Deutschland-Russland 2:0

Debütantinnenball

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Gegen die Nummer 22 der Weltrangliste sollte der Zweite doch hoch gewinnen. Gegen Russland kann eine deutsche Mannschaft aber auch verlieren. Das 2:0 in Wiesbaden untermauerte die Führung in Gruppe 5 der EM-Qualifikation.

Detlef Kinsler /

Was für ein Auftakt in der Nationalmannschaft. Erst acht Minuten waren gespielt, da gelang Mandy Islacker vom 1. FFC Frankfurt schon ihr erstes Tor für das DFB-Team. Die Nr. 9 brauchte dafür zwar einen zweiten Versuch (der erste landete noch an der Latte), aber drin war drin. Klar, dass es hinterher Lob von den Medien wie von der Trainerin gab. Zumal die gebürtige Essenerin nicht nur traf, sondern sich gleich gut im Spiel zurechtfand. Die Frage in der Pressekonferenz, warum Islacker 27 Jahre alt werden musste, um berufen zu werden, beantwortete Silvia Neid mit einem „Weil sie vorher nicht so gut war. Vielleicht hat sie die Zeit gebraucht. Jetzt hat sie einen Lauf.“ Warum sie es dann sogar gleich in die Anfangsformation geschafft hat? „Wir hatten nach der Muskelverhärtung bei Lena Petermann gar keine Alternative. Ich habe Mandy gut gesehen, schon im Training, im Spiel hat sie sich gut mit Anja Mittag verstanden, gleich ein wichtiges, frühes Tor geschossen und war immer irgendwie im Spiel.“ Jetzt schauen wir mal, wie es mit ihrer Karriere in Schwarz-Weiß weitergeht und ob sie auch am Sonntag in Sandhausen gegen die Türkei wieder auflaufen darf.

Das Match gegen Russland vor 4.516 Besuchern in der Brita-Arena in Wiesbaden war so unspektakulär nicht wie viele professionelle Spielbeobachter es hinterher bemängelten. Die beiden offensiven Außenverteidigerinnen Leonie Maier und Tabea Kemme machten das Spiel breit und schnell, zunächst liefen die besten Angriffe über rechts, weil Maier und Leupolz gut harmonierten. Im Verlauf des Spiels holte Kemme auf. Die Flanken wurden von beiden Seiten ohne lange Verzögerungen vors russische Tor gezogen, die wurden aber von Elvira Todua aus der Luft gepflückt oder erreichten nicht die eigenen Mitspielerinnen. Sonst hätte es schon früh eine höhere Führung geben können. „Wir haben sehr gut angefangen, waren schnell im Spiel, hatten dann aber auch leichte Hänger und ein falsches Timing, waren mal zu früh, mal zu spät. Und an der Chancenauswertung müssen wir auch noch arbeiten“, erkannte Bundestrainerin Silvia Neid. Das Positivste was man in dieser Phase um die von Saskia Bartusiak angeführten Deutschen sagen konnte war, dass sie die Fehler, die sie machten, die Ballverluste, die sie hatten, immer gleich mit viel Einsatz wieder ausbügelten. Auch eine Qualität, keine Frage. Genauso wie die Tatsache, dass sie sich durch den oft rustikalen Einsatz der Russinnen nicht den Schneid abkaufen ließen. Da hätte die griechische Schiedsrichterin schon viel früher eingreifen müssen (Elena Danilova war eine Gelb/Rot-Kandidatin), sie gab erst spät in der zweiten Hälfte die notwendigen Karten.

In der zweiten Halbzeit begannen die deutschen Damen wieder konzentrierter. Neid hatte die Elf, die ohne Wechsel aus der Kabine kam, regelrecht darauf eingeschworen. So dauerte es nur drei Minuten bis Leonie Maier, erst 23 und trotzdem schon eine, die Verantwortung übernimmt, mit einem sehenswerten Treffer in linke Toreck geschlenzt auf 2:0 erhöhte. Anja Mittag verpasste das 3:0 wie auch Lena Gößling, die am Donnerstag nicht so gut disponiert wirkte, mit einem Weitschuss. Das Spiel schien dennoch gelaufen zumal die Russinnen, eher destruktiv als konstruktiv eingestellt, den Deutschen wenig abverlangten. Almuth Schult im Tor hatte gerade mal drei Schüsse zu „entschärfen“. Zeit und Gelegenheit also, mit Lina Magull (SC Freiburg) und Kristin Demann (TSG 1899 Hoffenheim) zwei weitere Debütantinnen ihre Premiere feiern konnten. Tatsächlich hatte Magull, die Islacker ersetzte, die letzte Großchance des Spiels als sie allein auf TorfrauTodua zulief, aber noch nicht abgebrüht war für einen klassischen Tunnel. „Schade, dass sie das Tor nicht gemacht hat. Da fehlt halt noch die Erfahrung. Aber es ist wichtig, dass wir uns solche Alternativen schaffen bei unserer hohen Verletzungsrate“, kommentierte Silvia Neid abschließend.

Detlef Kinsler
Detlef Kinsler
Weil sein Hobby schon früh zum Beruf wurde, ist Fotografieren eine weitere Leidenschaft des Journal-Frankfurt-Musikredakteurs, der außerdem regelmäßig über Frauenfußball schreibt.
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