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The OhOhOhs im Palmengarten

Viele Türen öffnen

Das Konzert im Mousonturm musste ausfallen, jetzt freuen sich Florian Dressler und Florian Wäldele auf zwei Auftritte im Palmengarten am letzten August-Wochenende und erzählen im Interview, was die Besucherinnen und Besucher erwarten dürfen.
JOURNAL FRANKFURT: Im Juni sollten Sie im Mousonturm auftreten, das musste dann Corona-bedingt in den Oktober verschoben werden. Da glaubte man noch, Covid-19 könne dann schon wieder erledigt sein. Wie haben Sie als Band die Pandemie bis hierhin erlebt und wie gehen Sie damit um?
Florian Dressler: Für uns war es wie sicherlich für den größten Teil der Menschen erstmal ein Schock und eine sehr ungewohnte Ausnahmesituation. Nachdem wir den ersten Schrecken überwunden und die vielen Konzertabsagen verdaut hatten, haben wir aber schnell gemerkt, dass diese Situation für uns auch viele Chancen bietet. Wir konnten uns mit Ruhe und Abstand wichtigen Fragen stellen. Wie wollen wir in Zukunft weitermachen, wie und wo veröffentlichen wir unsere neue Musik, wie sieht unsere Homepage, unser Logo, unser Socialmedia-Auftritt aus, was sind neue Projekte? Ich denke da sind wir einen sehr großen Schritt weitergekommen. Lassen Sie sich überraschen.

Florian Wäldele: Die Pandemie hat eines wieder mal gezeigt, wir sind eine verletzliche Spezies. Unsere ganzen Pläne und Wünsche können auf einen Schlag zu Nichte gemacht werden. Also haben wir uns nach innen gewendet und geschaut, was neben Konzerten und Proben eigentlich noch so ansteht, und siehe da, aus der Not wurde eine Tugend, manchmal scheint Bremsen und Entschleunigen genau das Richtige zu sein.

Durch die Anstrengungen des Palmengartens und seiner
Kooperationspartner der Sommerevents im Musikpavillon, darunter der Mousonturm, wurden jetzt die auf Ende August konzentrierten Veranstaltungen statt des „Summer In The City“ möglich. Wie fühlt sich das an, dafür ausgerechnet auf diese wunderbare Bühne gehen zu können?

Dressler: Für mich ist es schon lange ein Wunsch und Traum mit The OhOhOhs auf dieser wunderschönen Bühne zu spielen und ich bin sehr dankbar und voller Freude, dass es nun passiert.

Wäldele: Es ist großartig zu wissen, diese tolle Bühne mit wunderbaren Künstlern teilen zu können.

Sie spielen gleich zwei Auftritte an einem Tag, beide mit einem sehr exklusiven Programm und mit unterschiedlichen Schwerpunkten, einmal klassisch, einmal – wie soll man es nennen: Elektronisch? Clubbig? Wie kam es zu diesem Konzept, welche Idee steht dahinter und ist das zweite Konzert dann eine Beethoven-freie Zone?
Dressler: Sie hatten einmal den Begriff „konzertante Clubmusik“ verwendet. Ich denke das trifft sehr gut zu. Das erste Konzert ist auch wegen des Beethovenjahrs in dieser Thematik entstanden. Wir hatten uns schon vor Corona dazu entschlossen neben dem „3. Satz“ auch die beiden anderen Sätze zu bearbeiten. Von uns gibt es dann die gesamte Sonate in unserer Bearbeitung zu hören. Im zweiten Konzert könnte Beethoven durchaus auch auftauchen, hauptsächlich werden wir aber unser eigenes Material spielen. Auch einige neue Stücke werden dabei sein.

Wäldele: Schon länger bewegen wir uns an der Schnittstelle von E- und U-Musik. Keines der beiden Konzerte bewegt sich rein in einem Genre. Bei Beethoven am Nachmittag ist der Schwerpunkt etwas „klassischer“, trotzdem wird es kein Klassik-Konzert in diesem Sinne. Immer wieder wird das Schema aufgebrochen, Überraschendes passiert. Ebenso ist das zweite Konzert zu verstehen, nur eben mit Groove-Schwerpunkt.

Nach welchen Kriterien haben Sie die Gäste ausgesucht?
Dressler: Mit Maja Bader haben wir die Bearbeitung von „Der Tod und das Mädchen“ aufgenommen und wollen das Stück gerne mit ihr spielen. Leonhard Dering kennen wir von einer Veranstaltung zu Beethoven aus dem Mousonturm, wo auch Oliver Leicht spielte und somit sind wir auf den temporären elektronischen Salon gekommen, den er zusammen mit dem Schlagzeuger Oli Rubow macht.

Wäldele: Über Leonhard haben wir Maja Bader kennen- und schätzen gelernt, über Gregor Praml Oli Rubow und Oliver Leicht. Allen ist eine unglaublich freundlich-menschliche Art gemein, eine besondere Gabe auf dieser Welt! Darüber hinaus ist jede*r für sich ein*e wundervolle*r Musiker*in. Wir sind sehr glücklich über dieses Team.

Bis dato kennt man „nur" Ihre Interpretation des 3. Satzes der „Mondschein Sonate". Jetzt haben Sie sich des ganzen Werkes angenommen und präsentieren mit den klassischen Gästen an Klavier und Mikrofon noch mehr Beethoven zu dessen 250. Geburtstag, der nun leider nicht so gefeiert werden kann, wie es geplant war. Viele spielen ihn wegen des Jubiläums, wie ist Ihr Bezug zum Großen Meister und warum war/ist seine Musik prädestiniert für Ihren "Crossover"?
Dressler: Flo W kam seinerzeit, schon lange vor dem Beethovenjahr, auf die Idee den 3. Satz in einer „Tempo di Techno“-Version zu spielen. Das hat uns so viel Freude bereitet, das wir uns nun die gesamte Sonate vorgenommen haben. Das passt jetzt natürlich auch sehr gut zu seinem Geburtstag. Für mich ist durch diese Arbeit ein neues Tor zur Welt der klassischen Musik aufgestoßen worden. Das ist mein Bezug.

Wäldele: Beethoven seinerzeit hat musikalisch viele Türen geöffnet. Seine Musik hat dieses Offene, universelle, dass viele Menschen berührt und inspiriert. Mit unserer Bearbeitung wollen wir ihm unseren größten Respekt zollen.

>> The OhOhOhs, Ffm., Palmengarten, Musikpavillon, 29.8., 16 und 20 Uhr, Eintritt pro Bank für zwei Person: 49,–
 
Fotogalerie:
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19. August 2020, 09.02 Uhr
Detlef Kinsler
 
Detlef Kinsler
Weil sein Hobby schon früh zum Beruf wurde, ist Fotografieren eine weitere Leidenschaft des Journal-Frankfurt-Musikredakteurs, der außerdem regelmäßig über Frauenfußball schreibt. – Mehr von Detlef Kinsler >>
 
 
 
 
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