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Bockenheimer Landstraße
„Überwältigende Mehrheit gegen teuren und kontraproduktiven Umbau“
Wegen der geplanten Radwegverbreiterung fürchten Gastronomen der Bockenheimer Landstraße in Frankfurt um die Attraktivität des Standorts. In einem offenen Brief monieren sie, dass sie nicht in die Planung einbezogen wurden.
Mit einem offenen Brief haben sich Gastronomen der Bockenheimer Landstraße an den Oberbürgermeister und das Verkehrsdezernat gewandt. „Wie wir aus der Presse erfahren mussten, plant die Stadt Frankfurt, den bereits bestehenden Fahrradweg entlang der Bockenheimer Landstraße so zu verbreitern, dass die Straße durchgängig nur noch einspurig befahrbar wäre. Diese Maßnahme wurde ohne jede Rücksprache mit den betroffenen Anliegern beschlossen und hätte gravierende Konsequenzen für den Verkehrsfluss, die Erreichbarkeit unserer Betriebe und die Attraktivität des Standorts“, ist in dem Schreiben zu lesen. Unterzeichnet wurde es von 16 Gastronominnen und Gastronomen, die ihre Betriebe entlang der Bockenheimer Landstraße haben. Sie fordern die Stadt nun auf, von den geplanten Maßnahmen Abstand zu nehmen.
Gastronomen sehen weniger Parkmöglichkeiten als Angriff auf Lebensqualität im Viertel
Ihr Argument: Der Umbau sei vollkommen überflüssig. „Schon heute existieren auf beiden Seiten der Bockenheimer Landstraße eigene Fahrradwege. Zusätzlich wurde der parallel verlaufende Kettenhofweg erst kürzlich zur Fahrradstraße umgebaut. Die Radinfrastruktur in diesem Bereich ist also bereits umfassend ausgebaut – eine weitere Verbreiterung auf Kosten des Autoverkehrs entbehrt deshalb jeder Notwendigkeit.“ Die „willkürliche Reduzierung“ der Fahrspuren und der Wegfall „dringend benötigter Parkmöglichkeiten“ gefährdeten nicht nur die Erreichbarkeit der Betriebe, sondern stellten auch einen „direkten Angriff“ auf die Gastronomie, die Wirtschaftskraft und die Lebensqualität in diesem Viertel dar.
Als „besonders empörend“ empfinden die Betriebe, dass sie im Vorfeld nicht nach ihrer Meinung gefragt worden seien. Jetzt zeige sich deutlich, dass die „überwältigende Mehrheit“ der betroffenen Gastronomen klar gegen diesen „teuren und kontraproduktiven Umbau“ sei. „Es kann nicht sein, dass über die Zukunft eines der wichtigsten Gastronomiestandorte Frankfurts entschieden wird, ohne die Menschen einzubeziehen, die hier täglich arbeiten und investieren.“
Nagel (CDU): „Hier wurde erneut über die Köpfe der Menschen hinweg entschieden"
Der mobilitäts- und verkehrspolitische Sprecher der CDU Frankfurt, Frank Nagel, zeigt sich erschüttert über die anhaltenden Kommunikationsprobleme des Verkehrsdezernats. Wie bereits bei früheren Umbauprojekten seien auch diesmal die Betroffenen nicht eingebunden worden – mit vorhersehbarem Widerstand und großer Verunsicherung. „Es ist völlig inakzeptabel, dass die Stadt solche weitreichenden Maßnahmen beschließt, ohne die betroffenen Gewerbetreibenden frühzeitig einzubeziehen. Die massiven Sorgen der Gewerbetreibenden und Gastronomen an der Bockenheimer Landstraße zeigen, dass hier erneut über die Köpfe der Menschen hinweg entschieden wurde“, so Nagel. Doch diese intransparente Vorgehensweise sei kein Einzelfall: Schon im Herbst habe die unzureichende Kommunikation rund um die Umbauten auf der Eschersheimer Landstraße für massive Irritationen gesorgt. Statt aus diesen Fehlern zu lernen, wiederhole sich das Muster nun im Westend.
Verkehrsdezernat: „Wir haben einen guten Kompromiss gefunden"
Auf Anfrage des JOURNALS reagiert das Verkehrsdezernat auf den offenen Brief der Gastronomen. „Wir nehmen die Sorgen der Gastronomiebetriebe an der Bockenheimer Landstraße sehr ernst. Aber die Baustelle wird auch unabhängig vom Radweg entstehen – für die dringend notwendige Modernisierung diverser Leitungen für Energie und Telekommunikation. Diese wird auch der Gastronomie vor Ort zugutekommen. Im Anschluss daran wie geplant den beschlossenen Radweg umzubauen, wird sich nicht mehr spürbar auf den Autoverkehr auswirken“, sagt Verkehrsdezernent Wolfgang Siefert (Grüne).
Er fährt fort: „Unsere Aufgabe ist der Spagat zwischen der Verkehrssicherheit für alle Verkehrsteilnehmenden auf der einen Seite und weiteren, etwa wirtschaftlichen Interessen der Gewerbetreibenden und der Anwohnenden auf der anderen Seite. Im Falle der Bockenheimer Landstraße haben wir einen guten Kompromiss gefunden. Aber offensichtlich gab es einige Missverständnisse hinsichtlich unserer Planungen – etwa die Falschinformation, dass Parkplätze wegfallen, obwohl es an der Bockenheimer Landstraße gar keine Parkplätze gibt. Deshalb planen wir zeitnah eine Infoveranstaltung mit den Gewerbetreibenden vor Ort.“ Der Termin dafür stehe noch nicht fest.
Die Wahrnehmung der fehlenden Einbeziehung bedaure er sehr, verweist dabei aber auf den Ortsbeirat: „Ursprünglicher Auslöser für die Planung war ein Antrag des Ortsbeirates – also jene demokratisch gewählte Instanz, die die Interessen die Bürger:innen in den Stadtteilen vertritt. In diesem Antrag wurde eine Neuaufteilung des Straßenraums zugunsten des massiv angestiegenen Radverkehrs gefordert. Der Beschluss zur Fahrradstadt hat diese aufgegriffen und der Verwaltung den Auftrag zur Umgestaltung erteilt. Infolge der Gremienbefassung mit den unterschiedlichen Vorlagen zum Projekt wurde der Ortsbeirat kontinuierlich einbezogen. Es gibt inzwischen drei Beschlüsse zum Projekt.“
Ihr Argument: Der Umbau sei vollkommen überflüssig. „Schon heute existieren auf beiden Seiten der Bockenheimer Landstraße eigene Fahrradwege. Zusätzlich wurde der parallel verlaufende Kettenhofweg erst kürzlich zur Fahrradstraße umgebaut. Die Radinfrastruktur in diesem Bereich ist also bereits umfassend ausgebaut – eine weitere Verbreiterung auf Kosten des Autoverkehrs entbehrt deshalb jeder Notwendigkeit.“ Die „willkürliche Reduzierung“ der Fahrspuren und der Wegfall „dringend benötigter Parkmöglichkeiten“ gefährdeten nicht nur die Erreichbarkeit der Betriebe, sondern stellten auch einen „direkten Angriff“ auf die Gastronomie, die Wirtschaftskraft und die Lebensqualität in diesem Viertel dar.
Als „besonders empörend“ empfinden die Betriebe, dass sie im Vorfeld nicht nach ihrer Meinung gefragt worden seien. Jetzt zeige sich deutlich, dass die „überwältigende Mehrheit“ der betroffenen Gastronomen klar gegen diesen „teuren und kontraproduktiven Umbau“ sei. „Es kann nicht sein, dass über die Zukunft eines der wichtigsten Gastronomiestandorte Frankfurts entschieden wird, ohne die Menschen einzubeziehen, die hier täglich arbeiten und investieren.“
Der mobilitäts- und verkehrspolitische Sprecher der CDU Frankfurt, Frank Nagel, zeigt sich erschüttert über die anhaltenden Kommunikationsprobleme des Verkehrsdezernats. Wie bereits bei früheren Umbauprojekten seien auch diesmal die Betroffenen nicht eingebunden worden – mit vorhersehbarem Widerstand und großer Verunsicherung. „Es ist völlig inakzeptabel, dass die Stadt solche weitreichenden Maßnahmen beschließt, ohne die betroffenen Gewerbetreibenden frühzeitig einzubeziehen. Die massiven Sorgen der Gewerbetreibenden und Gastronomen an der Bockenheimer Landstraße zeigen, dass hier erneut über die Köpfe der Menschen hinweg entschieden wurde“, so Nagel. Doch diese intransparente Vorgehensweise sei kein Einzelfall: Schon im Herbst habe die unzureichende Kommunikation rund um die Umbauten auf der Eschersheimer Landstraße für massive Irritationen gesorgt. Statt aus diesen Fehlern zu lernen, wiederhole sich das Muster nun im Westend.
Auf Anfrage des JOURNALS reagiert das Verkehrsdezernat auf den offenen Brief der Gastronomen. „Wir nehmen die Sorgen der Gastronomiebetriebe an der Bockenheimer Landstraße sehr ernst. Aber die Baustelle wird auch unabhängig vom Radweg entstehen – für die dringend notwendige Modernisierung diverser Leitungen für Energie und Telekommunikation. Diese wird auch der Gastronomie vor Ort zugutekommen. Im Anschluss daran wie geplant den beschlossenen Radweg umzubauen, wird sich nicht mehr spürbar auf den Autoverkehr auswirken“, sagt Verkehrsdezernent Wolfgang Siefert (Grüne).
Er fährt fort: „Unsere Aufgabe ist der Spagat zwischen der Verkehrssicherheit für alle Verkehrsteilnehmenden auf der einen Seite und weiteren, etwa wirtschaftlichen Interessen der Gewerbetreibenden und der Anwohnenden auf der anderen Seite. Im Falle der Bockenheimer Landstraße haben wir einen guten Kompromiss gefunden. Aber offensichtlich gab es einige Missverständnisse hinsichtlich unserer Planungen – etwa die Falschinformation, dass Parkplätze wegfallen, obwohl es an der Bockenheimer Landstraße gar keine Parkplätze gibt. Deshalb planen wir zeitnah eine Infoveranstaltung mit den Gewerbetreibenden vor Ort.“ Der Termin dafür stehe noch nicht fest.
Die Wahrnehmung der fehlenden Einbeziehung bedaure er sehr, verweist dabei aber auf den Ortsbeirat: „Ursprünglicher Auslöser für die Planung war ein Antrag des Ortsbeirates – also jene demokratisch gewählte Instanz, die die Interessen die Bürger:innen in den Stadtteilen vertritt. In diesem Antrag wurde eine Neuaufteilung des Straßenraums zugunsten des massiv angestiegenen Radverkehrs gefordert. Der Beschluss zur Fahrradstadt hat diese aufgegriffen und der Verwaltung den Auftrag zur Umgestaltung erteilt. Infolge der Gremienbefassung mit den unterschiedlichen Vorlagen zum Projekt wurde der Ortsbeirat kontinuierlich einbezogen. Es gibt inzwischen drei Beschlüsse zum Projekt.“
14. März 2025, 10.15 Uhr
Jasmin Schülke

Jasmin Schülke
Studium der Publizistik und Kunstgeschichte an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Seit Oktober 2021 Chefredakteurin beim Journal Frankfurt. Mehr von Jasmin
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