Bayern München schlägt 1. FFC Frankfurt 1:0

Die Geilheit fehlt

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Die Bayern-Invasion am Wochenende brachte zwei Überraschungen. Eintracht Frankfurt trotzte den Münchnern bei den Männern ein 0:0 ab, die Frauen des 1. FFC Frankfurt verloren als bessere Mannschaft gegen den FC Bayern 0:1.

Detlef Kinsler /

Nach der verdienten Niederlage gegen den VfL Wolfsburg im letzten Liga-Heimspiel vor drei Wochen wollte die Mannschaft des 1. FFC Frankfurt am gestrigen Sonntag wohl keinen Zweifel aufkommen lassen, dass sie den Tabellenführer Bayern München besiegen und nicht weiter enteilen lassen wollte. Garefrekes zielte knapp vorbei, Laudehrs Freistoß wurde von Korpela pariert, überhaupt riss Frankfurts Nummer 11 nach ihrer Verletzungspause das Spiel sofort wieder an sich, hatte keinerlei Anlaufschwierigkeiten, ein weiterer Beleg ihrer Klasse falls je Zweifel darin aufgekommen sein könnten. Auch Gästetrainer Thomas Wörle zollte dem aggressiven FFC-Beginn Respekt. Es schien nur ein Frage der Zeit, dass die frühe Balleroberung gegen die Bayern auch Zählbares bringen würde. Das Tor aber fiel wie aus dem Nichts heraus (was auch Wörle zugeben musste) gegen Frankfurt. Im dritten Anlauf (erst Pfosten, dann Abwehr von Schumann) trudelte der Ball über die Linie und Torschützin war ausgerechnet eine Ex-Frankfurterin, Verteidigerin Gina Lewandowski. Aber die Frankfurterinnen blieben am Ball. Laudehr zirkelten das Leder aus gut 25 Meter fast in den Winkel, ein scharfe Hereingabe traf ihr Ziel nicht. Auch Neu-Nationalspielerin Mandy Islacker hatte ihre Chancen. Sie verpasste nach einer schönen Ballstafette über Ogimi und Crnogorcevic. Bayern München agierte nicht minder aggressiv, aber anders als der 1. FFC und nicht immer mit sauberen Mitteln. Mitunter hatte es den Eindruck, als sollten vor allem Laudehr und Garefrekes (denn die stehen für Spielkultur) aus dem Spiel genommen werden. Schiedsrichterin Christine Baitinger ließ sich viel Zeit für die erste gelbe Karte und „Simon“ bekam eins ums andere Mal eins auf die Socken. Hendrich bekam die Härte der Bayern ebenso zu spüren. Auch wenn in puncto Ballbesitz Frankfurt die Nase weit vorne hatte, so war München dem 2:0 vor der Pause fast näher als der FFC dem Ausgleich. Denn selbst wenn Saskia Bartusiak sich zwei, drei Mal sogar als Linksaußen versuchte, so wurden die Flanken mitunter zu ungenau oder blind geschlagen.

„Wir haben in den Anfangsphase Probleme gehabt, der FFC hat direkt Druck gemacht mit viel Energie und dem Publikum im Rücken“, analysierte Thomas Wörle das Spiel in der Pressekonferenz und war „sehr glücklich, drei Punkte mitnehmen zu können, die wir schwer erkämpfen mussten. Und mit dem Tor haben wir Glück gehabt.“ In der zweiten Hälfte dann hätte sich sein Team mehr und mehr von Druck befreit. Der FFC musste durch den Rückstand mehr nach vorne spielen. „Aber wir haben diszipliniert verteidigt.“ So gestand Wörle Frankfurt gerade einmal drei Möglichkeiten ein. Zwei fast identische Schüsse aus der Drehung von Islacker, ein Kopfball der eingewechselten Laura Störzel. Das reichte nicht zur Ergebniskorrektur zumal der FFC nicht wieder ins Spiel kam wie noch zu Anfang der Partie. So wurde das Spiel verloren und Trainer Colin Bell war schon angesäuert. „Denn aus meiner Sicht waren wir von der ersten Sekunde bis zur letzten Minute die bessere Mannschaft. Was uns fehlt im Moment ist der Abschluss, die Griffigkeit und Geilheit (dieses Wort wiederholte der Brite noch die Mal!) im Strafraum. Und da meinte er den gegnerisches wie auch den eigenen. „Bei einem Freistoß haben wir nicht aufgepasst und dann kriegen wir diesen Kullerball, plötzlich war der im Tor und keiner wusste warum.“ Eine Chance, ein Tor, mehr wollte er dem geschätzten Kollegen Wörle und seiner Mannschaft nicht zugestehen. Schließlich haben die den stärksten Kader der Liga und seien in der Breite viel besser aufgestellt als sein FFC. „Die Mannschaft hat alles gegeben, ich kann ihr keinen Vorwurf machen“, heißt es für Bell jetzt, zu versuchen, die erkannten Fehler schnell auszumerzen. Doch was im Training funktioniert, lässt sich im Wettbewerb nicht immer gleich umsetzen. Schon in einer Woche kommt es zur Revanche. Am 8.11., 13:15 Uhr, muss der 1. FFC Frankfurt im DFB-Pokal-Achtelfinale wieder gegen die Bayern antreten, diesmal in München und in einem K.O-Spiel.

Detlef Kinsler
Detlef Kinsler
Weil sein Hobby schon früh zum Beruf wurde, ist Fotografieren eine weitere Leidenschaft des Journal-Frankfurt-Musikredakteurs, der außerdem regelmäßig über Frauenfußball schreibt.
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