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1. FFC Frankfurt – Turbine Potsdam 3:2

Ein Spiel auf Messers Schneide

Für eine Nacht Tabellenführer – mit 3:2 entschied der 1. FFC Frankfurt das Auftaktmatch zur Saison 2019/20 gegen den ewigen Rivalen Turbine Potsdam knapp mit 3:2 und startete damit besser in die neue Spielzeit als vergangenes Jahr.
Das war so ganz nach dem Geschmack von FFC-Manager Siggi Dietrich: Mit dem Freitagabend-Spiel wurde seinem 1. FFC Frankfurt, dem einzigen Team, das von Anfang an – wenn auch zunächst als SG Praunheim – der Frauenfußball-Bundesliga angehört, die Ehre des Eröffnungsspiels zuteil. Und das gegen den ewigen Rivalen Turbine Potsdam, neben Frankfurt der zweite in der Liga verbliebene, reine Frauenverein. Ein Klassiker. Besser hätte man den Termin nicht ansetzen können, zumal es auch etwas zu feiern gab. Die Frauenfußball-Bundesliga feiert 30. Geburtstag. Da kamen lange vor Anstoß viele illustre Gäste schon im VIP-Zelt zusammen, es gab Erinnerungsfilmchen, Talkrunden und ungesunde, zuckerhaltige Getränke. Die Riege der Ehrengäste führte der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier an, flankiert von Bürgermeister Uwe Becker und dem Ehrenaufsichtsratsvorsitzenden der Commerzbank, Klaus-Peter Müller.
Alles erklärte Supporter des Frauenfußballs. Nationaltrainerin Martina Voss-Tecklenburg traf mit Silke Rottenberg, Kim Kulig, Saskia Bartusiak und Nia Künzer auf viele ehemalige Auswahlspielerinnen. Die Eintracht war mit Vorstandsmitglied Axel Hellmann und Sportdirektor Fredi Bobic prominent vertreten. FFCs brasilianischer Neuzugang, Letícia Santos de Oliveira, durfte sich über einen Plausch mit Landsmann Claudemir Jerônimo Barreto freuen, den alle nur als Cacau kennen und der heute für den DFB als Integrationsbeauftragter aktiv ist. Der richtige Mann am richtigen Ort. Alle sahen dann ein feine kleine Choreo vor dem Anpfiff. Sehr charmant und unaufdringlich. Wir sind ja nicht in der Champions League.

Ein richtig gutes Spiel hatten nicht nur die beiden Trainer, Matthias Rudolph vom 1. FFC Turbine Potsdam und Niko Arnautis vom 1. FFC Frankfurt, gesehen. Das Eröffnungsspiel zur Jubiläumssaison 30 Jahre Frauenfußball-Bundesliga, hielt, was sich alle von dem Klassiker versprochen hatten. 2550 Zuschauer, zwei sehr agile Fangruppen (bei der dritten, den FFC-Ultras bei ihrer Stadion-Premiere blieb noch Luft nach oben) und all die Ehrengäste sahen „zwei junge Mannschaften, die nach vorne gespielt haben“, so Gästetrainer Rudolph. Seine „Turbinen“ kamen zunächst besser ins Spiel. Die erste große Chance hatte Potsdam. Doch schnell agierten beide Teams – Abtasten dauert zu lange und ist unattraktiv – auf Augenhöhe. Ein klassischer Bodycheck (Elsig stellte sich wie ein Fels Laura Freigang entgegen) wurde schon in der 6. Minute mit einem Elfmeter bestraf, den Laura Feiersinger sicher verwandelte. Die frühe Führung spielte den anfangs doch nervösen Gastgeberinnen in die Karten. Sie ließen den Ball gut laufen, nicht nur Reuteler, Pawollek, Feiersinger und Freigang suchten und fanden sich, auch die drei neuen im Team, Barbara Dunst, Sandine Mauron und Laetitia Santos fremdelten kein bisschen, sondern fügten sich gut in die Elf ein. Am auffälligsten der drei agierte dabei die junge Brasilianerin auf der rechten Außenbahn. Sie selber hätte sich gerne offensiver gezeigt. Kommt Zeit, kommen die Flankenläufe. Einer von einigen kleinen Fehlern in der Abwehr führte schon früh zum Ausgleich durch Lara Prasnikar in der 14. Minuten. Ein schön herausgespielter Treffer. Die Reaktion des FFC ließ nicht lange auf sich warten. Schon drei Minuten später netzte Freigang nach einem toll getretenen Freistoß von Tanja Pawollek, der neuen Kapitänin, mit dem Kopf zum 2:1 ein.

Dabei blieb es bei diesem munteren wie ansehnlichen Spielchens bis zur Pause. Postdam blieb gefährlicher bei Standards, so bei super getretenen Eckbällen, und war bei der Balleroberung oft einen halben Schritt schneller als die Frankfurterinnen. Wer hier jetzt von Antizipation faselt, gehört bestraft. Wie sagte gestern Paderborns Trainer Baumgart im Aktuellen Sportstudio: „Fußball ist ein einfacher Sport.“ Wenn Intuition und Intelligenz aufeinandertreffen, braucht es kein Intellektualisieren.
Dass Turbine Potsdam nur fünf Minuten nach der Pause zum Ausgleich kam, lag an einem kapitalen Bock, den sich Freigang mit einem Fehlpass weit in der eigenen Hälfte leistete. Ein Angebot, das Prasnikar einfach annehmen musste. Bryane Heaberlin konnte danach noch einige brenzlige Situationen bereinigen. In der 72. Minute wechselte Niko Arnautis Shekiera Martinez für Barbara Dunst ein. Sie wurde gleich von Feiersinger bedient, bei ihrem Schuss war einmal mehr ein Potsdamer Fuß dazwischen. Bei einem satten Schuss von Reuteler half den Gästen zunächst der Pfosten, aber den Abpraller verwertete Martinez in der 81. Minute zum bejubelten 3:2. Das war allerdings bis in die Nachspielzeit nicht gesichert. Einmal musste Kleinherne noch vor der Linie retten bis der Sieg schließlich in trockenen Tüchern war. „Das Spiel stand bis zuletzt auf Messers Schneide“, bestätigte auch Arnautis. „Ich bin einfach nur happy, dass wir am Ende die Glücklicheren waren. Es war ein tolles Spiel.“ Das war auch ganz nach dem Geschmack von Manager Siggi Dietrich.
 
Fotogalerie:
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19. August 2019, 10.29 Uhr
Detlef Kinsler
 
 
 
 
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