglichst viele Schlagzeuger, die seit 1997 bei der Band live oder im Studio gespielt haben, einzuladen, etwas zur Produktion beizusteuern. „Und dann wurde einfach die Losung ausgegeben: Hey, schickt mal was, ihr könnt einen Beat schicken, ihr könnt ein komplettes Arrangement schicken, ihr könnt auch einen fertigen Song von euch schicken, den ihr vielleicht mit eurer Band aufgenommen habt“, erinnert Rubow an den Beginn des Prozesses.
Wolfgang Haffner lieferte einen fünfminütigen Besengroove, Andreas Neubauer ein komplettes Stück seines Trios Tango Transit, Rubow steuerte eigene Titel bei, so die erste Single „Give The Drummer Some“. Baumgartner, den Rubow einen Collagisten nennt, nahm die zugespielten Bälle vom Who’s Who deutscher Drummer, darunter Flo Dauner (Die Fantastischen Vier), Jan Fride (Kraan), Ralf Gustke (Söhne Mannheims) und Mani Neumeier (Guru Guru), auf, remixte, vervollständigte. „Es war eigentlich alles möglich. Aber sobald Pit Hand anlegte, klang alles wie aus einem Guss und nach De-Phazz“, findet Rubow Baumgartners Fähigkeiten beeindruckend.
Rubow: „Ich hatte irgendwie Bock auf Rhythmus, auf Schlagzeug“
Oli Rubow wuchs in einem musikalischen Haushalt auf. „Meine Mutter ist studierte Opensängerin, und mein Opa hat quasi die Schulmusik mit erfunden“, erzählt der gebürtige Waiblinger. „Ich hatte irgendwie Bock auf Rhythmus, auf Schlagzeug.“ Warum Schlagzeug? „Ich stehe drauf, wenn was fließend in Bewegung ist“, so war er auch viel auf dem Sportplatz zu finden. „Ich war ein Bewegungskind.“ Sein erster Einsatz: mit sechs auf der Atomkraftgegnerdemo in Neckarwestheim. „Plötzlich war die Band fertig, und ich bin einfach hoch auf die Bühne und habe mich hinters Schlagzeug gesetzt.“
Also mussten Trommeln her. Um die Nerven der Nachbarn zu schonen, ging es zu Opa in den Keller. Die tolle Plattensammlung seines Stiefpapas brachte ihn zum Jazzrock à la Volker Kriegel und United Jazz & Rock Ensemble. Fusion gefiel ihm. „Und dann wollte ich auch an die Jazzwurzeln zurück“, er merkte aber bald, dass das eine Sackgasse war. „Ich dachte, es ist falsch, jetzt so tief in was einzutauchen, was längst vorbei ist.“ Das konnten andere besser, das Feld war bestellt. „Und ein Abziehbild wollte ich ohnehin nicht werden. Ich hatte auch nie wirklich Idole.“
Rubow: „Die elektronische Musik hat mich quasi erlöst“
Und dann brachte eine Mitbewohnerin eines Tages Drum ’n’ Bass-Platten aus England mit. „Die elektronische Musik hat mich quasi erlöst“, es reizte ihn, computergenerierte Beats in seine Spielweise zu integrieren und aufs akustische Set zu übertragen. So entwickelte er sich Schritt für Schritt zu einem Hybrid-Drummer, zur „menschlichen Schnittstelle von Analog und Digital“ wie Musikerkollege Hellmut Hattler es einmal ausdrückte. Ein eigener Stil.
2003 kam der Jahrgang 1972 nach Frankfurt, weil seine damalige Freundin – heute seine Ehefrau – hier ihren Traumjob gefunden hatte. „Meine Seilschaften hatte ich aber weiterhin im Süden. Hattler war ein großes Projekt und die Turntablerocker mit Michi Beck“, bekennt Rubow, dass er in Frankfurt zunächst nur „staunender Zaungast“ war, „der geguckt hat, was es hier so gibt.“ Durch eine gemeinsame Plattenproduktion von De-Phazz und der hr-Bigband lernte er die Musiker, darunter den Saxophonisten und Klarinettisten Oliver Leicht kennen.
Rubow war als Teenie Rodgau-Monotones-Fan
Dann suchte Henni Nachtsheim für seine Solotour Ersatz für seinen nicht abkömmlichen Schlagzeuger. „Und da hab ich zugesagt, auszuhelfen, weil ich als Teenie Rodgau-Monotones-Fan war“, outet sich der Schwabe, dass er nicht nur die Lokalmatadore Schwoißfuaß mochte. „Mich hat das angesprochen, weil das total gegroovt hat.“ Seinen eigenen Drumstil konnte Rubow dann mit A Coral Room mit Pianist Matthias Vogt und Oliver Leicht weiter kultivieren – für einen Brückenschlag zwischen elektronischer Musik, sprich Clubmusik jeglicher Couleur, und freier Improvisation im Geiste des Jazz. Mit Leicht bildete er dann das Duo Der temporäre elektronische Salon, das mit wechselnden Gästen lange im Yachtklub und später im Ono2 auftrat und gerade eine neue Residenz sucht.
Es geht um die Urform des jazzigen Musikmachens
„Total wichtig“ ist Rubow die Zusammenarbeit mit Leicht. „Mit dem Oli ist es halt echt ein großes Experimentierfeld, da wir beide den Rechner nehmen und wir synchronisiert sind“, schwärmt er. „Der Rechner ist mal eine Art Zuspielung, manchmal ist es aber auch ein Art Effektgerät“, kommen die Computer zu E-Klarinette und zu kleinem Schlagzeug-Kit zum Einsatz. Es geht um die Urform des jazzigen Musikmachens. „Wir improvisieren und interagieren und machen einfach die Ohren auf, und jeder darf seine Stärken ausspielen. Das ist so eine tolle Spielwiese, weil das für mich all das vereint, was meine Ideale beim Musikmachen sind, einfach zusammen was kreieren in Echtzeit. Auch dieses Instant-Composing finde ich so toll.“ Für magische Momente.
Info
De-Phazz presents De-Drums, Phazz-a-delic New Format Records, VÖ 31.12.
Wolfgang Haffner lieferte einen fünfminütigen Besengroove, Andreas Neubauer ein komplettes Stück seines Trios Tango Transit, Rubow steuerte eigene Titel bei, so die erste Single „Give The Drummer Some“. Baumgartner, den Rubow einen Collagisten nennt, nahm die zugespielten Bälle vom Who’s Who deutscher Drummer, darunter Flo Dauner (Die Fantastischen Vier), Jan Fride (Kraan), Ralf Gustke (Söhne Mannheims) und Mani Neumeier (Guru Guru), auf, remixte, vervollständigte. „Es war eigentlich alles möglich. Aber sobald Pit Hand anlegte, klang alles wie aus einem Guss und nach De-Phazz“, findet Rubow Baumgartners Fähigkeiten beeindruckend.
Oli Rubow wuchs in einem musikalischen Haushalt auf. „Meine Mutter ist studierte Opensängerin, und mein Opa hat quasi die Schulmusik mit erfunden“, erzählt der gebürtige Waiblinger. „Ich hatte irgendwie Bock auf Rhythmus, auf Schlagzeug.“ Warum Schlagzeug? „Ich stehe drauf, wenn was fließend in Bewegung ist“, so war er auch viel auf dem Sportplatz zu finden. „Ich war ein Bewegungskind.“ Sein erster Einsatz: mit sechs auf der Atomkraftgegnerdemo in Neckarwestheim. „Plötzlich war die Band fertig, und ich bin einfach hoch auf die Bühne und habe mich hinters Schlagzeug gesetzt.“
Also mussten Trommeln her. Um die Nerven der Nachbarn zu schonen, ging es zu Opa in den Keller. Die tolle Plattensammlung seines Stiefpapas brachte ihn zum Jazzrock à la Volker Kriegel und United Jazz & Rock Ensemble. Fusion gefiel ihm. „Und dann wollte ich auch an die Jazzwurzeln zurück“, er merkte aber bald, dass das eine Sackgasse war. „Ich dachte, es ist falsch, jetzt so tief in was einzutauchen, was längst vorbei ist.“ Das konnten andere besser, das Feld war bestellt. „Und ein Abziehbild wollte ich ohnehin nicht werden. Ich hatte auch nie wirklich Idole.“
Und dann brachte eine Mitbewohnerin eines Tages Drum ’n’ Bass-Platten aus England mit. „Die elektronische Musik hat mich quasi erlöst“, es reizte ihn, computergenerierte Beats in seine Spielweise zu integrieren und aufs akustische Set zu übertragen. So entwickelte er sich Schritt für Schritt zu einem Hybrid-Drummer, zur „menschlichen Schnittstelle von Analog und Digital“ wie Musikerkollege Hellmut Hattler es einmal ausdrückte. Ein eigener Stil.
2003 kam der Jahrgang 1972 nach Frankfurt, weil seine damalige Freundin – heute seine Ehefrau – hier ihren Traumjob gefunden hatte. „Meine Seilschaften hatte ich aber weiterhin im Süden. Hattler war ein großes Projekt und die Turntablerocker mit Michi Beck“, bekennt Rubow, dass er in Frankfurt zunächst nur „staunender Zaungast“ war, „der geguckt hat, was es hier so gibt.“ Durch eine gemeinsame Plattenproduktion von De-Phazz und der hr-Bigband lernte er die Musiker, darunter den Saxophonisten und Klarinettisten Oliver Leicht kennen.
Dann suchte Henni Nachtsheim für seine Solotour Ersatz für seinen nicht abkömmlichen Schlagzeuger. „Und da hab ich zugesagt, auszuhelfen, weil ich als Teenie Rodgau-Monotones-Fan war“, outet sich der Schwabe, dass er nicht nur die Lokalmatadore Schwoißfuaß mochte. „Mich hat das angesprochen, weil das total gegroovt hat.“ Seinen eigenen Drumstil konnte Rubow dann mit A Coral Room mit Pianist Matthias Vogt und Oliver Leicht weiter kultivieren – für einen Brückenschlag zwischen elektronischer Musik, sprich Clubmusik jeglicher Couleur, und freier Improvisation im Geiste des Jazz. Mit Leicht bildete er dann das Duo Der temporäre elektronische Salon, das mit wechselnden Gästen lange im Yachtklub und später im Ono2 auftrat und gerade eine neue Residenz sucht.
„Total wichtig“ ist Rubow die Zusammenarbeit mit Leicht. „Mit dem Oli ist es halt echt ein großes Experimentierfeld, da wir beide den Rechner nehmen und wir synchronisiert sind“, schwärmt er. „Der Rechner ist mal eine Art Zuspielung, manchmal ist es aber auch ein Art Effektgerät“, kommen die Computer zu E-Klarinette und zu kleinem Schlagzeug-Kit zum Einsatz. Es geht um die Urform des jazzigen Musikmachens. „Wir improvisieren und interagieren und machen einfach die Ohren auf, und jeder darf seine Stärken ausspielen. Das ist so eine tolle Spielwiese, weil das für mich all das vereint, was meine Ideale beim Musikmachen sind, einfach zusammen was kreieren in Echtzeit. Auch dieses Instant-Composing finde ich so toll.“ Für magische Momente.
De-Phazz presents De-Drums, Phazz-a-delic New Format Records, VÖ 31.12.
27. Dezember 2024, 10.29 Uhr
Detlef Kinsler
Detlef Kinsler
Weil sein Hobby schon früh zum Beruf wurde, ist Fotografieren eine weitere Leidenschaft des Journal-Frankfurt-Musikredakteurs, der außerdem regelmäßig über Frauenfußball schreibt. Mehr von Detlef
Kinsler >>
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