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25 Jahre Kronberg Academy
Festkonzert im Kurhaus Wiesbaden
Aus einem kleinen Verein ist eine weltweit angesehene Ausbildungsstätte für junge Musiker geworden: Mit Weggefährten und viel Prominenz feiert die Kronberg Academy ihr 25-jähriges Bestehen.
Angefangen hat es mit handgestempelten Eintrittskarten und einer ganzen Menge Enthusiasmus – längst ist aus einem kleinen Verein von einst eine international angesehene Kaderschmiede für angehende Musiker geworden. Mit einem großen Jubiläumskonzert hat am Montagabend die Kronberg Academy im Wiesbadener Kurhaus ihr 25-jähriges Bestehen gefeiert.
Mit dabei waren selbstverständlich die großen Namen und Weggefährten: die Geiger Gidon Kremer, Christian Tetzlaff und Vilde Frang, der Bratschist Yuri Bashmet, der Cellist István Várdai und das Chamber Orchestra of Europe. Das Programm fiel dem Anlass entsprechend unterhaltend aus, ein wenig Bach, Schubert und Tschaikowsky, zum Abschluss natürlich Mozart und als Tribut an die Postavantgarde das Konzert zu Dritt von Alfred Schnittke aus dem Jahr 1994. Dass gut ein Viertel der Plätze im großen Saal des Kurhauses – trotz einer angeblich ausverkauften Veranstaltung – leer blieben, mag als heißes Indiz dafür gewertet werden, dass etliche Sponsoren- und Ehrenkarten ausgegeben worden waren. Denn als Mitveranstalter war die Hessische Landesregierung im Boot, die Europäische Zentralbank und Lotto Hessen unterstützten zusätzlich.
Entsprechend wundert es nicht, dass sich Hessens Kunstminister Boris Rhein (CDU) knapp vor der Landtagswahl die Chance auch nicht entgehen ließ, der Akademie zu ihrer „einzigartigen Erfolgsgeschichte“ zu gratulieren. Deren Gründer und Vorsitzender Raimund Trenkler habe mit seinen Weggenossen der ersten Stunde, dem Cellisten Mstislav Rostropovich und der Casals-Witwe Marta Casals Istomin, eine „visionäre Kraft“ an den Tag gelegt und die Kronberg Academy zu einer „einzigartigen Gemeinschaft von weltberühmten Musikern“ gemacht. Und natürlich wies Rhein darauf hin, dass das Land Hessen den derzeitigen Bau des neuen Konzertsaals „Casals Forum“ mit 4,5 Millionen Euro unterstütz. Tu’ Gutes und sprich darüber.
Auch Parteifreundin und Kulturstaatsministerin Monika Grütters zeigte sich voll des Lobes: „Wir feiern nicht nur einen schönen Geburtstag, sondern eine Erfolgsgeschichte“, sagte sie bei ihrer Ansprache. Wenn man die Academy als Familie bezeichne, müsse man Trenkler als deren Vater ansehen. Trenkler selbst gab sich weniger blumig, sprach vom größten Abenteuer seines Lebens, dessen Ziel es sei, mit Musik die Grundwerte der internationalen Gemeinschaft und der Kommunikation zu festigen.
Wir erinnern uns: Die Kronberg Academy sieht sich als eine europaweit einzigartige Kulturinstitution zur Ausbildung und Förderung junger, höchstbegabter Musiker der Instrumente Violine, Viola und Violoncello. Zu den Lehrenden gehören renommierte Musiker wie Ana Chumachenco, Christian Tetzlaff, Tabea Zimmermann und Frans Helmerson (Foto). Rund 25 Studierende können Bachelor- und Masterabschlüsse erwerben, die in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt vergeben werden. Die Studiengänge Professional Studies, Precollege und ein Studienprogramm für kammermusikalisch orientierte Pianisten ergänzen das Angebot. Die Akademie wird überwiegend durch private Spenden finanziert. Neben ihrem Studienbetrieb veranstaltet die Kronberg Academy mehrere Konzertprojekte und zahlreiche Konzerte sowie alle zwei Jahre das international renommierte Kronberg Academy Festival. Ein Schwergewicht der Branche also, dessen Jubiläumskonzert – das nebenbei bemerkt nicht zufällig auf den 45. Todestag von Pablo Calas fiel – freilich auch von den Mitbewerbern mit Spannung verfolgt wurde: Im Publikum saßen unter anderem die Intendanten der Alten Oper Frankfurt, Stephan Pauly, der Oper Frankfurt, Bernd Loebe, und des Rheingau Musik Festivals, Michael Herrmann. Letzterer wie üblich in der großen Loge hinten und nicht bei den offiziellen Vertretern in der ersten Parkettreihe.
Bei Jubiläums- und Gedenk-Konzerten steht naturgemäß das Ereignis im Vordergrund, nicht zwingend die Musik oder gar deren Interpretation. Sonst hätte sich der eine oder andere schon ein wenig wundern können. Denn selten war das berühmte Konzert in d-Moll für 2 Violinen derart unpräzise zu hören. Christian Tetzlaff und Vilde Frang schienen nicht mit sondern gegen das Chamber Orchestra of Europe anspielen zu wollen. Die Folge: Missverständnisse, wackelnde Einsätze, uneinheitliche Tempi. Die an diesem Abend viel zitierte und bemühte Kommunikationsfunktion von Musik? Hier sprachen die Beteiligten unterschiedliche Sprachen.
Das änderte sich schlagartig nach den ersten Reden. Peter Tschaikowskys Nocturne op. 19 Nr. 4 mit Yuri Bashmet als Solist kam derart schmelzig, zart, duftend daher – so sehr, dass das Publikum völlig entrückt erst zu applaudieren ansetzte als der Meister schon längst von seinem Sitz aufgesprungen und zur Stimmführerin gehüpft war. Auch die Polonaise B-Dur von Franz Schubert und dem großen Gidon Kremer war ein Musterbeispiel für eine nahezu perfekte Symbiose von Solist und Orchester. Kremer, im blauen Seidenkaftan spielend, stampfte, sprang und krümmte sich – und die Musiker taten es ihm spielend nach.
Nach der großen „Jupiter-Sinfonie“ von Wolfgang Amadeus Mozart gab es als Zugabe noch einen kurzen Ausschnitt aus Ludwig van Beethovens 9. Sinfonie. Eine rein orchestrale „Ode an die Freude“. Nicht als Rauswerfer. Als Statement. Die offizielle Hymne des Europarats sollte ein Zeichen setzten: Musik verbindet. Überwindet Grenzen. Kann eine universelle Sprache sein. Zumindest aber trägt sie manchmal zur Verständigung bei. Und das scheint heute wichtiger denn je.
Mit dabei waren selbstverständlich die großen Namen und Weggefährten: die Geiger Gidon Kremer, Christian Tetzlaff und Vilde Frang, der Bratschist Yuri Bashmet, der Cellist István Várdai und das Chamber Orchestra of Europe. Das Programm fiel dem Anlass entsprechend unterhaltend aus, ein wenig Bach, Schubert und Tschaikowsky, zum Abschluss natürlich Mozart und als Tribut an die Postavantgarde das Konzert zu Dritt von Alfred Schnittke aus dem Jahr 1994. Dass gut ein Viertel der Plätze im großen Saal des Kurhauses – trotz einer angeblich ausverkauften Veranstaltung – leer blieben, mag als heißes Indiz dafür gewertet werden, dass etliche Sponsoren- und Ehrenkarten ausgegeben worden waren. Denn als Mitveranstalter war die Hessische Landesregierung im Boot, die Europäische Zentralbank und Lotto Hessen unterstützten zusätzlich.
Entsprechend wundert es nicht, dass sich Hessens Kunstminister Boris Rhein (CDU) knapp vor der Landtagswahl die Chance auch nicht entgehen ließ, der Akademie zu ihrer „einzigartigen Erfolgsgeschichte“ zu gratulieren. Deren Gründer und Vorsitzender Raimund Trenkler habe mit seinen Weggenossen der ersten Stunde, dem Cellisten Mstislav Rostropovich und der Casals-Witwe Marta Casals Istomin, eine „visionäre Kraft“ an den Tag gelegt und die Kronberg Academy zu einer „einzigartigen Gemeinschaft von weltberühmten Musikern“ gemacht. Und natürlich wies Rhein darauf hin, dass das Land Hessen den derzeitigen Bau des neuen Konzertsaals „Casals Forum“ mit 4,5 Millionen Euro unterstütz. Tu’ Gutes und sprich darüber.
Auch Parteifreundin und Kulturstaatsministerin Monika Grütters zeigte sich voll des Lobes: „Wir feiern nicht nur einen schönen Geburtstag, sondern eine Erfolgsgeschichte“, sagte sie bei ihrer Ansprache. Wenn man die Academy als Familie bezeichne, müsse man Trenkler als deren Vater ansehen. Trenkler selbst gab sich weniger blumig, sprach vom größten Abenteuer seines Lebens, dessen Ziel es sei, mit Musik die Grundwerte der internationalen Gemeinschaft und der Kommunikation zu festigen.
Wir erinnern uns: Die Kronberg Academy sieht sich als eine europaweit einzigartige Kulturinstitution zur Ausbildung und Förderung junger, höchstbegabter Musiker der Instrumente Violine, Viola und Violoncello. Zu den Lehrenden gehören renommierte Musiker wie Ana Chumachenco, Christian Tetzlaff, Tabea Zimmermann und Frans Helmerson (Foto). Rund 25 Studierende können Bachelor- und Masterabschlüsse erwerben, die in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt vergeben werden. Die Studiengänge Professional Studies, Precollege und ein Studienprogramm für kammermusikalisch orientierte Pianisten ergänzen das Angebot. Die Akademie wird überwiegend durch private Spenden finanziert. Neben ihrem Studienbetrieb veranstaltet die Kronberg Academy mehrere Konzertprojekte und zahlreiche Konzerte sowie alle zwei Jahre das international renommierte Kronberg Academy Festival. Ein Schwergewicht der Branche also, dessen Jubiläumskonzert – das nebenbei bemerkt nicht zufällig auf den 45. Todestag von Pablo Calas fiel – freilich auch von den Mitbewerbern mit Spannung verfolgt wurde: Im Publikum saßen unter anderem die Intendanten der Alten Oper Frankfurt, Stephan Pauly, der Oper Frankfurt, Bernd Loebe, und des Rheingau Musik Festivals, Michael Herrmann. Letzterer wie üblich in der großen Loge hinten und nicht bei den offiziellen Vertretern in der ersten Parkettreihe.
Bei Jubiläums- und Gedenk-Konzerten steht naturgemäß das Ereignis im Vordergrund, nicht zwingend die Musik oder gar deren Interpretation. Sonst hätte sich der eine oder andere schon ein wenig wundern können. Denn selten war das berühmte Konzert in d-Moll für 2 Violinen derart unpräzise zu hören. Christian Tetzlaff und Vilde Frang schienen nicht mit sondern gegen das Chamber Orchestra of Europe anspielen zu wollen. Die Folge: Missverständnisse, wackelnde Einsätze, uneinheitliche Tempi. Die an diesem Abend viel zitierte und bemühte Kommunikationsfunktion von Musik? Hier sprachen die Beteiligten unterschiedliche Sprachen.
Das änderte sich schlagartig nach den ersten Reden. Peter Tschaikowskys Nocturne op. 19 Nr. 4 mit Yuri Bashmet als Solist kam derart schmelzig, zart, duftend daher – so sehr, dass das Publikum völlig entrückt erst zu applaudieren ansetzte als der Meister schon längst von seinem Sitz aufgesprungen und zur Stimmführerin gehüpft war. Auch die Polonaise B-Dur von Franz Schubert und dem großen Gidon Kremer war ein Musterbeispiel für eine nahezu perfekte Symbiose von Solist und Orchester. Kremer, im blauen Seidenkaftan spielend, stampfte, sprang und krümmte sich – und die Musiker taten es ihm spielend nach.
Nach der großen „Jupiter-Sinfonie“ von Wolfgang Amadeus Mozart gab es als Zugabe noch einen kurzen Ausschnitt aus Ludwig van Beethovens 9. Sinfonie. Eine rein orchestrale „Ode an die Freude“. Nicht als Rauswerfer. Als Statement. Die offizielle Hymne des Europarats sollte ein Zeichen setzten: Musik verbindet. Überwindet Grenzen. Kann eine universelle Sprache sein. Zumindest aber trägt sie manchmal zur Verständigung bei. Und das scheint heute wichtiger denn je.
23. Oktober 2018, 12.16 Uhr
Christian Rupp
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