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Frankfurter Buchmesse
Friedenspreis für Schriftsteller Serhij Zhadan
Zum Abschluss der Buchmesse wurde am Sonntag der Friedenspreis an den ukrainischen Schriftsteller Serhij Zhadan verliehen. In seiner Rede kritisierte er die Kapitulationsforderungen an die Ukraine. Auch auf der Buchmesse selbst war der Krieg ein zentrales Thema.
Mit der Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels ist am Sonntag die diesjährige Frankfurter Buchmesse zu Ende gegangen. In der Paulskirche wurde die Auszeichnung an den ukrainischen Schriftsteller, Übersetzer und Musiker Serhij Zhadan verliehen. Laudator*in Sasha Marianna Salzmann hob vor allem die Nähe hervor, die Zhadan in seinen Werken zum Erleben der geschilderten Personen schafft. „In einer Zeit, in der Worte, Positionen, Urteile uns wundreiben bis aufs Fleisch, schafft dieser Dichter Momente des Aufatmens durch radikale Menschlichkeit“, so Salzmann. Indem sie die „Innenseite des Menschlichen“ erfahren lasse, könne Literatur zwar keinen Krieg beenden, wohl aber die Welt in sich zusammenhalten.
Mit seinen Romanen, Dichtungen und seiner Musik lege Serhij Zhadan ein Zeugnis ab über den Krieg, so die Vorsteherin des Börsenvereins, Karin Schmidt-Friderichs. Der Krieg gegen die Ukraine stand auch in der Dankesrede des Preisträgers im Fokus: Darin ging er auch auf die Grenzen der Sprache in Ausnahmesituationen wie dem Krieg ein. „Wie soll man über den Krieg sprechen?“, fragte Zhadan. Häufig stecke in den Intonationen der Ukrainerinnen und Ukrainer viel Verzweiflung, Wut, Verletzung, aber auch Stärke. Die Welt tue sich manchmal schwer, zu verstehen, „dass wir, wenn wir sprechen, ein hohes Maß an sprachlicher Emotionalität, sprachlicher Anspannung, sprachlicher Offenheit zeigen“, so der Preisträger. Dafür müssten sich die Ukrainerinnen und Ukrainer nicht rechtfertigen, „aber sicher wäre es gut, diese Emotionen zu erklären.“
Auch auf die Friedensforderungen von Menschen in ganz Europa ging Zhadan ein: Mit einem Niederlegen der Waffen durch die Ukraine sei dieser Frieden nicht zu erreichen, stellte er klar. Denn ein schnell geschlossener Frieden führe nicht zu dem, was für Frieden nötig sei, nämlich Gerechtigkeit. Somit würde man höchstens einen „eingefrorenen Konflikt“, nicht aber echten Frieden erreichen, „einen Frieden, der Sicherheit und Perspektive bietet“, so Serhij Zhadan. „Wir unterstützen unsere Armee nicht deshalb, weil wir Krieg wollen, sondern weil wir unbedingt Frieden wollen.“
Buchmesse „so politisch wie nie“
Der Krieg gegen die Ukraine spielte auch im Verlauf der Buchmesse eine große Rolle. So war er Thema in vielen Diskussionen und weiteren Veranstaltungen im Messeprogramm. Damit, wie auch mit Themen wie der Protestbewegung im Iran oder Spaltungstendenzen in der Gesellschaft, sei die Buchmesse so politisch wie nie gewesen, resümieren die Messe-Veranstaltenden. „Inmitten einer bedrückenden weltpolitischen Lage sendete diese Messe wichtige Signale: Das persönliche Gespräch ist in Zeiten aufgeheizter Debatten ein Gegenmittel zu Polarisierung“, so Buchmesse-Direktor Juergen Boos. Wegen der erneuten Präsenz rechtsextremer Verlage wurden aber auch Rücktrittsforderungen gegen Boos laut.
Von einem Besuch auf der Buchmesse ließen sich viele Besucherinnen und Besucher dennoch nicht abhalten: Mit 93 000 Menschen aus dem Fach- und 87 000 Menschen aus dem Privatpublikum waren fast zweieinhalb Mal so viele Besucherinnen und Besucher vor Ort wie im vergangenen Jahr, als die Messe noch mit coronabedingten Einschränkungen stattfinden musste. Gastland Spanien präsentierte sich ihnen nicht nur in der Literatur, sondern ebenso mit mehr als 50 Veranstaltungen auf dem Messegelände und zahlreichen weiteren Events in der Stadt. In einer feierlichen Zeremonie gab Spanien am Sonntag schließlich den Staffelstab weiter. Für die Buchmesse 2023 wird Slowenien die Rolle des Gastlands übernehmen.
Mit seinen Romanen, Dichtungen und seiner Musik lege Serhij Zhadan ein Zeugnis ab über den Krieg, so die Vorsteherin des Börsenvereins, Karin Schmidt-Friderichs. Der Krieg gegen die Ukraine stand auch in der Dankesrede des Preisträgers im Fokus: Darin ging er auch auf die Grenzen der Sprache in Ausnahmesituationen wie dem Krieg ein. „Wie soll man über den Krieg sprechen?“, fragte Zhadan. Häufig stecke in den Intonationen der Ukrainerinnen und Ukrainer viel Verzweiflung, Wut, Verletzung, aber auch Stärke. Die Welt tue sich manchmal schwer, zu verstehen, „dass wir, wenn wir sprechen, ein hohes Maß an sprachlicher Emotionalität, sprachlicher Anspannung, sprachlicher Offenheit zeigen“, so der Preisträger. Dafür müssten sich die Ukrainerinnen und Ukrainer nicht rechtfertigen, „aber sicher wäre es gut, diese Emotionen zu erklären.“
Auch auf die Friedensforderungen von Menschen in ganz Europa ging Zhadan ein: Mit einem Niederlegen der Waffen durch die Ukraine sei dieser Frieden nicht zu erreichen, stellte er klar. Denn ein schnell geschlossener Frieden führe nicht zu dem, was für Frieden nötig sei, nämlich Gerechtigkeit. Somit würde man höchstens einen „eingefrorenen Konflikt“, nicht aber echten Frieden erreichen, „einen Frieden, der Sicherheit und Perspektive bietet“, so Serhij Zhadan. „Wir unterstützen unsere Armee nicht deshalb, weil wir Krieg wollen, sondern weil wir unbedingt Frieden wollen.“
Buchmesse „so politisch wie nie“
Der Krieg gegen die Ukraine spielte auch im Verlauf der Buchmesse eine große Rolle. So war er Thema in vielen Diskussionen und weiteren Veranstaltungen im Messeprogramm. Damit, wie auch mit Themen wie der Protestbewegung im Iran oder Spaltungstendenzen in der Gesellschaft, sei die Buchmesse so politisch wie nie gewesen, resümieren die Messe-Veranstaltenden. „Inmitten einer bedrückenden weltpolitischen Lage sendete diese Messe wichtige Signale: Das persönliche Gespräch ist in Zeiten aufgeheizter Debatten ein Gegenmittel zu Polarisierung“, so Buchmesse-Direktor Juergen Boos. Wegen der erneuten Präsenz rechtsextremer Verlage wurden aber auch Rücktrittsforderungen gegen Boos laut.
Von einem Besuch auf der Buchmesse ließen sich viele Besucherinnen und Besucher dennoch nicht abhalten: Mit 93 000 Menschen aus dem Fach- und 87 000 Menschen aus dem Privatpublikum waren fast zweieinhalb Mal so viele Besucherinnen und Besucher vor Ort wie im vergangenen Jahr, als die Messe noch mit coronabedingten Einschränkungen stattfinden musste. Gastland Spanien präsentierte sich ihnen nicht nur in der Literatur, sondern ebenso mit mehr als 50 Veranstaltungen auf dem Messegelände und zahlreichen weiteren Events in der Stadt. In einer feierlichen Zeremonie gab Spanien am Sonntag schließlich den Staffelstab weiter. Für die Buchmesse 2023 wird Slowenien die Rolle des Gastlands übernehmen.
24. Oktober 2022, 11.06 Uhr
Laura Oehl
Laura Oehl
Jahrgang 1994, Studium der Musikwissenschaft an der Goethe-Universität Frankfurt, Journalismus-Master an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, seit Dezember 2020 beim JOURNAL FRANKFURT. Mehr von Laura
Oehl >>
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