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Kommentar
Das F steht für Falschheit
Vergangenen Donnerstag feierte die Frankfurter Allgemeine Zeitung ihr 70-jähriges Bestehen in einem Berliner Edelrestaurant. Eingeladen war unter anderem auch AfD-Chef Alexander Gauland. Die FAZ verrät damit ihr Selbstverständnis. Ein Kommentar.
Freiheit beginnt mit F. Freiheit hat viele Seiten. Freiheit beginnt im Kopf.
Das 70-jährige Bestehen der Frankfurter Allgemeinen Zeitung kommt mit einem neuen Leitspruch, der viel über das Selbstverständnis der Zeitung verrät. „Freiheit hat viele Seiten“: Damit geht einher, auch die Meinungen zuzulassen, die einem selbst nicht schmecken. Nur so ergibt sich ein Diskurs und davon lebt unsere Demokratie. Freiheit bedeutet aber auch, klar und deutlich „Nein“ zu Nazis zu sagen. Dennoch hat die FAZ zu ihrer 70-Jahr-Feier, die vergangene Woche im Berliner Edelrestaurant Borchardt begangen wurde, den AfD-Chef Alexander Gauland eingeladen. Gauland, der bereits als Gastautor für die FAZ schrieb, ist unter anderem für Aussagen bekannt, in denen er den Holocaust als „Vogelschiss in der deutschen Geschichte“ und den Islam als „Fremdkörper in unserem Land“ bezeichnet hat. Auch Stephan Brandner soll Gast bei der Feier gewesen sein. Der Thüringer AfD-Politiker fiel erst vor wenigen Tagen, wieder einmal, durch einen antisemitischen Tweet auf.
Im Gründungsjahr der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, 1949, wurde auch Artikel 5 des Grundgesetzes verabschiedet: „Jeder hat das Recht, seine Meinung frei zu äußern“. Die Presse- und Meinungsfreiheit war und ist ein hohes Gut. Ihre Einführung markierte die Überwindung des Nazi-Regimes, und sie gewährt seither, dass Ähnliches nie wieder geschehen kann. Zumindest in der Theorie. Es gibt genügend Menschen in diesem Land, die die Freiheit des Wortes gern wieder abschaffen würden. Alexander Gauland ist einer von ihnen. Der wiederholte Geschichtsrevisionismus, mit dem er und seine Partei hausieren gehen, spricht für sich. Dahinter verbirgt sich keine Meinungsfreiheit, sondern Demokratiefeindlichkeit.
Berthold Kohler, Mitherausgeber der FAZ, kommentierte vor einem knappen Jahr die „politischen Phantasien“ Gaulands wie folgt: „Die Verleumdung des freiheitlichsten und demokratischsten Systems, das es je auf deutschem Boden gab, darf man den Brandstiftern im Biedermann-Sakko nicht durchgehen lassen.“ Und doch feiert eben dieser Biedermann-Sakko tragende, die Demokratie verleumdende Mann Seite an Seite mit den Herausgebern einer Zeitung, die, würden die Phantasien Gaulands Realität werden, ihre so groß auf die Fahne geschriebene Freiheit umgehend verlieren würden.
Auf die Nachfrage, wie das Credo der FAZ mit der Haltung Alexander Gaulands zusammenpasst, antwortet Mitherausgeber Werner D’Inka: „Die FAZ nimmt als Gastgeberin für sich in Anspruch, keine Erklärungen dazu abzugeben, wen sie zu ihren Veranstaltungen einlädt.“ Diese schlichte Antwort verrät viel über das Selbstverständnis dieser Zeitung. Viel mehr, als das so klug durchdachte Motto. Das F, es steht in diesem Fall wohl leider nicht für Freiheit – sondern für Falschheit und Feigheit.
Das 70-jährige Bestehen der Frankfurter Allgemeinen Zeitung kommt mit einem neuen Leitspruch, der viel über das Selbstverständnis der Zeitung verrät. „Freiheit hat viele Seiten“: Damit geht einher, auch die Meinungen zuzulassen, die einem selbst nicht schmecken. Nur so ergibt sich ein Diskurs und davon lebt unsere Demokratie. Freiheit bedeutet aber auch, klar und deutlich „Nein“ zu Nazis zu sagen. Dennoch hat die FAZ zu ihrer 70-Jahr-Feier, die vergangene Woche im Berliner Edelrestaurant Borchardt begangen wurde, den AfD-Chef Alexander Gauland eingeladen. Gauland, der bereits als Gastautor für die FAZ schrieb, ist unter anderem für Aussagen bekannt, in denen er den Holocaust als „Vogelschiss in der deutschen Geschichte“ und den Islam als „Fremdkörper in unserem Land“ bezeichnet hat. Auch Stephan Brandner soll Gast bei der Feier gewesen sein. Der Thüringer AfD-Politiker fiel erst vor wenigen Tagen, wieder einmal, durch einen antisemitischen Tweet auf.
Im Gründungsjahr der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, 1949, wurde auch Artikel 5 des Grundgesetzes verabschiedet: „Jeder hat das Recht, seine Meinung frei zu äußern“. Die Presse- und Meinungsfreiheit war und ist ein hohes Gut. Ihre Einführung markierte die Überwindung des Nazi-Regimes, und sie gewährt seither, dass Ähnliches nie wieder geschehen kann. Zumindest in der Theorie. Es gibt genügend Menschen in diesem Land, die die Freiheit des Wortes gern wieder abschaffen würden. Alexander Gauland ist einer von ihnen. Der wiederholte Geschichtsrevisionismus, mit dem er und seine Partei hausieren gehen, spricht für sich. Dahinter verbirgt sich keine Meinungsfreiheit, sondern Demokratiefeindlichkeit.
Berthold Kohler, Mitherausgeber der FAZ, kommentierte vor einem knappen Jahr die „politischen Phantasien“ Gaulands wie folgt: „Die Verleumdung des freiheitlichsten und demokratischsten Systems, das es je auf deutschem Boden gab, darf man den Brandstiftern im Biedermann-Sakko nicht durchgehen lassen.“ Und doch feiert eben dieser Biedermann-Sakko tragende, die Demokratie verleumdende Mann Seite an Seite mit den Herausgebern einer Zeitung, die, würden die Phantasien Gaulands Realität werden, ihre so groß auf die Fahne geschriebene Freiheit umgehend verlieren würden.
Auf die Nachfrage, wie das Credo der FAZ mit der Haltung Alexander Gaulands zusammenpasst, antwortet Mitherausgeber Werner D’Inka: „Die FAZ nimmt als Gastgeberin für sich in Anspruch, keine Erklärungen dazu abzugeben, wen sie zu ihren Veranstaltungen einlädt.“ Diese schlichte Antwort verrät viel über das Selbstverständnis dieser Zeitung. Viel mehr, als das so klug durchdachte Motto. Das F, es steht in diesem Fall wohl leider nicht für Freiheit – sondern für Falschheit und Feigheit.
4. November 2019, 11.50 Uhr
Ronja Merkel
Ronja Merkel
Jahrgang 1989, Kunsthistorikerin, von Mai 2014 bis Oktober 2015 leitende Kunstredakteurin des JOURNAL FRANKFURT, von September 2018 bis Juni 2021 Chefredakteurin. Mehr von Ronja
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