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Tandemradeln

Die „Weiße Speiche“ wird 30

Gemeinsam geht's leichter. Das weiß jeder, der schon mal auf einem Tandem unterwegs war. In Frankfurt gibt es einen Tandemclub, in dem sehende und nichtsehende "Bikerinnen" und "Biker" seit 30 Jahren zusammen in die Pedale treten.
"Guck mal Mutti, so viele Tandems", rufen Kinder immer wieder, wenn sie mehrere Frauen und Männer auf Doppelrädern vorbeifahren sehen. Es sind blinde, sehbehinderte und sehende Menschen, die in der warmen Jahreszeit gemeinsam auf Drahteseln Ziele in und um Frankfurt ansteuern. Dass auch Menschen ohne Sehkraft Radsportfreuden genießen können, ist einer in der Mainmetropole gestarteten Initiative zu verdanken. Aus einem losen Treffen von Hobby-Radlerinnen und -Radlern, die sich seit 1978 immer wieder zu Ausflügen trafen, ist 1980 in Frankfurt unter dem Namen "Tandemclub Weiße Speiche e.V." der erste Tandemclub für sehende Pilotinnen und Piloten sowie blinde oder sehbehinderte Beifahrerinnen und Beifahrer in der Bundesrepublik entstanden. Das Hobby brachte Frauen und Männer zwischen 18 und 70 Jahren zusammen, die auf Fahrrädern die Stadt und ihre Umgebung erkundeten.

Der Frankfurter Tandemclub fand schnell Nachahmer - inzwischen sind vielerorts ähnliche Einrichtungen entstanden. Eine der ersten Anfragen kam von einem Schauspieler des Ohnesorg-Theaters in Hamburg, der "die schöne Freizeitbeschäftigung" für seine nichtsehenden Bekannten in der Elb-Metropole möglich machen wollte. Die Mitglieder des Frankfurter Vereins sind bunt gemischt, Hausfrauen, Studenten, Handwerker, Manager, Facharbeiter und Angestellte sind darunter. Jede Tandem-Fahrt will gut vorbereitet sein: Die Strecke muss erkundet und Fahrdienste für Blinde und Sehbehinderte, die nicht alleine zum Startplatz kommen können, müssen organisiert werden. Gewartet werden die Räder von ehrenamtlich tätigen Mitgliedern und Freunden des Clubs. Wiederholt packten die Radlerinnen und Radler die Tandems auf Autos und fuhren in die Nachbarländer, zum Beispiel in die Niederlande.

Einmal im Monat gehen die Tandemfahrer am Sonntag auf Tour, für Unentwegte gibt es an einigen Samstagen auch Strecken von 70, 80 und mehr Kilometern. Zu den monatlichen Ausflügen des Clubs kommen die Pedaleure aus ganz Hessen und aus Rheinland-Pfalz nach Frankfurt. "Rechts ist ein Erdbeerfeld." - "Riechst Du die Blumen?" - "Bitte bücken, wir kommen unter eine Brücke!": Mit solchen Sätzen vermitteln die sehenden Pilotinnen und Piloten den Blinden oder Sehbehinderten auf dem Rücksitz Eindrücke. Einmal im Jahr unternehmen einige auch eine mehrtägige Fahrt. Bei der bislang längsten Tour nahmen sie die Tandems mit dem Zug nach Berlin mit und radelten von dort aus zurück in die Heimat. "Immer wieder mussten wir Fragen interessierter Menschen und Medien über diese in Frankfurt realisierte Idee beantworten", sagt Pilotfahrer Marco Vogel. Mit unterwegs war häufig auch ein Vereinsmitglied, das weder sehen noch hören kann: der gehörlos aufgewachsene und mit 25 Jahren erblindete Helge, der bis vor einiger Zeit in einem Frankfurter Krankenhaus arbeitete. Die Mitfahrer auf den Touren, die das aus einer Kombination von Punkten und Strichen bestehende Tast-Alphabet, das Kommunikationsmittel taubblinder Menschen, beherrschen, vermittelten ihm die Eindrücke und das Geschehen. Andere schrieben ihm Druckbuchstaben in die Hand.

Die Stadt Frankfurt hat im Jahr 2006 den Tandemclub Weiße Speiche gemeinsam mit einem anderen Sportverein mit dem in diesem Jahr zum ersten Mal verliehenen Sportpreis "Sport kennt keine Grenzen" ausgezeichnet. Der mit 10.000 Euro dotierte und alle zwei Jahre verliehene Preis will die integrativen Leistungen der Sportvereine würdigen. "In der Main-Metropole realisieren wir seit 30 Jahren, was die UN-Konvention über die Menschenrechte von Menschen mit Behinderung seit ihrem Inkrafttreten am 26. März 2009 in Deutschland vorschreibt: die gleichberechtigte Einbeziehung gehandicapter Menschen auch in den Sport", stellt der Club-Vorsitzende Ivo Koch stolz fest.
 
Fotogalerie:
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16. Juni 2010, 14.32 Uhr
Keyvan Dahesch/ PIA
 
 
 
 
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