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Anwälte der Hölle im Margarete
Wie Peter Zingler einmal die Hosen runterließ
Der Autor Peter Zingler wurde im Restaurant Margarete von den Anwälten der Hölle gerichtet. Ergebnis: Er darf auffahren ins Himmelreich. Dort wird er den Herrgott mit einem Tattoo an einer heiklen Stelle überraschen dürfen.
Das Schöne an Abenden mit Peter Zingler ist, dass man immer noch eine neue Anekdote von ihm erfährt. Als wir ihn im Februar trafen, brach er in seine eigene Wohnung ein und stahl den einzigen Schatz, den er dort fand: sein eigenes Buch "Im Tunnel" (siehe Video unten). Vor einigen Wochen bei einer Lesung im Büro seines Verlegers Joachim Unseld erzählte er von seiner jugendlichen Begegnung mit Brigitte Bardot und wie sich Jahrzehnte später der Kreis wieder schloss. Und nun, zum Start der neuen Talkshow-Reihe im Margarete Restaurant auf der Braubachstraße? Erzählte er, wie er sich als Jugendlicher ein Tattoo auf seinen Schwanz stach. "Gar nicht so einfach, der kleine Mann verzog sich ja immer wieder, da musste ich spannen und stechen, spannen und stechen." Seit diesem denkwürdigen Tag im Leben des früheren Einbrechers und heutigen Autors Peter Zingler ziert das Wort "Amor" seinen Körper an ebendieser Stelle, was die Damenwelt meist weniger bewegte, denn die Männer. "Ach, die Frauen haben das meist nicht mal bemerkt, wenn sie sich mit ihm beschäftigt haben", plauderte Peter Zingler. Die Männer in den Kneipen jedoch, die wollten nicht glauben, dass es dieses Tattoo wirklich gab und ließen es sich gegen fünf oder zehn Mark mal zeigen. So weit kommt es an diesem Abend jedoch nicht.
Die Journal-Kolumnistin Ana Marija MIlkovic betätigte sich als Anwältin der Hölle. In die Rolle ihres Gegenspielers schlüpfte der Autor und frühere Chefredakteur der Titanic, Leo Fischer. Gemeinsam wollten sie herausfinden, welche Richtung der probehalber gestorbene Zingler nach seinem Tode einschlagen wird. Die Meinung des Publikums nach der gut 90-minütigen Lesung war eindeutig: Das Himmelreich gehört diesem sympathischen Mann. Zuvor erzählte Peter Zingler über die Zuverlässigkeit der Frankfurter Kaufleute, die ihn in diese Stadt getrieben hatte. "Es gab Geld, es gab Amerikaner und Juden und alles war vom Feinsten in Frankfurt – und du konntest dich auf die Menschen verlassen." Andererseits: "Wenn du einen Fehler machst, ist ja auch immer gleich die Polizei da."
Mit 15 saß Peter Zingler das erste Mal im Gefängnis. Sollte ihn das in die Hlle bringen? "80 Prozent der Menschen gehören nicht in den Knast. Die finden einfach im Leben keinen Weg, sie sind lebensunfähig und nicht wenige von ihnen sind auch einfach gerne im Knast. Dort kommen sie zurecht." Wer nie sozialisiert worden sei, der könne auch nicht resozialisiert werden. Dagegen kämen die wirklich großen Fische meist ungeschoren davon, Konsequenzen hätten Banker oder Politiker jedenfalls nicht zu befürchten. Wer sei heute noch so geradlinig wie Karl Konstanz Viktor Fellner, der letzte Oberbürgermeister der Freien Reichsstadt Frankfurt, der angesichts der preußischen Vereinnahmung keinen Ausweg mehr wusste, als sich zu erhängen? An solchen Figuren kann sich Peter Zingler begeistern, wie ihm überhaupt nichts Menschliches fremd ist. "In meinen Krimis hat mich immer mehr die Beziehung zwischen Polizist und Täter interessiert als die Frage, wer es denn letztendlich war."
Und so erzählt er auch noch die schöne Anekdote, wie er in Hamburg mit ein paar Kumpels mal Seidenteppiche aus einem Geschäft ausräumte, gegenüber der Concierge vom Atlantik Hotel, der mit geradem Blick sah, wie das Geschäfts immer leerer und leerer wurde und nichts tat. "Natürlich sind Verbrechen spannend, man wird verfolgt, es steht eine Menge Geld in Aussicht, ich hatte furchtbare Angst – als wir endlich mit den ganzen Teppichen im Fahrzeug auf der Autobahn waren, da hatte ich eine Erektion, die hielt bis kurz vor Frankfurt." Womit wir wieder am bei Amor wären.
>> Anwälte der Hölle
jeden letzten Dienstag im Monat um 20 Uhr im Margarete Restaurant. Eintritt: 7 bis 10 Euro. Zur nächsten Veranstaltung kommt Torsun Burkhardt, Sänger der Band Egotronic.
Die Journal-Kolumnistin Ana Marija MIlkovic betätigte sich als Anwältin der Hölle. In die Rolle ihres Gegenspielers schlüpfte der Autor und frühere Chefredakteur der Titanic, Leo Fischer. Gemeinsam wollten sie herausfinden, welche Richtung der probehalber gestorbene Zingler nach seinem Tode einschlagen wird. Die Meinung des Publikums nach der gut 90-minütigen Lesung war eindeutig: Das Himmelreich gehört diesem sympathischen Mann. Zuvor erzählte Peter Zingler über die Zuverlässigkeit der Frankfurter Kaufleute, die ihn in diese Stadt getrieben hatte. "Es gab Geld, es gab Amerikaner und Juden und alles war vom Feinsten in Frankfurt – und du konntest dich auf die Menschen verlassen." Andererseits: "Wenn du einen Fehler machst, ist ja auch immer gleich die Polizei da."
Mit 15 saß Peter Zingler das erste Mal im Gefängnis. Sollte ihn das in die Hlle bringen? "80 Prozent der Menschen gehören nicht in den Knast. Die finden einfach im Leben keinen Weg, sie sind lebensunfähig und nicht wenige von ihnen sind auch einfach gerne im Knast. Dort kommen sie zurecht." Wer nie sozialisiert worden sei, der könne auch nicht resozialisiert werden. Dagegen kämen die wirklich großen Fische meist ungeschoren davon, Konsequenzen hätten Banker oder Politiker jedenfalls nicht zu befürchten. Wer sei heute noch so geradlinig wie Karl Konstanz Viktor Fellner, der letzte Oberbürgermeister der Freien Reichsstadt Frankfurt, der angesichts der preußischen Vereinnahmung keinen Ausweg mehr wusste, als sich zu erhängen? An solchen Figuren kann sich Peter Zingler begeistern, wie ihm überhaupt nichts Menschliches fremd ist. "In meinen Krimis hat mich immer mehr die Beziehung zwischen Polizist und Täter interessiert als die Frage, wer es denn letztendlich war."
Und so erzählt er auch noch die schöne Anekdote, wie er in Hamburg mit ein paar Kumpels mal Seidenteppiche aus einem Geschäft ausräumte, gegenüber der Concierge vom Atlantik Hotel, der mit geradem Blick sah, wie das Geschäfts immer leerer und leerer wurde und nichts tat. "Natürlich sind Verbrechen spannend, man wird verfolgt, es steht eine Menge Geld in Aussicht, ich hatte furchtbare Angst – als wir endlich mit den ganzen Teppichen im Fahrzeug auf der Autobahn waren, da hatte ich eine Erektion, die hielt bis kurz vor Frankfurt." Womit wir wieder am bei Amor wären.
>> Anwälte der Hölle
jeden letzten Dienstag im Monat um 20 Uhr im Margarete Restaurant. Eintritt: 7 bis 10 Euro. Zur nächsten Veranstaltung kommt Torsun Burkhardt, Sänger der Band Egotronic.
25. Juni 2015, 11.20 Uhr
Nils Bremer
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