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Weltkulturen Museum
Drei Stimmen aus British Columbia
Passend zum ursprünglich geplanten Gastlandauftritt Kanadas bei der Buchmesse zeigt das Weltkulturen Museum die Kabinett-Ausstellung „Let Them Speak! Kommentare aus British Columbia, Kanada“. Coronabedingt jedoch, wie so vieles, anders als gedacht.
Eigentlich sollte mit der Eröffnung der Kabinett-Ausstellung „Let Them Speak! Kommentare aus British Columbia, Kanada“ im Weltkulturen Museum ein vielseitiges Rahmenprogramm einhergehen. Geplant war die Schau begleitend zum Gastland-Auftritt Kanadas bei der diesjährigen Buchmesse; teilnehmen sollten auch drei First Nations-Künstlerinnen und -Künstler, um mit eigenen Werken die Historische Sammlung aus Kanada zu kommentieren. Doch wie so viele Pläne, fiel auch dieser der Pandemie zum Opfer. Die Buchmesse findet nicht statt, der Auftritt Kanadas ebenfalls nicht und entsprechend musste auch das Weltkulturen Museum umdenken.
„Sie werden es nicht zum ersten Mal hören, aber coronabedingt ist auch hier alles anders gelaufen als geplant“, sagte Museumsdirektorin Eva Raabe am Dienstag anlässlich der Eröffnung der modifizierten Schau. Reise- und Kontaktbeschränkungen hätten viele Pläne unmöglich gemacht, doch anstatt das Projekt ins kommende Jahr zu verlegen, haben die Kurator*innen Mona Suhrbier, Weltkulturen Museum, und Markus Lindner, Ethnologe an der Goethe-Universität, kurzerhand, analog zur Buchmesse, ein digitales Konzept entwickelt.
Aus der Ausstellung wurde so ein Videoprojekt, in dessen Mittelpunkt ein rund 35-minütiger Film steht. Die Filmemacherin Diana Hellson traf für diesen Film die eingangs erwähnten First-Nation-Künstlerinnen und -Künstler auf Vancouver-Island und in Vancouver-Stadt. Die Weberin Meghann O’Brien (Haida/Kwakwaka'wakw), der Schnitzer Tom Hunt (Kwakwaka'wakw) und die Hip-Hopperin Christie Lee Charles (Musqueam) vermitteln in dem Werk einen persönlichen Einblick in ihren Alltag, der sowohl tief mit der Vergangenheit verwebt, zeitgleich jedoch zukunftsorientiert ausgerichtet ist.
So berichtet Christie Lee Charles oder auch „Miss Christie Lee“, dass sie mit ihrer Musik einen Beitrag dazu leisten will, Wissen und Tradition zu erhalten. Statt auf das Englische zurückzugreifen, produziert sie ihre Musik in der alten Musqueam-Sprache. Es sei ein bizarres Gefühl, so Lee Charles, Traditionen ihrer Kultur in den Museen ausgestellt zu sehen, da diese nach wie vor praktiziert würden. Auf der anderen Seite schätze sie den Einblick, den sie sonst nicht bekommen könne. „Es wirkt wie Erinnerungen an eine Tradition, obwohl sie noch weiterlebt“, erzählt auch Meghann O'Brien im Filmgespräch. Die 38-Jährige begann 2007 Körbe nach alter Tradition zu weben und bemüht sich damit um eine neue Betrachtung traditioneller Kunst.
Ähnliches geht auch aus dem dritten Gespräch mit Tom Hunt hervor: Der Holzbildhauer gehört zur Kwakwaka'wakw Nation; schon als Kind wurde er von seinem Vater in die Kunst des traditionellen Handwerks eingeführt, heute beherrscht er sowohl das Schnitzen großer Pfähle sowie filigraner Masken. In seinen Worten schwingt eine große Wertschätzung der Traditionen und des alten Kunsthandwerks mit; diese an junge Menschen weiterzugeben, ist ihm ein wichtiges Anliegen.
Der Film, aber auch einige ausgewählte Objekte vor Ort, gewährt einen Eindruck von der Kunst der indigenen Bevölkerung, ohne diese zu kommentieren oder zu bewerten. Sowohl die Filmbeiträge als auch die ausgestellten Exponate habe man bewusst nahezu unkommentiert gelassen, erklärt Kurator Markus Lindner: „Wir wollten die drei ihre eigene Geschichte erzählen lassen.“ Nur so bleibe es ein Stück Lebensrealität der indigenen Bevölkerung – ohne den sonst üblichen eurozentrischen Blick.
>> Die Kabinett-Ausstellung „Let Them Speak!“ ist bis zum 21. Oktober im Weltkulturen Museum zu sehen, der Film kann sowohl vor Ort aber auch auf der Webseite des Museums eingesehen werden.
„Sie werden es nicht zum ersten Mal hören, aber coronabedingt ist auch hier alles anders gelaufen als geplant“, sagte Museumsdirektorin Eva Raabe am Dienstag anlässlich der Eröffnung der modifizierten Schau. Reise- und Kontaktbeschränkungen hätten viele Pläne unmöglich gemacht, doch anstatt das Projekt ins kommende Jahr zu verlegen, haben die Kurator*innen Mona Suhrbier, Weltkulturen Museum, und Markus Lindner, Ethnologe an der Goethe-Universität, kurzerhand, analog zur Buchmesse, ein digitales Konzept entwickelt.
Aus der Ausstellung wurde so ein Videoprojekt, in dessen Mittelpunkt ein rund 35-minütiger Film steht. Die Filmemacherin Diana Hellson traf für diesen Film die eingangs erwähnten First-Nation-Künstlerinnen und -Künstler auf Vancouver-Island und in Vancouver-Stadt. Die Weberin Meghann O’Brien (Haida/Kwakwaka'wakw), der Schnitzer Tom Hunt (Kwakwaka'wakw) und die Hip-Hopperin Christie Lee Charles (Musqueam) vermitteln in dem Werk einen persönlichen Einblick in ihren Alltag, der sowohl tief mit der Vergangenheit verwebt, zeitgleich jedoch zukunftsorientiert ausgerichtet ist.
So berichtet Christie Lee Charles oder auch „Miss Christie Lee“, dass sie mit ihrer Musik einen Beitrag dazu leisten will, Wissen und Tradition zu erhalten. Statt auf das Englische zurückzugreifen, produziert sie ihre Musik in der alten Musqueam-Sprache. Es sei ein bizarres Gefühl, so Lee Charles, Traditionen ihrer Kultur in den Museen ausgestellt zu sehen, da diese nach wie vor praktiziert würden. Auf der anderen Seite schätze sie den Einblick, den sie sonst nicht bekommen könne. „Es wirkt wie Erinnerungen an eine Tradition, obwohl sie noch weiterlebt“, erzählt auch Meghann O'Brien im Filmgespräch. Die 38-Jährige begann 2007 Körbe nach alter Tradition zu weben und bemüht sich damit um eine neue Betrachtung traditioneller Kunst.
Ähnliches geht auch aus dem dritten Gespräch mit Tom Hunt hervor: Der Holzbildhauer gehört zur Kwakwaka'wakw Nation; schon als Kind wurde er von seinem Vater in die Kunst des traditionellen Handwerks eingeführt, heute beherrscht er sowohl das Schnitzen großer Pfähle sowie filigraner Masken. In seinen Worten schwingt eine große Wertschätzung der Traditionen und des alten Kunsthandwerks mit; diese an junge Menschen weiterzugeben, ist ihm ein wichtiges Anliegen.
Der Film, aber auch einige ausgewählte Objekte vor Ort, gewährt einen Eindruck von der Kunst der indigenen Bevölkerung, ohne diese zu kommentieren oder zu bewerten. Sowohl die Filmbeiträge als auch die ausgestellten Exponate habe man bewusst nahezu unkommentiert gelassen, erklärt Kurator Markus Lindner: „Wir wollten die drei ihre eigene Geschichte erzählen lassen.“ Nur so bleibe es ein Stück Lebensrealität der indigenen Bevölkerung – ohne den sonst üblichen eurozentrischen Blick.
>> Die Kabinett-Ausstellung „Let Them Speak!“ ist bis zum 21. Oktober im Weltkulturen Museum zu sehen, der Film kann sowohl vor Ort aber auch auf der Webseite des Museums eingesehen werden.
7. Oktober 2020, 11.31 Uhr
sie
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