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The Sachsenhausen-Brooklyn-Connection
Mit einer sehr soften Fuck You-Attitüde
Fans, die auch Freunde werden können, das wünschen sich die Lousy Moon-Musiker*innen vom vor gut einem Jahr gegründeten Frankfurter Label. Mit The Johns und True Dreams kommen zwei Acts am 29.2. in den Dreikönigskeller.
Bernhard Karakoulakis hat nie einen Hehl daraus gemacht. Als Boo Hoo fühlte sich der Frankfurter Singer/Songwriter früher an der Upper Bay und am East River wohler als am Main. Dort in der Anti-Folk-Szene um The Moldy Peaches fand er seine Geistesverwandten. Dort trat er in Clubs und Cafés auf. Dort schloss er Freundschaften. Aber natürlich konnte auch die hiesige Szene den originellen Geschichtenerzähler nicht übersehen. 2016 lud Theatermann Alexander Eisenach Boo Hoo ein, in seinem Finanzwestern „Der kalte Hauch des Geldes“ in den Kammerspielen mit seinen Songs durch die skurrilen Szenen zu führen. Ein großer Erfolg. Sein letztes Album nahm er im Dezember 2017 bei einem begeisternden Studiokonzert im Lotte Lindenberg auf. „Boo Hoo Live“ war die erste Veröffentlichung auf dem eigenen Lousy Moon-Label. „Ich kam gerade von einer sehr inspirierenden Woche auf Tour durch Frankreich zurück und einige Kulturschaffende dort hatten mich ermutigt, ein Label zu gründen“, erinnert sich Boo Hoo. Natürlich sollten da seine Big Apple-Buddys eine Heimat finden. Der erste war Toby Goodshank, den er in das No.2 einlud. Denn im Second Hand-Plattenladen in Sachsenhausen organisiert Karakoulakis nach wie vor charmante Instore-Auftritte. Zwei seiner jüngsten Signings, The Johns und True Dreams (Foto) präsentiert er allerdings im Dreikönigskeller. Angela Carlucci (Gitarre) und Hannah Nichols (Drums), beide singen, sind das feministisches Garage-Punk-Duo True Dreams, The Johns klingen, als ließe Johnny Dido The Ramones karibisch grooven. Er gibt die Grunge-Prinzessin mit rosa Mähne und sein Sprechgesang erinnert an Lou Reed.
JOURNAL FRANKFURT: Nutzen Sie das Doppelkonzert im Dreikönigskeller eigentlich auch noch mal, um Ihr Label zu vorzustellen? Denn beide Acts wurden ja aktuell auf Lousy Moon Records veröffentlicht.
Bernhard Karakoulakis: Ja, ich nutze es schon. Aber auch ohne Lousy Moon hätte ich das Konzert veranstaltet. Ich werde den Namen Lousy Moon aber nun verstärkt nutzen, um alle veranstalterischen Tätigkeiten und Releases von mir oder Freunden zu promoten. Im Verlauf der letzten zehn Jahre habe ich eine große Mailingliste mit circa 1 000 Musikfans in Frankfurt, aber auch weltweit, gesammelt – wo immer ich halt Konzerte gespielt habe. Diese Leute sind im Wesentlichen das Following, das ich mit Lousy Moon habe.
Wann genau haben Sie eigentlich das Label gelauncht? Als Tony Goodshank im letzten Sommer bei den Instore-Konzerten im No. 2 zu Gast war?
Ganz offiziell habe ich das Label schon im Dezember 2017 gelauncht. Da habe ich das „Boo Hoo live“-Album bei Lotte Lindenberg aufgenommen. Ich kam gerade von einer sehr inspirierenden Woche auf Tour durch Frankreich zurück und einige Kulturschaffende dort hatten mich ermutigt, ein Label zu gründen. Manche von ihnen kannten Toby tatsächlich. Seit 2011 gehe ich regelmäßig in Frankreich auf Tour und die dortigen Szenen, egal ob in den größeren Städten oder in den ruhigeren Regionen, inspirieren mich immer sehr. So kam ich nach Hause und dachte mir, statt das „Boo Hoo live“-Album selbst zu releasen, kann ich auch ein Label gründen und das könnte dann der erste Release sein.
Sind alle Ihre Acts New Yorker und falls ja, liegt da der Schwerpunkt Ihrer Arbeit/Veröffentlichungspolitik?
Viele Acts sind New Yorker, aber mit dem Songwriter Jim Reed aus Niederrad gibt es auch einen Frankfurter. Die Kanadier von The Burning Hell sind ebenfalls mit einem Song vertreten. Glassberg & The Disasters ist eine Berliner Band mit ganz internationalen Wurzeln. In diesem Jahr wird es mit Princesse Gilbert zudem auch einen jungen Songwriter aus Paris in französischer Sprache auf dem Label zu hören geben.
Worauf legen Sie den Schwerpunkt Ihrer Veröffentlichungen?
Lousy Moons Schwerpunkt liegt ganz klar auf Autorenmusik. Ich weiß gar nicht, ob es den Begriff überhaupt gibt. Gemeint ist so etwas wie das musikalische Pendant zum Autorenkino, zum Arthouse-Film. Es geht um Visionen von Autor*innen, umgesetzt mit einer persönlichen Vision und einer gewissen Sturheit und Gleichgültigkeit gegenüber aktuellen Trends und Moden. Auch das musikalische Können steht nicht an erster Stelle. Der Reiz der Musik entsteht im Willen zum Ausdruck und dem „etwas zu sagen haben". Natürlich sind alle Lousy Moon-Artists tolle Musiker*innen, aber ihre Anziehungskraft liegt primär in Ihrem lyrischen und kompositorischen Talent. Das kann ganz rau und Lo-Fi klingen wie bei True Dreams, ganz minimal wie bei Jim Reed oder so eine Pop-Rock Perle wie Toby Goodshank sein. Bei The Johns zum Beispiel ist es etwas ganz Eigenes. Das lässt sich nicht mal auf einen Stil festlegen.
Gerade in einer Zeit, in der so viele Musiker*innen versuchen, Aufmerksamkeit mit außergewöhnlichen Skills am Instrument oder besonderer Hippness erzielen möchten oder ewig an ihrem Image arbeiten liegt der Reiz von Autorenmusik für mich in der Einfachheit: „Hier bin ich. Das sind meine Lieder. Entweder sie gefallen dir oder nicht, aber ich bin so wie ich bin. Ich kann, was ich kann und ich fühle, was ich fühle. Ich möchte nicht viele Fans, aber die richtigen, die auch meine Freunde werden könnten." Das ist eine sehr softe Fuck You-Attitüde verglichen mit dem Punkrock der 70er, aber in unseren Zeiten, in denen der Neoliberalismus selbst in die DIY-Musik einzieht, doch eine sehr starke Haltung. Antifolk eben.
JOURNAL FRANKFURT: Nutzen Sie das Doppelkonzert im Dreikönigskeller eigentlich auch noch mal, um Ihr Label zu vorzustellen? Denn beide Acts wurden ja aktuell auf Lousy Moon Records veröffentlicht.
Bernhard Karakoulakis: Ja, ich nutze es schon. Aber auch ohne Lousy Moon hätte ich das Konzert veranstaltet. Ich werde den Namen Lousy Moon aber nun verstärkt nutzen, um alle veranstalterischen Tätigkeiten und Releases von mir oder Freunden zu promoten. Im Verlauf der letzten zehn Jahre habe ich eine große Mailingliste mit circa 1 000 Musikfans in Frankfurt, aber auch weltweit, gesammelt – wo immer ich halt Konzerte gespielt habe. Diese Leute sind im Wesentlichen das Following, das ich mit Lousy Moon habe.
Wann genau haben Sie eigentlich das Label gelauncht? Als Tony Goodshank im letzten Sommer bei den Instore-Konzerten im No. 2 zu Gast war?
Ganz offiziell habe ich das Label schon im Dezember 2017 gelauncht. Da habe ich das „Boo Hoo live“-Album bei Lotte Lindenberg aufgenommen. Ich kam gerade von einer sehr inspirierenden Woche auf Tour durch Frankreich zurück und einige Kulturschaffende dort hatten mich ermutigt, ein Label zu gründen. Manche von ihnen kannten Toby tatsächlich. Seit 2011 gehe ich regelmäßig in Frankreich auf Tour und die dortigen Szenen, egal ob in den größeren Städten oder in den ruhigeren Regionen, inspirieren mich immer sehr. So kam ich nach Hause und dachte mir, statt das „Boo Hoo live“-Album selbst zu releasen, kann ich auch ein Label gründen und das könnte dann der erste Release sein.
Sind alle Ihre Acts New Yorker und falls ja, liegt da der Schwerpunkt Ihrer Arbeit/Veröffentlichungspolitik?
Viele Acts sind New Yorker, aber mit dem Songwriter Jim Reed aus Niederrad gibt es auch einen Frankfurter. Die Kanadier von The Burning Hell sind ebenfalls mit einem Song vertreten. Glassberg & The Disasters ist eine Berliner Band mit ganz internationalen Wurzeln. In diesem Jahr wird es mit Princesse Gilbert zudem auch einen jungen Songwriter aus Paris in französischer Sprache auf dem Label zu hören geben.
Worauf legen Sie den Schwerpunkt Ihrer Veröffentlichungen?
Lousy Moons Schwerpunkt liegt ganz klar auf Autorenmusik. Ich weiß gar nicht, ob es den Begriff überhaupt gibt. Gemeint ist so etwas wie das musikalische Pendant zum Autorenkino, zum Arthouse-Film. Es geht um Visionen von Autor*innen, umgesetzt mit einer persönlichen Vision und einer gewissen Sturheit und Gleichgültigkeit gegenüber aktuellen Trends und Moden. Auch das musikalische Können steht nicht an erster Stelle. Der Reiz der Musik entsteht im Willen zum Ausdruck und dem „etwas zu sagen haben". Natürlich sind alle Lousy Moon-Artists tolle Musiker*innen, aber ihre Anziehungskraft liegt primär in Ihrem lyrischen und kompositorischen Talent. Das kann ganz rau und Lo-Fi klingen wie bei True Dreams, ganz minimal wie bei Jim Reed oder so eine Pop-Rock Perle wie Toby Goodshank sein. Bei The Johns zum Beispiel ist es etwas ganz Eigenes. Das lässt sich nicht mal auf einen Stil festlegen.
Gerade in einer Zeit, in der so viele Musiker*innen versuchen, Aufmerksamkeit mit außergewöhnlichen Skills am Instrument oder besonderer Hippness erzielen möchten oder ewig an ihrem Image arbeiten liegt der Reiz von Autorenmusik für mich in der Einfachheit: „Hier bin ich. Das sind meine Lieder. Entweder sie gefallen dir oder nicht, aber ich bin so wie ich bin. Ich kann, was ich kann und ich fühle, was ich fühle. Ich möchte nicht viele Fans, aber die richtigen, die auch meine Freunde werden könnten." Das ist eine sehr softe Fuck You-Attitüde verglichen mit dem Punkrock der 70er, aber in unseren Zeiten, in denen der Neoliberalismus selbst in die DIY-Musik einzieht, doch eine sehr starke Haltung. Antifolk eben.
11. Februar 2020, 10.00 Uhr
Detlef Kinsler
Detlef Kinsler
Weil sein Hobby schon früh zum Beruf wurde, ist Fotografieren eine weitere Leidenschaft des Journal-Frankfurt-Musikredakteurs, der außerdem regelmäßig über Frauenfußball schreibt. Mehr von Detlef
Kinsler >>
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