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Caricatura Museum: „Rudi Hurzlmeier Malerei“
Endzeitszenarien, Tiermotive und viel nackte Haut
Das Caricatura Museum Frankfurt präsentiert ab 2. Dezember insgesamt 100 Werke des niederbayrischen Malers und Karikaturisten Rudi Hurzlmeier. Zu sehen sind die komisch und zugleich verstörend wirkenden Gemälde, Zeichnungen und Cartoons noch bis zum 18. April.
Ob schallendes Gelächter, leises Kichern oder ein kaum merkliches Schmunzeln – Arten zu lachen gibt es viele. Hören und teilweise sehen konnte man sie trotz Maske am Dienstag im Caricatura Museum fast alle. Anlass dafür war die neue Ausstellung „Rudi Hurzlmeier Malerei“, die ab Donnerstag bis zum 18. April auf zwei Ebenen im historischen Leinwandhaus zu sehen sein wird. Sie zeigt 100 Werke auf Leinwand und Papier – darunter großformatige Acrylgemälde – aber auch zahlreiche Cartoons, Plastiken und Aquarellzeichnungen des niederbayrischen Malers, Zeichners und Karikaturisten Rudi Hurzlmeier. Seine Werke werden gemeinhin der Komischen Kunst zugeordnet, die dem Zweck dienen soll, den Betrachtenden zum Lachen zu bringen. Klassische Kunstmotive werden dabei oft aufgegriffen und auf satirische Weise uminterpretiert.
Die Biografie Hurzlmeiers umgibt so viele Mythen wie seine Werke selbst: „Der Legende nach ist er 1952 in einem Klostersanatorium zur Welt gekommen“, erzählt Lea Willimann, Kuratorin der Ausstellung. Nachdem er mit 16 die Schule abbrach, habe er eine Lehre als Schaufenster-Dekorateur begonnen. Zwischenzeitlich soll er als Taxifahrer, Trödelhändler und Gag-Autor gearbeitet haben, bevor er Cartoons für das Penthouse Magazin, Stern, Spiegel oder die Süddeutsche Zeitung veröffentlichte. Seit 1985 hat er zudem zahlreiche Illustrationen und Cover für das Satiremagazin Titanic entworfen, von denen einige in der Ausstellung zu sehen sein werden.
Die Acryl-Zeichnung „Return of the Unicorn" ist erstmalig 2002 in der Dezemberausgabe des Titanic-Magazins erschienen. © Rudi Hurzlmeier
Hurzlmeiers Aquarelle sind vor allem in der Reihe „Regelvollzug Aquarellmalkurs“ zu bewundern, bei der er laut eigener Aussage als Kursleiter in einem Münchner Knast die Insassen unterrichtet habe. Begrüßt werden die Besucherinnen und Besucher des Museums zudem von einer Skulptur des Kasseler Bildhauers Sigi Böttcher im Museumsschaufenster, der das bekannte Plakatmotiv Hurzlmeiers „Selbst im Raumgleiter“ in 3D umgesetzt hat. Der Künstler fliegt dort in einem kleinen, gelben Fluggerät durch eine apokalyptisch anmutende Szenerie und wird von einem übergroßen Insekt verfolgt.
„Rudi Hurzlmeier ist einer der Meister der Komischen Malerei und hat maßgeblich dazu beigetragen, die Technik der Alten Meister in die Cartoonkunst zu implantieren“, betont Achim Frenz, Leiter des Caricatura-Museums. Die Ausstellung präsentiere die komischsten Gemälde des Künstlers aus über drei Jahrzehnten und dokumentiere sein zeichnerisches Oeuvre. „Mit seiner Malkunst, die Generationen von Meistern augenzwinkernd zitiert, hat Rudi Hurzlmeier der Satire ein neues Feld erschlossen“, sagt er.
Auf Hurzlmeiers Bildern gebe es darüber hinaus vieles zu entdecken: Von grotesken Welten, bunten Endzeitszenarien und Tiermotiven bis hin zu viel nackter Haut und seltsamen Stillleben, so der Museumsleiter. Gerade durch die Details und die Werktitel würden viele Bilder erst ihren eigentlichen Witz und Charme entfalten – manchmal wirken sie auch verstörend. „Die Komik in Hurzlmeiers Werk zeigt sich häufig im Seltsamen und Abgründigen“, erklärt er. Gemeinsam sei den Bildern aber die versteckten Pointen hinter scharfsinnigen Beobachtungen und dass sie allesamt für Heiterkeit beim Betrachter sorgten. Gerade in seinen Titanic-Arbeiten greife er zudem häufig gesellschaftliche Themen auf.
„Beschneidung des Geläuterten" ist 2011 in der Märzausgabe des Titanic-Magazins veröffentlicht worden. © Rudi Hurzlmeier
Als politisches Statement will Hurzlmeier selbst seine Kunst aber nicht verstehen, auch wenn andere gelegentlich aus ihnen ein Politikum machen würden. So habe er beispielsweise nach eigener Aussage rund 200 Anzeigen für das Titanic-Cover „Kirche heute“ vom April 2010 erhalten, das einen katholischen Priester in zweideutiger Pose vor einer an der Wand hängenden Jesusfigur zeigt. „Da haben die Leute mehr hereininterpretiert, als von mir angedacht“, sagt Hurzlmeier und lacht. Die Klagen seien jedoch allesamt abgeschmettert worden. Satire sei eben schwer zu fassen – Spaß und Provokationen nicht verboten, so der Künstler.
Bei seiner Kunst gehe es ihm aber nicht nur um Spaß und Provokation: „Ich habe angefangen mit Sujets, die in der modernen Kunst nicht mehr en vogue waren und bis heute als kitschig gelten“, sagt Hurzlmeier. Dazu zählt er Pferdemotive, Landschafts-, Gebirgs- und Aktmalerei. Eine gehörige Portion Fantasie spiele ebenso eine Rolle. „Wenn ich nur die Realität abbilden würde, gebe es zu viel menschliche Hirnmasse, die nicht genutzt werden würde.“ Die Ausstellung legt er insbesondere Menschen ans Herz, die der Pandemie für einen Moment entkommen wollen. „Thematisch spielt sie bei mir keine Rolle. Das Thema geht mir gehörig auf den Senkel“, sagt er und lacht wieder.
>> „Hurzlmeier Malerei“, Caricatura – Museum für Komische Kunst, Weckmarkt 17, Altstadt, 2. Dezember bis 19. April, dienstags bis sonntags 11 bis 18 Uhr.
Die Biografie Hurzlmeiers umgibt so viele Mythen wie seine Werke selbst: „Der Legende nach ist er 1952 in einem Klostersanatorium zur Welt gekommen“, erzählt Lea Willimann, Kuratorin der Ausstellung. Nachdem er mit 16 die Schule abbrach, habe er eine Lehre als Schaufenster-Dekorateur begonnen. Zwischenzeitlich soll er als Taxifahrer, Trödelhändler und Gag-Autor gearbeitet haben, bevor er Cartoons für das Penthouse Magazin, Stern, Spiegel oder die Süddeutsche Zeitung veröffentlichte. Seit 1985 hat er zudem zahlreiche Illustrationen und Cover für das Satiremagazin Titanic entworfen, von denen einige in der Ausstellung zu sehen sein werden.
Die Acryl-Zeichnung „Return of the Unicorn" ist erstmalig 2002 in der Dezemberausgabe des Titanic-Magazins erschienen. © Rudi Hurzlmeier
Hurzlmeiers Aquarelle sind vor allem in der Reihe „Regelvollzug Aquarellmalkurs“ zu bewundern, bei der er laut eigener Aussage als Kursleiter in einem Münchner Knast die Insassen unterrichtet habe. Begrüßt werden die Besucherinnen und Besucher des Museums zudem von einer Skulptur des Kasseler Bildhauers Sigi Böttcher im Museumsschaufenster, der das bekannte Plakatmotiv Hurzlmeiers „Selbst im Raumgleiter“ in 3D umgesetzt hat. Der Künstler fliegt dort in einem kleinen, gelben Fluggerät durch eine apokalyptisch anmutende Szenerie und wird von einem übergroßen Insekt verfolgt.
„Rudi Hurzlmeier ist einer der Meister der Komischen Malerei und hat maßgeblich dazu beigetragen, die Technik der Alten Meister in die Cartoonkunst zu implantieren“, betont Achim Frenz, Leiter des Caricatura-Museums. Die Ausstellung präsentiere die komischsten Gemälde des Künstlers aus über drei Jahrzehnten und dokumentiere sein zeichnerisches Oeuvre. „Mit seiner Malkunst, die Generationen von Meistern augenzwinkernd zitiert, hat Rudi Hurzlmeier der Satire ein neues Feld erschlossen“, sagt er.
Auf Hurzlmeiers Bildern gebe es darüber hinaus vieles zu entdecken: Von grotesken Welten, bunten Endzeitszenarien und Tiermotiven bis hin zu viel nackter Haut und seltsamen Stillleben, so der Museumsleiter. Gerade durch die Details und die Werktitel würden viele Bilder erst ihren eigentlichen Witz und Charme entfalten – manchmal wirken sie auch verstörend. „Die Komik in Hurzlmeiers Werk zeigt sich häufig im Seltsamen und Abgründigen“, erklärt er. Gemeinsam sei den Bildern aber die versteckten Pointen hinter scharfsinnigen Beobachtungen und dass sie allesamt für Heiterkeit beim Betrachter sorgten. Gerade in seinen Titanic-Arbeiten greife er zudem häufig gesellschaftliche Themen auf.
„Beschneidung des Geläuterten" ist 2011 in der Märzausgabe des Titanic-Magazins veröffentlicht worden. © Rudi Hurzlmeier
Als politisches Statement will Hurzlmeier selbst seine Kunst aber nicht verstehen, auch wenn andere gelegentlich aus ihnen ein Politikum machen würden. So habe er beispielsweise nach eigener Aussage rund 200 Anzeigen für das Titanic-Cover „Kirche heute“ vom April 2010 erhalten, das einen katholischen Priester in zweideutiger Pose vor einer an der Wand hängenden Jesusfigur zeigt. „Da haben die Leute mehr hereininterpretiert, als von mir angedacht“, sagt Hurzlmeier und lacht. Die Klagen seien jedoch allesamt abgeschmettert worden. Satire sei eben schwer zu fassen – Spaß und Provokationen nicht verboten, so der Künstler.
Bei seiner Kunst gehe es ihm aber nicht nur um Spaß und Provokation: „Ich habe angefangen mit Sujets, die in der modernen Kunst nicht mehr en vogue waren und bis heute als kitschig gelten“, sagt Hurzlmeier. Dazu zählt er Pferdemotive, Landschafts-, Gebirgs- und Aktmalerei. Eine gehörige Portion Fantasie spiele ebenso eine Rolle. „Wenn ich nur die Realität abbilden würde, gebe es zu viel menschliche Hirnmasse, die nicht genutzt werden würde.“ Die Ausstellung legt er insbesondere Menschen ans Herz, die der Pandemie für einen Moment entkommen wollen. „Thematisch spielt sie bei mir keine Rolle. Das Thema geht mir gehörig auf den Senkel“, sagt er und lacht wieder.
>> „Hurzlmeier Malerei“, Caricatura – Museum für Komische Kunst, Weckmarkt 17, Altstadt, 2. Dezember bis 19. April, dienstags bis sonntags 11 bis 18 Uhr.
1. Dezember 2021, 12.34 Uhr
Margaux Adam
Margaux Adam
Jahrgang 1991, Studium der Literaturwissenschaft an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, seit Februar 2020 beim JOURNAL FRANKFURT. Mehr von Margaux
Adam >>
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Text: Florian Aupor / Foto: Über den Holbeinsteg zum Museumsufer © Adobe Stock/Branko Srot
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