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Foto: Fotowand stützt sich an Paulina Stulin ab © Gregor Ries
Foto: Fotowand stützt sich an Paulina Stulin ab © Gregor Ries

Caricatura Museum Frankfurt

Comics von Paulina Stulin in neuen Räumen

Gleich mit zwei neuen Ausstellungen wartet das Caricatura Museum auf. Neben der Würdigung des 2004 verstorbenen Bernd Pfarr mit „Knochenzart“ ist seit Ende September auch die erste Etage mit einer Comicausstellung wiedereröffnet.
Martin Sonntag, der neue Leiter des Caricatura Museums Frankfurt, möchte sich nicht allein auf die Neue Frankfurter Schule als Grundstock der Sammlung beschränken. Inzwischen habe das Museum elftausende Blätter weiterer Künstler erworben, die ebenfalls zu Ehren kommen sollen. Zudem möchte Sonntag, der früher als Museumsdirektor für die Kassler Caricatura-Galerie verantwortlich war, den Blick auf weitere Felder der Komischen Kunst weiten. Dazu gehören auch Nachbarsdisziplinen wie Comic, Graphic Novel, Fotos oder Memes, welche im neu eröffneten Caricatura Salon zu sehen sein werden.

600-seitiges Tagebuch über Beziehung, sexuelle Eskapaden, Drogen von Paulina Stulin

‚Komische Kunst‘ in Bezug auf ‚seltsam‘ findet Paulina Stulin in ihrem Fall schon zutreffender. Der Darmstädter Shooting Star wurde neben bewährten Namen wie Gernhardt, Bernstein, Waechter, Poth als erste für eine Präsentation in den umgestalteten Räumen auserwählt. Darüber hinaus sind auch Stars wie Ralf König, Gerhard Seyfried und Rudi Hurzlmeier neuerdings temporär vertreten. Während die Comic-Zeichnerin Stulin bei ihrem Strich noch am ehesten Parallelen zu F.W. Bernstein ausweist, erinnern ihre Stadtchroniken an Clothwig Poths Frankfurt-Impressionen.

Während der Pandemie konnte Stulin mit ihrem 600-seitigem Tagebuch „Bei mir zuhause“ einen Longseller landen. Episodenhaft blickt sie auf das Leben der Protagonistin Paulina, erzählt vom Alltag, Beziehungen, sexuellen Eskapaden, Alkohol, Drogen, der Arbeit mit Kindern samt Blick auf Darmstädter Plätze und lässt dabei bewusst offen, was fiktiv und was real ist. Diese Erzählform legte sie schon 2014 in ihrem zweiten Comic „The right here right now thing“ an. Der dritte Graphic Novel-Wälzer beeindruckte auch Doris Dörrie, eine ihrer Lieblingsschriftstellerinnen so nachdrücklich, dass sie anschließend Paulina eine Adaption und Interpretation ihres letzten Kinofilms „Freibad“ anbot.

Comicexperte und ARD/HR-Redakteur Alex Jakubowski drehte nicht nur zwei TV-Beiträge über die Künstlerin, sondern schlug sie zudem auch Martin Sonntag als erste Künstlerin für die Caricatura-Galerie vor. Zum Querschnitt aus Skizzen, Originalzeichnungen im Passepartout und am Computer kreierte Comicseiten locken wandgroße Bildtapeten. In ihrem malerischen Duktus verfeinert sie ihre Werke, bis man die auf Skizzen basierte, digitale Entstehung nicht mehr erkennt. Für das Konzept ist neben Jakubowski außerdem die Caricatura-Volontärin Irina Kosenko verantwortlich.

Bibelsatiren und selbst geschaffenes Chaos im Caricatura Museum Frankfurt

Dank verstellbarer Wände kann man jederzeit weitere Künstler im Salon präsentieren. Zum Oberthema „Tiere und Engel“ der Bernd Pfarr-Ausstellung wurden Seiten aus dem Schaffen weiterer Künstlerinnen und Künstler wie Hilke Raddatz, Franziska Becker, Ernst Kahl und natürlich von Vertretern der Neuen Frankfurter Schule ausgewählt. Nimmt man noch Ralf Königs Bibelsatiren dazu, ist damit derzeit die Sprechblasenliteratur stark vertreten. Denn auch Bernd Pfarr zeigte sich als Donald Duck-Fan von Comics reichlich beeinflusst.

In Serien wie „Dulle“, „Alex der Rabe“ oder auch in „Sondermann“ offenbart sich sein skurriler Blick auf den Alltag, das Zusammenleben und die Arbeitswelt. Hier arrangieren sich die Charaktere in oft selbst geschaffenem Chaos mit eigener Logik. Pfarrs schräger Humor, inklusive eines gezeichneten Adventskalenders, ist einen neuen Blick wert. Derweil wünscht sich Martin Sonntag noch mehr Räume und noch mehr Mitarbeiter für den wachsenden Caricatura-Bestand.

Info
Caricatura Museum Frankfurt: „Paulina Stulin – Comics über mein Leben“ bis 17.November 2024, Begleitheft 10 €; „Bernd Pfarr: Knochenzart – Von Tieren und Engeln“, bis 19. Januar 2025; mehr Infos hier
 
Fotogalerie:
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1. Oktober 2024, 12.00 Uhr
Gregor Ries
 
 
 
 
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