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Ärzte ohne Grenzen

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Halbnackt-Selfies und selbsternannte Ärzte: So gern sie auch Freeletics macht, aber manchmal muss unsere Kunstredakteurin über die Community, die sich bei Facebook austauscht, schon den Kopf schütteln.

Ronja Merkel /

Freeletics lebt durch seine Community, in den zahlreichen Facebook-Gruppen wird fleißig alles gepostet, ob es nun relevant ist oder nicht. Dort wird Rat gegeben, motiviert, nach Trainingspartnern gesucht, Fragen werden beantwortet und Freundschaften geschlossen – und vor allem wird ziemlicher Unsinn verbreitet. Das geht los mit falschen, oft bedenklichen Ratschlägen die Gesundheit betreffend, über Halbnackt-Selfies und gipfelt in Shitstorms, weil einer aus der Reihe gesprungen ist und nicht die allgemeine "Freeletics-ist-unfehlbar" Meinung geteilt hat.

Vor einigen Wochen postete ein User einen längeren Text in einer dieser Gruppen, um einmal loszuwerden, was ihn alles aufregt. Er musste daraufhin natürlich einige unschöne Kommentare über sich ergehen lassen, aber ich fand seinen Beitrag nicht nur lustig, sondern teilweise auch sehr treffend. Er fragte zum Beispiel sinngemäß die Damen der Community, ob es ihnen eigentlich egal sei, das tausende Menschen ihre Selfies, nur in Unterwäsche vor dem Spiegel geknipst, sehen und wandte sich auch an die Frauen, die so etwas „nur“ in den geschlossenen Freeletics-Femme-Gruppen machen. Bekommt anscheinend doch jeder mit. Ist jetzt jemand überrascht? Besonders amüsierend fand ich persönlich, als eine junge Dame ein solches Unterwäschebild von sich hochlud und dazu schrieb, dass es ihr ja eigentlich unangenehm sei, aber wenn das jetzt alle machen, muss sie ja auch mal. Es fehlte nur ein piepsiges „hihi“ dahinter. In meinem Kopf habe ich es deutlich gehört.

Was die Selfies betrifft: die sind wenigstens nur seltsam, zeitweise nervig – das gilt übrigens auch für die Bilder der Herren - aber das muss ja jeder für sich entscheiden. Was mich aber immer wieder stutzen lässt, ist die Verantwortungslosigkeit, mit der manche Menschen ihre klugen Ratschläge in die Welt hinausblöken, ohne sich über die möglichen Konsequenzen Gedanken zu machen. Ich staune immer wieder, wie viele hochqualifizierte Orthopäden, Sportmediziner oder auch Psychologen in diesen Gruppen kommunizieren – ganz Freeletics scheint nur aus hochkarätigen Ärzten zu bestehen. Das ist natürlich ein großes Glück! Ich werde nie wieder quälend lange Stunden im Wartezimmer verbringen müssen, Facebook wird schon wissen, was zu tun ist.

Für alle, die zwar keine Lust haben zu einem richtigen Experten zu gehen, den selbsternannten in den Freeletics-Gruppen aber auch nicht ganz vertrauen, für die gibt es im neuen Jahr ein ausführliches Interview mit einem Sportmediziner. Wie schon bei der Ernährungsreihe, gibt es wieder die Möglichkeit, mir im Vorfeld Fragen zu schicken, die ich dann weitergebe.

Die nächste Kolumne erscheint am 6. Januar, alle bisherigen Teile gibt es hier. Frohe Weihnachten, guten Rutsch und #clapclap.

Ronja Merkel
Ronja Merkel
Jahrgang 1989, Kunsthistorikerin, von Mai 2014 bis Oktober 2015 leitende Kunstredakteurin des JOURNAL FRANKFURT, von September 2018 bis Juni 2021 Chefredakteurin.
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