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3 Songs, 2 Drinks, 1 Gast
Podcasts aus dem Bett
Wie kann man mit seinem Publikum in Kontakt bleiben, wenn der Club geschlossen ist? Etwa mit einem eigenen Podcast, den sich Kathi Süs und Anika Schilling aus dem Club Das Bett als „Bettcast“ haben einfallen lassen.
JOURNAL FRANKFURT: Wie viele Konzerte konntet ihr in den zwei Jahren der Pandemie in der Halle zu welchen Konditionen durchführen? Welche Alternativen habt ihr euch ausgedacht, um weiter präsent zu sein?
Kathi Süs: Die Pandemie dauert ja jetzt schon bald zwei Jahre an. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass ich, als im März 2020 die ersten Konzerte abgesagt wurden, dachte: Lass’ das mal zwei, drei Monate gehen, dann läuft der Laden wieder. Nachdem langsam klar wurde, dass daraus so schnell nichts werden würde, waren wir aber ziemlich fix dabei unser erstes eigenes Outdoor-Mini-Festival auf die Beine zu stellen: Das Kommunikationsfabrikfestival, kurz KOMM genannt. Mit einem Wochenende ging es los und dann haben wir glücklicherweise das Go für den restlichen Sommer bekommen. Mittlerweile haben wir jetzt schon den zweiten BETT-Festival-Sommer auf dem Gelände der Kommunikationsfabrik veranstaltet. Das wäre vor Corona gar nicht denkbar gewesen.
Während im Club wenig bis nichts möglich war …
Die Clubshows in den vergangenen zwei Jahren lassen sie an ein paar Händen abzählen. Mit unserer regulären Kapazität konnten wir fast gar keine Shows mehr spielen, stattdessen gab es, immer wenn die Verordnungen es zugelassen haben, bestuhlte Konzerte mit einer sehr, sehr stark reduzierten Anzahl an Gästen bei uns. Und dann gab es auch immer wieder lange Phasen, in denen der Club komplett geschlossen bleiben musste. Die Zeit haben wir für verschiedene Projekte genutzt: von Umbauten bis hin zu virtuellen Kunstausstellungen war da alles dabei.
Ein großes Thema waren natürlich auch Streams – da haben wir verschiedenste Formate entwickelt. Es gab zum einen die Support your local Artist -Reihe, in der zwei Mal wöchentlich lokale Bands oder Künstler gestreamt wurden, ohne dass der Zuschauer vorab wusste, wer da jeweils auf der BETT-Bühne auftritt. Wie bei einer Sneak-Preview im Kino und entsprechend auch für ganz kleines Geld. Dann hatten wir eine kleine Streamingreihe namens „Mitsing-Mittwoch", bei der wechselnde Coverbands performt haben und die Songtexte live, synchron für den Zuschauer eingeblendet wurden, damit man zuhause schön mitsingen konnte. Gefolgt von den „Rooftop Sessions" im Mai 2021, bei denen diverse Reggae/Ska/Cumbia-Bands, eben alles, was schön tanzbar ist und nach Sommer schreit, auf einer Dachterrasse gespielt haben. Und mittlerweile sind wir eben beim Thema Podcast angelangt, aber dafür übergebe ich an meine Kollegin Anika Schilling, die sich bei uns um Social Media kümmert.
Das Internet ist in den vergangenen zwei Jahren also immer wichtiger geworden …
Anika Schilling: Für den Kontakt zu unseren Gästen nutzen wir hauptsächlich Social Media, wenn wir gerade keine anderen Sachen wie Streams o.ä. machen können. Dort machen wir kleine Spielchen wie Quizze für unsere Follower:innen oder erzählen, was wir im Club so machen, während die Türen geschlossen bleiben. Mit kreativen Ideen und Liebe zum Detail wollen wir so immer neue Inhalte bieten, mit denen wir dort unterhalten können und regelmäßig Lebenszeichen aus dem geschlossenen Club senden.
Die neueste Idee heißt 3 Songs, 2 Drinks, 1 Gast - Der Bettcast. Wer kam auf die Idee und erzähle mal etwas zum Konzept und warum sollte es ein Podcast sein?
Schilling: Wir haben gemeinsam überlegt, als absehbar wurde, dass der Club auch diesen Winter wieder länger schließen würde, was wir machen könnten, um nicht nur von uns, sondern aus der ganzen Musik- und Veranstaltungsszene regelmäßige Lebenszeichen zu senden und zu zeigen, dass wir da sind, auch wenn man uns nicht sieht oder besuchen kann. Und dann kam die Idee zu dem Podcast, in dem wir ausführliche Interviews mit Leuten aus der Frankfurter Musik- und Veranstaltungsszene führen, in denen wir uns mehr Zeit für die Gäste nehmen können, als wir das in Clips für Social Media können. Um dabei nicht zu viel und ausschließlich über die prekäre Lage der Clubs, Musiker und Kneipen in der Pandemie zu sprechen, haben wir uns ein Format für den Podcast ausgedacht, in dem es hauptsächlich um Musik geht und ein bisschen auch um Drinks. Alle Gäste bringen zwei Drinks und drei Songs mit, die ihnen etwas bedeuten, über die wir dann sprechen und von dort aus unterhalten wir uns über alles, was uns einfällt. Ich bereite mich meist ausführlich auf die Gäste vor, so dass die Gespräche sehr schnell tiefer gehen können als „Wer bist du?“ oder „Was machst du?“. Das Ziel ist es schon, interessante Gespräche über den eigenen Werdegang, inspirierende Künstler:innen, die Musikindustrie, emotionale Verbindungen zu Musik und vieles mehr zu führen – und dabei ein Getränk zu genießen.
Nach welchen Kriterien wurden die Gäste ausgesucht und mit was für Geschichten ist da zu rechnen ohne vorweg zu viel zu verraten?
Bei den Gästen haben wir versucht eine interessante Mischung hinzubekommen, bei denen Musiker:innen aller Stile vorkommen und auch Menschen, die normalerweise bei Konzerten hinter den Kulissen tätig sind und damit Teil unseres Cluballtags, also andere Leute aus anderen Clubs oder Bars. Zugesagt haben zu Beginn allerdings hauptsächlich Musiker:innen aus Bands, die regelmäßig im Club spielen. Von denen hören wir viele Geschichten über ihre eigene musikalische Entwicklung, das künstlerische Schaffen in ihren Bands, Geschichten aus dem Musiker:innen-Alltag und oft auch ihr eigenes Verhältnis zur Musikindustrie, anderen Musiker*innen und ihr oft politisches oder soziales Engagement. Und dazu kommen eben viele, kleine Geschichten zu allem Möglichen, die einem eben so bei einem Getränk einfallen.
Im ersten Bettcast begrüßt Annika Schilling Christian Schmidt, den Sänger von Mein Kopf ist ein brutaler Ort. Er geht am Donnerstag, 3. Februar online und ist auf Spotify zu hören.
Kathi Süs: Die Pandemie dauert ja jetzt schon bald zwei Jahre an. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass ich, als im März 2020 die ersten Konzerte abgesagt wurden, dachte: Lass’ das mal zwei, drei Monate gehen, dann läuft der Laden wieder. Nachdem langsam klar wurde, dass daraus so schnell nichts werden würde, waren wir aber ziemlich fix dabei unser erstes eigenes Outdoor-Mini-Festival auf die Beine zu stellen: Das Kommunikationsfabrikfestival, kurz KOMM genannt. Mit einem Wochenende ging es los und dann haben wir glücklicherweise das Go für den restlichen Sommer bekommen. Mittlerweile haben wir jetzt schon den zweiten BETT-Festival-Sommer auf dem Gelände der Kommunikationsfabrik veranstaltet. Das wäre vor Corona gar nicht denkbar gewesen.
Während im Club wenig bis nichts möglich war …
Die Clubshows in den vergangenen zwei Jahren lassen sie an ein paar Händen abzählen. Mit unserer regulären Kapazität konnten wir fast gar keine Shows mehr spielen, stattdessen gab es, immer wenn die Verordnungen es zugelassen haben, bestuhlte Konzerte mit einer sehr, sehr stark reduzierten Anzahl an Gästen bei uns. Und dann gab es auch immer wieder lange Phasen, in denen der Club komplett geschlossen bleiben musste. Die Zeit haben wir für verschiedene Projekte genutzt: von Umbauten bis hin zu virtuellen Kunstausstellungen war da alles dabei.
Ein großes Thema waren natürlich auch Streams – da haben wir verschiedenste Formate entwickelt. Es gab zum einen die Support your local Artist -Reihe, in der zwei Mal wöchentlich lokale Bands oder Künstler gestreamt wurden, ohne dass der Zuschauer vorab wusste, wer da jeweils auf der BETT-Bühne auftritt. Wie bei einer Sneak-Preview im Kino und entsprechend auch für ganz kleines Geld. Dann hatten wir eine kleine Streamingreihe namens „Mitsing-Mittwoch", bei der wechselnde Coverbands performt haben und die Songtexte live, synchron für den Zuschauer eingeblendet wurden, damit man zuhause schön mitsingen konnte. Gefolgt von den „Rooftop Sessions" im Mai 2021, bei denen diverse Reggae/Ska/Cumbia-Bands, eben alles, was schön tanzbar ist und nach Sommer schreit, auf einer Dachterrasse gespielt haben. Und mittlerweile sind wir eben beim Thema Podcast angelangt, aber dafür übergebe ich an meine Kollegin Anika Schilling, die sich bei uns um Social Media kümmert.
Das Internet ist in den vergangenen zwei Jahren also immer wichtiger geworden …
Anika Schilling: Für den Kontakt zu unseren Gästen nutzen wir hauptsächlich Social Media, wenn wir gerade keine anderen Sachen wie Streams o.ä. machen können. Dort machen wir kleine Spielchen wie Quizze für unsere Follower:innen oder erzählen, was wir im Club so machen, während die Türen geschlossen bleiben. Mit kreativen Ideen und Liebe zum Detail wollen wir so immer neue Inhalte bieten, mit denen wir dort unterhalten können und regelmäßig Lebenszeichen aus dem geschlossenen Club senden.
Die neueste Idee heißt 3 Songs, 2 Drinks, 1 Gast - Der Bettcast. Wer kam auf die Idee und erzähle mal etwas zum Konzept und warum sollte es ein Podcast sein?
Schilling: Wir haben gemeinsam überlegt, als absehbar wurde, dass der Club auch diesen Winter wieder länger schließen würde, was wir machen könnten, um nicht nur von uns, sondern aus der ganzen Musik- und Veranstaltungsszene regelmäßige Lebenszeichen zu senden und zu zeigen, dass wir da sind, auch wenn man uns nicht sieht oder besuchen kann. Und dann kam die Idee zu dem Podcast, in dem wir ausführliche Interviews mit Leuten aus der Frankfurter Musik- und Veranstaltungsszene führen, in denen wir uns mehr Zeit für die Gäste nehmen können, als wir das in Clips für Social Media können. Um dabei nicht zu viel und ausschließlich über die prekäre Lage der Clubs, Musiker und Kneipen in der Pandemie zu sprechen, haben wir uns ein Format für den Podcast ausgedacht, in dem es hauptsächlich um Musik geht und ein bisschen auch um Drinks. Alle Gäste bringen zwei Drinks und drei Songs mit, die ihnen etwas bedeuten, über die wir dann sprechen und von dort aus unterhalten wir uns über alles, was uns einfällt. Ich bereite mich meist ausführlich auf die Gäste vor, so dass die Gespräche sehr schnell tiefer gehen können als „Wer bist du?“ oder „Was machst du?“. Das Ziel ist es schon, interessante Gespräche über den eigenen Werdegang, inspirierende Künstler:innen, die Musikindustrie, emotionale Verbindungen zu Musik und vieles mehr zu führen – und dabei ein Getränk zu genießen.
Nach welchen Kriterien wurden die Gäste ausgesucht und mit was für Geschichten ist da zu rechnen ohne vorweg zu viel zu verraten?
Bei den Gästen haben wir versucht eine interessante Mischung hinzubekommen, bei denen Musiker:innen aller Stile vorkommen und auch Menschen, die normalerweise bei Konzerten hinter den Kulissen tätig sind und damit Teil unseres Cluballtags, also andere Leute aus anderen Clubs oder Bars. Zugesagt haben zu Beginn allerdings hauptsächlich Musiker:innen aus Bands, die regelmäßig im Club spielen. Von denen hören wir viele Geschichten über ihre eigene musikalische Entwicklung, das künstlerische Schaffen in ihren Bands, Geschichten aus dem Musiker:innen-Alltag und oft auch ihr eigenes Verhältnis zur Musikindustrie, anderen Musiker*innen und ihr oft politisches oder soziales Engagement. Und dazu kommen eben viele, kleine Geschichten zu allem Möglichen, die einem eben so bei einem Getränk einfallen.
Im ersten Bettcast begrüßt Annika Schilling Christian Schmidt, den Sänger von Mein Kopf ist ein brutaler Ort. Er geht am Donnerstag, 3. Februar online und ist auf Spotify zu hören.
2. Februar 2022, 16.10 Uhr
Detlef Kinsler
Detlef Kinsler
Weil sein Hobby schon früh zum Beruf wurde, ist Fotografieren eine weitere Leidenschaft des Journal-Frankfurt-Musikredakteurs, der außerdem regelmäßig über Frauenfußball schreibt. Mehr von Detlef
Kinsler >>
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