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30 Jahre CSD
Feeby Fergison: Die Feministin
Am kommenden Wochenende feiert der Christopher Street Day in Frankfurt sein 30-jähriges Jubiläum. Aus diesem Anlass stellen wir in einer vierteiligen Reihe Frankfurter Dragqueens vor. Den Anfang macht Feeby Fergison.
„Ich bin Feminist – zu einer Million Prozent“, sagt der 30-jährige Daniel Kranich, der seit 2016 als Feeby Fergison frischen Wind in die Frankfurter Drag-Szene trägt. „Ich habe eigentlich nur weibliche Vorbilder in meinem Leben“, betont Kranich. Zu seinen Idolen zählen Comedienne Carolin Kebekus, Rapperin Shirin David und Schlagersängerin Helene Fischer. Im Kontrast zu den beiden Feministinnen Kebekus und David steht Fischer mit ihrem eher unpolitischen Image. „Die wird aber auch kritisiert, weil sie angeblich keine Ecken und Kanten hat. Als erfolgreiche Frau kannst du es scheinbar niemandem recht machen“, gibt Kranich zu bedenken.
Traurig mache ihn die jüngste Serie an Angriffen auf Dragqueens, queere und trans Personen: „Ich selbst habe so eine homophobe Attacke miterlebt“. Dabei sei hauptsächlich eine Drag-Kollegin betroffen gewesen. „Wir waren in einer größeren Gruppe Dragqueens unterwegs im Bermudadreieck“, schildert Kranich. Als Bermudadreieck gilt der Bereich zwischen Alter Gasse und Elefantengasse, in dem viele queere Bars angesiedelt sind. Eine Gruppe Männer sei ihnen entgegengekommen, habe sie homophob beschimpft, eine Dragqueen zu Boden gerissen, auf sie eingeschlagen und getreten. „Ich hätte niemals damit gerechnet, dass das ausgerechnet an diesem Ort passiert, der für die Szene eine Art safe space ist“, sagt Kranich. Erschreckend finde er, dass niemand aus dem Döner-Imbiss gegenüber eingeschritten sei: „Da saßen etwa 15 Leute, die das mitbekommen haben und keiner hat was gemacht“, berichtet Kranich. Zumindest eine Zeugin habe der Polizei anschließend die Geschehnisse geschildert.
Als Feeby Fergison setzt er in seinen Performances auf Comedy-Einlagen von Kebekus, abgemischt durch provokative Raps von David und weichere Schlagerhits von Fischer. Diese trägt die Dragqueen Lippen-synchron täuschend echt vor. „Das Lip Syncing ist eine Königsdisziplin des Drag. Ich will eine Illusion schaffen“, erklärt der junge Künstler. Wenn Kranich mal nicht in Drag unterwegs ist, arbeitet er ganz bodenständig im Textil- und Einzelhandel. „Mein Traum ist es, wie Carolin Kebekus auch mal Stand-up-Comedy zu machen“, sagt er. Optisch bezeichnet sich Kranich als „Fishy Queen“. Darunter versteht man relativ natürliches Make-up und Haare, nicht opulent und schrill à la Olivia Jones. Fishy Queens haben den Anspruch, wie biologische Frauen auszusehen: „Ich will, dass Leute nicht mehr erkennen können, dass sich hinter meinem Make-up und meiner blonden Perücke ein Mann verbirgt“, sagt der Künstler.
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Dieser Text ist zuerst in der Titelstory in der aktuellen JOURNAL FRANKFURT-Ausgabe (7/22) erschienen.
Traurig mache ihn die jüngste Serie an Angriffen auf Dragqueens, queere und trans Personen: „Ich selbst habe so eine homophobe Attacke miterlebt“. Dabei sei hauptsächlich eine Drag-Kollegin betroffen gewesen. „Wir waren in einer größeren Gruppe Dragqueens unterwegs im Bermudadreieck“, schildert Kranich. Als Bermudadreieck gilt der Bereich zwischen Alter Gasse und Elefantengasse, in dem viele queere Bars angesiedelt sind. Eine Gruppe Männer sei ihnen entgegengekommen, habe sie homophob beschimpft, eine Dragqueen zu Boden gerissen, auf sie eingeschlagen und getreten. „Ich hätte niemals damit gerechnet, dass das ausgerechnet an diesem Ort passiert, der für die Szene eine Art safe space ist“, sagt Kranich. Erschreckend finde er, dass niemand aus dem Döner-Imbiss gegenüber eingeschritten sei: „Da saßen etwa 15 Leute, die das mitbekommen haben und keiner hat was gemacht“, berichtet Kranich. Zumindest eine Zeugin habe der Polizei anschließend die Geschehnisse geschildert.
Als Feeby Fergison setzt er in seinen Performances auf Comedy-Einlagen von Kebekus, abgemischt durch provokative Raps von David und weichere Schlagerhits von Fischer. Diese trägt die Dragqueen Lippen-synchron täuschend echt vor. „Das Lip Syncing ist eine Königsdisziplin des Drag. Ich will eine Illusion schaffen“, erklärt der junge Künstler. Wenn Kranich mal nicht in Drag unterwegs ist, arbeitet er ganz bodenständig im Textil- und Einzelhandel. „Mein Traum ist es, wie Carolin Kebekus auch mal Stand-up-Comedy zu machen“, sagt er. Optisch bezeichnet sich Kranich als „Fishy Queen“. Darunter versteht man relativ natürliches Make-up und Haare, nicht opulent und schrill à la Olivia Jones. Fishy Queens haben den Anspruch, wie biologische Frauen auszusehen: „Ich will, dass Leute nicht mehr erkennen können, dass sich hinter meinem Make-up und meiner blonden Perücke ein Mann verbirgt“, sagt der Künstler.
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Dieser Text ist zuerst in der Titelstory in der aktuellen JOURNAL FRANKFURT-Ausgabe (7/22) erschienen.
11. Juli 2022, 11.56 Uhr
Katrin Börsch
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Nach der Besetzung der Kunstbibliothek zeichnet sich eine Lösung ab: Stadt, Land und Universität verhandeln mit dem UFO-Kollektiv über eine kulturelle Zwischennutzung. Erste Gespräche verliefen konstruktiv.
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22. November 2024
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