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Nikolaus A. Nesslers „All Names‘ Home“

Rechtsstreit um Kunstwerk am Hauptbahnhof

Immer häufiger wurde das Kunstwerk von Nikolaus A. Nessler im Hauptbahnhof mit Schmierereien verunstaltet. Der Künstler wirft der Deutschen Bahn vor, seine Arbeit absichtlich verkommen haben zu lassen und will jetzt gegen den Konzern klagen.
Mit einer bunten Wandinstallation wurden die Fahrgäste am Frankfurter Hauptbahnhof in den vergangenen Jahren empfangen, wenn sie sich von den Gleisen 101 bis 104 auf den Weg zur B-Ebene machten. Im April 2016 war das Kunstwerk von Nikolaus A. Nessler dort angebracht worden; die Fertigstellung dauerte mehrere Wochen. Unter dem Titel „All Names‘ Home“ zeigte es eine Karte von Frankfurt am einen, eine verfremdete Weltkarte am anderen Gleis. „Die Arbeit sollte die Willkommenskultur der Stadt deutlich machen“, sagte Nessler im Gespräch mit dem JOURNAL FRANKFURT. Die Namen der Straßen und Länder hatte der Künstler deshalb durch Vornamen aus aller Welt ersetzt.

Mit der Modernisierung des Bahnhofs sollte das Kunstwerk wieder entfernt werden. Jetzt hat die Station&Service AG, eine Tochtergesellschaft der Deutschen Bahn, die für den Betrieb der Bahnhöfe an den Strecken der Bahn zuständig ist, es schon früher überstreichen lassen. Seit Anfang Dezember ist von dem Kunstwerk an dem Rolltreppenzugängen nichts mehr zu sehen – das vorläufige Ende einer langen Auseinandersetzung zwischen dem Künstler und der Deutschen Bahn. Mehrfach habe er, so Nessler, die Verantwortlichen der Bahn darauf hingewiesen, dass das Kunstwerk immer wieder beschmiert wurde. „Die Bahn hat aber nie auf meine Beschwerden reagiert“. Auch seine Bitte, die Wandinstallation zu reinigen, damit sich nicht immer mehr Menschen dazu ermutigt fühlten, sich mit ihren Schmierereien auf der Arbeit zu verewigen, habe die Deutsche Bahn ignoriert.

Teile des Kunstwerks herausgeschnitten

„Anfangs haben die Leute vor allem neue Namen an die Wand geschrieben“, sagte Nessler. „Wenn es bei den Namen geblieben wäre, hätte mich das auch gar nicht so sehr gestört. Aber teilweise haben die Leute auch einfach dicke Linien mit einem schwarzen Stift darüber gezogen.“ Mit der Zeit waren immer mehr Schmierereien dazu gekommen. Später hatten sich einige Menschen sogar Teile aus dem auf Folie gedruckten Kunstwerk herausgeschnitten. Als Mitarbeitende der Bahn versucht hätten, diese Stellen mit Klebestreifen zu reparieren, habe Nessler erneut einen Brief an die Verantwortlichen geschrieben, mit der Bitte, das Kunstwerk zu restaurieren oder eben zu beseitigen. „Da hat es mir dann wirklich gereicht. Immerhin wurde auch mein Ruf beschädigt, je mehr die Arbeit verunstaltet wurde“, so Nessler.

Eine vertragliche Vereinbarung, dass die Deutsche Bahn für die Reinigung der Wandinstallation zuständig ist, habe es nicht gegeben, gibt Nessler zu: „Ich hatte das eigentlich für selbstverständlich gehalten, dass das von der Bahn sauber gehalten wird. Die Züge und den Bahnhof halten sie doch auch sauber.“ Nach Aussage der Deutschen Bahn sei eine Rufschädigung Nesslers nicht zu befürchten gewesen. „Für die von Herrn Nessler geforderten Sanierungs- und Reparaturarbeiten bestand aus Sicht der DB Station&Service AG vor dem Hintergrund der zeitlichen Befristung der Werknutzung und auch aufgrund des geringen Schadens am Werk keine Veranlassung“, teilte eine Bahn-Sprecherin auf Anfrage mit.

Unterstützung vonseiten der Stadt

Als auf seinen Brief an die Bahn erneut keine Reaktion gekommen sei, schaltete Nessler im September eine Anwältin ein. Auch bei der Stadt bat er um Hilfe. In einem Briefwechsel, der dem JOURNAL FRANKFURT vorliegt, räumten sowohl Oberbürgermeister Peter Feldmann als auch Kulturdezernentin Ina Hartwig (beide SPD) ein, dass die Verunstaltung von Nesslers Arbeit den zunehmenden Vandalismus in der Stadt widerspiegele und sich in den flächenweisen Zustand im und um den Hauptbahnhof einreihe. Sowohl Feldmann als auch Hartwig sagten dem Künstler zu, mit den Verantwortlichen der Bahn sprechen zu wollen. Nachdem die Deutsche Bahn endgültig abgelehnt hätte, Nesslers Kunstwerk zu reinigen und zu reparieren, habe seine Anwältin den Verantwortlichen der Bahn schließlich eine Frist gesetzt, zu der das Kunstwerk entfernt werden sollte, so der Künstler. Anfang Dezember kam eine Nachricht der Bahn. „Darin stand, dass uns ja sicherlich schon aufgefallen sei, dass das Kunstwerk gerade überstrichen wird“, erzählte Nessler.

Nikolaus A. Nessler will jetzt gerichtlich gegen die Deutsche Bahn vorgehen und Klage wegen Rufschädigung einreichen. Davon wisse man allerdings noch nichts, heißt es vonseiten der Deutschen Bahn: „Herr Nessler hat der DB Station&Service AG über seine Anwälte seine Forderung nach Beseitigung und Entschädigung des Wandbilds übermitteln lassen. Von einer entsprechenden Klage von Herrn Nessler ist bisher nichts bekannt.“ Wie groß seine Chancen bei einer Klage sind, kann Nessler sich noch nicht ausrechnen, verfolgt aber ein festes Ziel: „Ich werde unter anderem darlegen, dass die Bahn die Arbeiten bewusst hat verkommen lassen“, sagte der Künstler. Zudem wäre er froh, wenn er sein Kunstwerk im Zuge der Modernisierungsarbeiten in der B-Ebene in anderer Form wieder umsetzen könnte.




Stellenweise wurden Teile aus dem Kunstwerk herausgeschnitten. Foto: Nikolaus A. Nessler




Anfang Dezember wurde das Kunstwerk überstrichen. Foto: Nikolaus A. Nessler
 
Fotogalerie:
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17. Dezember 2020, 11.24 Uhr
Laura Oehl
 
 
 
 
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