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Theater-Tipp im Titania
Einsame Menschen: Drama in Wohnzimmeratmosphäre
Das Freie Schauspiel Ensemble Frankfurt zeigt Gerhart Hauptmanns Drama, in dem eine Ehe ausgerechnet an der Liebe zerbricht. Die Inszenierung ist zugleich analytisch-kritisch und emotional berührend.
Eigentlich könnten sie glücklich sein. Gerade erst sind Johannes Vockerat und seine Frau Katharina raus aufs Land gezogen – sogar in eine großzügige Villa am See –, ihr gemeinsamer Sohn ist vor kurzem zur Welt gekommen und Johannes schreibt an einer wissenschaftlichen Arbeit, mit der er in der Geisteswelt großen Erfolg zu haben hofft. Doch hinter dem vordergründigen Glück haben sich längst die ersten Haarrisse gebildet: Johannes fühlt sich in den bürgerlichen Konventionen seines Lebens unfrei und in seinem Forschungsstreben nicht gesehen, Katharina wiederum leidet an ihrer intellektuellen Unterlegenheit und an Johannes’ gelegentlichen Wutausbrüchen.
Einsame Menschen: Wo ein neues Glück aufschimmern könnte, stürzen die Figuren bald ins Unglück
Anfangs hält das Gefüge zwar Stand, weil noch niemand einen Druck von außen ausübt. Doch als Johannes’ bester Freund, der Maler Braun, ihm eine Bekannte vorstellt, die ebenso kluge wie gutaussehende Anna, tritt diese zielsicher die Sollbruchstellen ein. Endlich hat Johannes jemanden gefunden, der intellektuell auf Augenhöhe mit ihm steht. Katharina indes sieht sehnsüchtig zu Anna als der Frau auf, die sie selber gerne wäre. So spitzen sich die Konflikte zu, und wo ein neues Glück aufschimmern könnte, stürzen die Figuren bald ins Unglück.
Eindringlich wird das Schweigen solange ausgehalten, bis man das Unglück aus dem Nichts heraushören kann
Das Freie Schauspiel Ensemble präsentiert seine Inszenierung des Dramas von Gerhart Hauptmann in einer Wohnzimmeratmosphäre um einen großen Esstisch herum. Alltägliche Abläufe – das Tisch-Decken und -abdecken, gemeinsames Suppenessen – laufen zusehends automatisiert, beinahe ohnmächtig ab, während die Gemütszustände der Figuren immer weniger zu diesem routinierten Alltag passen wollen. Eindringlich wird gegen Ende etwa das Schweigen um den Esstisch solange ausgehalten, bis man das Unglück der Figuren förmlich aus dem Nichts heraushören kann; das absolute Fertigsein miteinander und sich selbst. So verbindet diese Inszenierung von Hauptmanns Drama zwei Dinge, die sonst selten zusammengehen: Sie ist zugleich analytisch-kritisch und emotional berührend.
Info
Einsame Menschen, Schauspiel, Ffm: Freies Schauspiel Ensemble, Titania, Basaltstraße 23, 9.11./10.11./30.11./01.12., 20 Uhr
Anfangs hält das Gefüge zwar Stand, weil noch niemand einen Druck von außen ausübt. Doch als Johannes’ bester Freund, der Maler Braun, ihm eine Bekannte vorstellt, die ebenso kluge wie gutaussehende Anna, tritt diese zielsicher die Sollbruchstellen ein. Endlich hat Johannes jemanden gefunden, der intellektuell auf Augenhöhe mit ihm steht. Katharina indes sieht sehnsüchtig zu Anna als der Frau auf, die sie selber gerne wäre. So spitzen sich die Konflikte zu, und wo ein neues Glück aufschimmern könnte, stürzen die Figuren bald ins Unglück.
Das Freie Schauspiel Ensemble präsentiert seine Inszenierung des Dramas von Gerhart Hauptmann in einer Wohnzimmeratmosphäre um einen großen Esstisch herum. Alltägliche Abläufe – das Tisch-Decken und -abdecken, gemeinsames Suppenessen – laufen zusehends automatisiert, beinahe ohnmächtig ab, während die Gemütszustände der Figuren immer weniger zu diesem routinierten Alltag passen wollen. Eindringlich wird gegen Ende etwa das Schweigen um den Esstisch solange ausgehalten, bis man das Unglück der Figuren förmlich aus dem Nichts heraushören kann; das absolute Fertigsein miteinander und sich selbst. So verbindet diese Inszenierung von Hauptmanns Drama zwei Dinge, die sonst selten zusammengehen: Sie ist zugleich analytisch-kritisch und emotional berührend.
Einsame Menschen, Schauspiel, Ffm: Freies Schauspiel Ensemble, Titania, Basaltstraße 23, 9.11./10.11./30.11./01.12., 20 Uhr
7. November 2024, 09.05 Uhr
Julian Mackenthun
Julian Mackenthun
Julian Mackenthun, geboren 1993, studierte Englisch und Geschichte an der Goethe-Universität. Seit 2020 leitet er das Theater-Ressort des Journal Frankfurt. Mehr von Julian
Mackenthun >>
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