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Turbulenzen in Altstadt-Debatte
Der Vorsitzende der SPD-Fraktion im Römer, Klaus Oesterling, hat Oberbürgermeisterin Petra Roth (CDU) aufgefordert, Stadtrat Edwin Schwarz (CDU) die Zuständigkeit für die Dom-Römer-Bebauung zu entziehen. Er wirft ihm Verzögerungen des Projekts vor. Auch die Freunde Frankfurts treiben die Diskussion um die Altstadt voran. Beim 5. AltstadtForum diskutierten sie gestern mit Experten über die Entwürfe zum Neubau des Historischen Museums und die Möglichkeiten zur Überbauung des Archäologischen Gartens.
Oesterling attackierte Schwarz hart: „Das Verhalten von Planungsdezernent Edwin Schwrz kann nur als Mischung aus Desinteresse und Arbeitsverweigerung betrachtet werden“, so der SPD-Fraktionschef. Seit drei Jahren sei klar, dass die Verlegung des östlichen Zugangs zum U-Bahnhof ein zentraler Problempunkt sein würde, etwa bei der Rekonstruktion des Hauses „Goldene Waage“. Ebenso müsse das Urheberrecht des Tisches an der Schirn geklärt werden, da dessen Abriss wiederum Voraussetzung für den Wiederaufbau des „Roten Hauses“ sei. Entgegen den Aufforderungen der Stadtverordnetenversammlung habe Schwarz erst zu Beginn diese Jahres eine Untersuchung über die Verlegung des U-Bahn-Zugangs in Auftrag gegeben. Mit dem Architekten der Schirn habe er bis heute nicht gesprochen.
„Die drängenden Fragen, die sich im Zusammenhang mit der Bebauung stellen, werden von Schwarz entweder gar nicht oder absolut dilettantisch bearbeitet“, so Oesterling. Das Verhalten von Schwarz sei nicht länger hinnehmbar. „Oberbürgermeisterin Petra Roth muss Edwin Schwarz jetzt endlich die Aufgabe entziehen, sonst reden wir noch in zehn Jahren über die Verlegung des U-Bahnzugangs.“
Während die Politik über die beschlossene Neubebauung des Dom-Römer-Areals streitet, widmeten sich die Freunde Frankfurts beim 5. AltstadtForum im gestern Abend im Kunstverein der Frage, „wie die wichtigsten kulturellen Einrichtungen im Altstadtquartier aussehen sollten“. Der Archäologische Garten und das Historische Museum standen im Mittelpunkt der Diskussion. Ehrengast war die Direktorin des Historischen Museums Warschau, Joanna Bojarska, die über die erfolgreiche Rekonstruktion des Historischen Museums Warschau berichtete, das nach seiner Kriegszerstörung bereits in den 1950er Jahren in elf Einzelhäusern wiederaufgebaut wurde.
Zuvor jedoch stimmte PR-Berater Jürg Leipziger mit seinem Plädoyer für eine „Frankfurter Kuschelecke“, also die Ausweitung des Dom-Römer-Areals in historisierender Bebauung, die rund 100 anwesenden Altstadtfreunde auf den Verlauf des Abends ein, der sich in Bekräftigungen bekannter Positionen Pro Altstadt erschöpfte. Oft vielen die Begriffe „Heimat“, „Gemütlichkeit“ und „Gefühl“, also die „weichen Standortfaktoren“ in Leipzigers Rede. Neu, aber abzusehen, war die Meldung, dass sich die privatwirtschaftliche Initiative CityForum ProFrankfurt, deren Vorsitzender Leipziger ist, als vierter Partner dem AltstadtForum anschloss.
Auch in den beiden angesetzten Podiumsrunden kam es nicht zu kontroversen Auseinandersetzungen, was auch dem Fehlen des Architektenbüros Lederer Rangnasdottir Oei geschuldet war. Der Sieger des Wettbewerbs für den Neubau des Historischen Museums hatte nach Aussagen des AltstadtForum-Begründers Jürgen E. Aha unter Beschimpfungen und Anschuldigungen am Telefon die Teilnahme am Podium abgesagt. So zitierte Aha unter Raunen und spöttischem Lachen der Anwesenden die Beurteilung der Jury zu dem Siegerentwurf, bevor der unterlegene Mitbewerber Wolfgang Rang die Möglichkeit bekam, seinen von den Altstadt-Freunden favorisierten Entwurf noch einmal vorzustellen. Zum Ende appellierte Aha an die anwesenden Politiker, darunter auch Stadtverordnetenvorsteher Karlheinz Bührmann (CDU): „Lassen sie uns noch mal über den Neubau des Historischen Museums nachdenken. Es wäre nicht das erste Mal, dass in Frankfurt eine Bausünde begangen wird.“
In einer zweiten Runde stellte Peter Westrup, Architekt und Gründer der „Aktionsgemeinschaft rettet den Archäologischen Garten“, seinen Entwurf zur Überbauung des Archäologischen Gartens vor: Eine dreiseitige Blockrandbebauung nach historischem Vorbild mit Innenhof, eine moderne Bebauung als Übergang zur Schirn und eine gläserne Überdachung der karolingischen Mauerreste, die auf ebenfalls gläsernen Stegen wie eine Ausstellung begangen werden können. Architekten-Kollege Udo Mann präsentierte auch gleich die Kostenaufstellung von 4,278 Millionen Euro, was bei einer Nettonutzfläche von 1542 Quadratmetern, einem Quadratmeterpreis von 2947 Euro entspreche.
Sogar an einen Finanzierungsvorschlag hatten die Altstadt-Freunde bereits gedacht. Thomas Friedrich, Financial Engineer beim Unternehmens- und Projektfinanzierer Valcon Corporate Finance, schlug ein Public-People-Partnership vor. Anstelle der bekannten Variante, bei der ein Privatinvestor die nötigen Mittel zur Verfügung stellt, könnten ähnlich wie beim Bau des Städels, Mäzene und Bürger die Finanzierung des Projekts übernehmen. Damit wäre auch einer von öffentlicher Seite ungewünschten Mitsprache eines großen Investors bei der Verwirklichung des Baus vorgebeugt.
Oesterling attackierte Schwarz hart: „Das Verhalten von Planungsdezernent Edwin Schwrz kann nur als Mischung aus Desinteresse und Arbeitsverweigerung betrachtet werden“, so der SPD-Fraktionschef. Seit drei Jahren sei klar, dass die Verlegung des östlichen Zugangs zum U-Bahnhof ein zentraler Problempunkt sein würde, etwa bei der Rekonstruktion des Hauses „Goldene Waage“. Ebenso müsse das Urheberrecht des Tisches an der Schirn geklärt werden, da dessen Abriss wiederum Voraussetzung für den Wiederaufbau des „Roten Hauses“ sei. Entgegen den Aufforderungen der Stadtverordnetenversammlung habe Schwarz erst zu Beginn diese Jahres eine Untersuchung über die Verlegung des U-Bahn-Zugangs in Auftrag gegeben. Mit dem Architekten der Schirn habe er bis heute nicht gesprochen.
„Die drängenden Fragen, die sich im Zusammenhang mit der Bebauung stellen, werden von Schwarz entweder gar nicht oder absolut dilettantisch bearbeitet“, so Oesterling. Das Verhalten von Schwarz sei nicht länger hinnehmbar. „Oberbürgermeisterin Petra Roth muss Edwin Schwarz jetzt endlich die Aufgabe entziehen, sonst reden wir noch in zehn Jahren über die Verlegung des U-Bahnzugangs.“
Während die Politik über die beschlossene Neubebauung des Dom-Römer-Areals streitet, widmeten sich die Freunde Frankfurts beim 5. AltstadtForum im gestern Abend im Kunstverein der Frage, „wie die wichtigsten kulturellen Einrichtungen im Altstadtquartier aussehen sollten“. Der Archäologische Garten und das Historische Museum standen im Mittelpunkt der Diskussion. Ehrengast war die Direktorin des Historischen Museums Warschau, Joanna Bojarska, die über die erfolgreiche Rekonstruktion des Historischen Museums Warschau berichtete, das nach seiner Kriegszerstörung bereits in den 1950er Jahren in elf Einzelhäusern wiederaufgebaut wurde.
Zuvor jedoch stimmte PR-Berater Jürg Leipziger mit seinem Plädoyer für eine „Frankfurter Kuschelecke“, also die Ausweitung des Dom-Römer-Areals in historisierender Bebauung, die rund 100 anwesenden Altstadtfreunde auf den Verlauf des Abends ein, der sich in Bekräftigungen bekannter Positionen Pro Altstadt erschöpfte. Oft vielen die Begriffe „Heimat“, „Gemütlichkeit“ und „Gefühl“, also die „weichen Standortfaktoren“ in Leipzigers Rede. Neu, aber abzusehen, war die Meldung, dass sich die privatwirtschaftliche Initiative CityForum ProFrankfurt, deren Vorsitzender Leipziger ist, als vierter Partner dem AltstadtForum anschloss.
Auch in den beiden angesetzten Podiumsrunden kam es nicht zu kontroversen Auseinandersetzungen, was auch dem Fehlen des Architektenbüros Lederer Rangnasdottir Oei geschuldet war. Der Sieger des Wettbewerbs für den Neubau des Historischen Museums hatte nach Aussagen des AltstadtForum-Begründers Jürgen E. Aha unter Beschimpfungen und Anschuldigungen am Telefon die Teilnahme am Podium abgesagt. So zitierte Aha unter Raunen und spöttischem Lachen der Anwesenden die Beurteilung der Jury zu dem Siegerentwurf, bevor der unterlegene Mitbewerber Wolfgang Rang die Möglichkeit bekam, seinen von den Altstadt-Freunden favorisierten Entwurf noch einmal vorzustellen. Zum Ende appellierte Aha an die anwesenden Politiker, darunter auch Stadtverordnetenvorsteher Karlheinz Bührmann (CDU): „Lassen sie uns noch mal über den Neubau des Historischen Museums nachdenken. Es wäre nicht das erste Mal, dass in Frankfurt eine Bausünde begangen wird.“
In einer zweiten Runde stellte Peter Westrup, Architekt und Gründer der „Aktionsgemeinschaft rettet den Archäologischen Garten“, seinen Entwurf zur Überbauung des Archäologischen Gartens vor: Eine dreiseitige Blockrandbebauung nach historischem Vorbild mit Innenhof, eine moderne Bebauung als Übergang zur Schirn und eine gläserne Überdachung der karolingischen Mauerreste, die auf ebenfalls gläsernen Stegen wie eine Ausstellung begangen werden können. Architekten-Kollege Udo Mann präsentierte auch gleich die Kostenaufstellung von 4,278 Millionen Euro, was bei einer Nettonutzfläche von 1542 Quadratmetern, einem Quadratmeterpreis von 2947 Euro entspreche.
Sogar an einen Finanzierungsvorschlag hatten die Altstadt-Freunde bereits gedacht. Thomas Friedrich, Financial Engineer beim Unternehmens- und Projektfinanzierer Valcon Corporate Finance, schlug ein Public-People-Partnership vor. Anstelle der bekannten Variante, bei der ein Privatinvestor die nötigen Mittel zur Verfügung stellt, könnten ähnlich wie beim Bau des Städels, Mäzene und Bürger die Finanzierung des Projekts übernehmen. Damit wäre auch einer von öffentlicher Seite ungewünschten Mitsprache eines großen Investors bei der Verwirklichung des Baus vorgebeugt.
2. Dezember 2008, 14.41 Uhr
jan-otto weber
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