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Bildbauerinnen
Susa Templin schafft begehbare Bildlabyrinthe, Lilly Lulay rückt Fotografien mit Laser und Scannerblick zu Leibe. Noch bis Mitte Mai stellen die Künstlerinnen gemeinsam unter dem Titel „Durchblick. Lilly Lulay und Susa Templin“ in der DZ Bank aus.
Eine Fotografie verbirgt mindestens ebenso viel, wie sie enthüllt. Obwohl keine neue Erkenntnis, bringt die künstlerische Auseinandersetzung mit der Beschränktheit des eigenen Mediums doch noch immer wieder neue Perspektiven hervor. Susa Templin beschäftigt sich seit Langem mit den Möglichkeiten, begehbare Fotografie-Räume zu schaffen. Nicht mit Virtual Reality-Brille, sondern rein physisch. Bildlabyrinth, Bildgarten oder Bilderparcours nennt die Künstlerin das Ergebnis – begehbare Installationen, in denen das Publikum um die Bilder herumläuft. „Das eine Bild gibt es nicht mehr,“ sagt Templin. Ihre Labyrinthe sind praktische Anschauung einer Welt, in der Bilder ständig im Fluss sind, gleichzeitig existieren oder sich gegenseitig überlagern.
Ausgangspunkt ihrer Arbeit ist meist eine analoge Fotografie. Trotzdem will sich Templin nicht als Dogmatikerin verstanden wissen, die Lagerbildung zwischen analoger und digitaler Fotografie findet sie konstruiert. Aus Negativmaterial fertigt die Künstlerin Abzüge auf Fotopapier, oft in spezieller Tönung – purpurn, bräunlich oder bläulich schimmern Motive von Treppenhäusern und anderen architektonischen Details durch die Bilderschichten. Einige Fotos tauchen direkt im Parcours auf, andere sind digital auf Glasscheiben und Folien transferiert, die später im Ausstellungsraum hängen oder aufgestellt werden.
Templin hat an der Universität der Künste Berlin und an der Städelschule studiert, sie lebt und arbeitet in beiden Städten. Im Frankfurter Wohnatelier steht ein Ausstellungsmodell des Kunstfoyers der DZ Bank, in denen sie Mini-Versionen ihrer Bilder hin- und herrückt. Direktorin Christina Leber hat Susa Templin eingeladen, das Haus gemeinsam mit der gebürtigen Frankfurterin Lilly Lulay zu bespielen. Im Februar eröffnet die Schau. Auf großen Platten am Atelierboden hat die Künstlerin verschiedene Bildelemente in Originalgröße ausgebreitet. Manchmal probiert sie tagelang, verwirft und überdenkt die Kompositionen, die sich ergeben. Eines, sagt Susa Templin, sei ihr ganz wichtig: „Meine Arbeiten entstehen im Zusammenspiel mit der Betrachterin oder dem Betrachter.“ Sie sollen zum Urheber, zur Urheberin jener Bilder werden, die im Moment des Umschreitens ihrer verschiedenen Elemente erst geschaffen werden. Ähnlich einem Kaleidoskop: während man das eine Bild erhascht, ist schon wieder ein anderes im Entstehen begriffen.
Architektin von Bildlabyrinthen: Susa Templin in ihrem Atelier © Dirk Ostermeier
Auch Lilly Lulay möchte sich nicht zufrieden geben mit dem, was die Fotografie als Lieferantin von Motiven bereithält. Ihre Mittel der Wahl sind andere, die Fragestellungen ihrer Arbeit weisen aber einige Verwandtschaften zu denen von Templin auf. Lulay ruft aus Brüssel an, wo sie derzeit lebt und arbeitet. Erinnerung an die erste Begegnung an der Offenbacher HfG, wo sie damals studierte und Susa Templin ihre Arbeiten vorstellte: Endlich eine Gleichgesinnte, die Bilder auch gern mit der Hand bearbeitet, dachte sich Lulay. In verschiedenen Arbeiten ist die Künstlerin ihren Fotografien, gefundenen und eigenen Motiven, zum Beispiel mit dem Laser oder mit Nadel und Faden zu Leibe gerückt.
Neben Fotografie studierte Lilly Lulay Bildhauerei und Mediensoziologie; beide Interessen lassen sich unschwer in ihrem Werk wiederfinden. Die Kulturkritik ist ihren Arbeiten so immanent wie das Bewusstsein darum, dass die Medien, die wir täglich nutzen, unser Denken prägen („Our Writing Tools Take Part in The Forming of Our Thoughts“, hieß passend eine Serie, die 2018 im Fotografie Forum als Teil des Olympus-Stipendiums ausgestellt wurde). Aktuell spielt das Smartphone eine zentrale Rolle: Lulay möchte wissen, wie das ultimative Bildwerkzeug unserer Zeit arbeitet. Was die Künstlichen Intelligenzen wirklich sehen, wenn sie Bilderfluten nach festen Algorithmen durchsuchen. Ergebnisse ihrer Recherchen fließen in Arbeiten wie „Digital Dust“ ein, wo sie den Scanner-Blick der KI imitieren, der zugleich von der Künstlerin subjektiv interpretiert wird. Auch Lilly Lulays Bilder mögen kurze Augenblicke der Erhellung stiften, bevor sie ihre Betrachter wieder ins schön kalkulierte Chaos zurückwerfen.
Durchblick. Lilly Lulay und Susa Templin, 16.2.–21.5., Kunststiftung DZ Bank. Infos und Öffnungszeiten: www.kunststiftungsdzbank.de
Ausgangspunkt ihrer Arbeit ist meist eine analoge Fotografie. Trotzdem will sich Templin nicht als Dogmatikerin verstanden wissen, die Lagerbildung zwischen analoger und digitaler Fotografie findet sie konstruiert. Aus Negativmaterial fertigt die Künstlerin Abzüge auf Fotopapier, oft in spezieller Tönung – purpurn, bräunlich oder bläulich schimmern Motive von Treppenhäusern und anderen architektonischen Details durch die Bilderschichten. Einige Fotos tauchen direkt im Parcours auf, andere sind digital auf Glasscheiben und Folien transferiert, die später im Ausstellungsraum hängen oder aufgestellt werden.
Templin hat an der Universität der Künste Berlin und an der Städelschule studiert, sie lebt und arbeitet in beiden Städten. Im Frankfurter Wohnatelier steht ein Ausstellungsmodell des Kunstfoyers der DZ Bank, in denen sie Mini-Versionen ihrer Bilder hin- und herrückt. Direktorin Christina Leber hat Susa Templin eingeladen, das Haus gemeinsam mit der gebürtigen Frankfurterin Lilly Lulay zu bespielen. Im Februar eröffnet die Schau. Auf großen Platten am Atelierboden hat die Künstlerin verschiedene Bildelemente in Originalgröße ausgebreitet. Manchmal probiert sie tagelang, verwirft und überdenkt die Kompositionen, die sich ergeben. Eines, sagt Susa Templin, sei ihr ganz wichtig: „Meine Arbeiten entstehen im Zusammenspiel mit der Betrachterin oder dem Betrachter.“ Sie sollen zum Urheber, zur Urheberin jener Bilder werden, die im Moment des Umschreitens ihrer verschiedenen Elemente erst geschaffen werden. Ähnlich einem Kaleidoskop: während man das eine Bild erhascht, ist schon wieder ein anderes im Entstehen begriffen.
Architektin von Bildlabyrinthen: Susa Templin in ihrem Atelier © Dirk Ostermeier
Auch Lilly Lulay möchte sich nicht zufrieden geben mit dem, was die Fotografie als Lieferantin von Motiven bereithält. Ihre Mittel der Wahl sind andere, die Fragestellungen ihrer Arbeit weisen aber einige Verwandtschaften zu denen von Templin auf. Lulay ruft aus Brüssel an, wo sie derzeit lebt und arbeitet. Erinnerung an die erste Begegnung an der Offenbacher HfG, wo sie damals studierte und Susa Templin ihre Arbeiten vorstellte: Endlich eine Gleichgesinnte, die Bilder auch gern mit der Hand bearbeitet, dachte sich Lulay. In verschiedenen Arbeiten ist die Künstlerin ihren Fotografien, gefundenen und eigenen Motiven, zum Beispiel mit dem Laser oder mit Nadel und Faden zu Leibe gerückt.
Neben Fotografie studierte Lilly Lulay Bildhauerei und Mediensoziologie; beide Interessen lassen sich unschwer in ihrem Werk wiederfinden. Die Kulturkritik ist ihren Arbeiten so immanent wie das Bewusstsein darum, dass die Medien, die wir täglich nutzen, unser Denken prägen („Our Writing Tools Take Part in The Forming of Our Thoughts“, hieß passend eine Serie, die 2018 im Fotografie Forum als Teil des Olympus-Stipendiums ausgestellt wurde). Aktuell spielt das Smartphone eine zentrale Rolle: Lulay möchte wissen, wie das ultimative Bildwerkzeug unserer Zeit arbeitet. Was die Künstlichen Intelligenzen wirklich sehen, wenn sie Bilderfluten nach festen Algorithmen durchsuchen. Ergebnisse ihrer Recherchen fließen in Arbeiten wie „Digital Dust“ ein, wo sie den Scanner-Blick der KI imitieren, der zugleich von der Künstlerin subjektiv interpretiert wird. Auch Lilly Lulays Bilder mögen kurze Augenblicke der Erhellung stiften, bevor sie ihre Betrachter wieder ins schön kalkulierte Chaos zurückwerfen.
Durchblick. Lilly Lulay und Susa Templin, 16.2.–21.5., Kunststiftung DZ Bank. Infos und Öffnungszeiten: www.kunststiftungsdzbank.de
15. März 2022, 11.30 Uhr
kjc
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