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Stille Tage in Frankfurt
Daniel Cohn-Bendit fand die Aschewolke „geil“. Ich auch. Habe auf meinem Balkon die Sonne und vor allem die Stille genossen. Der Deutsche Fluglärmdienst spricht von 90 Prozent weniger Lärm während der Sperrung des Flughafens. Doch da war noch mehr: nämlich ein strahlend blaues, durch keinen Kondensstreifen verunstaltetes Firmament. Es war, um es mit einem Wort zu sagen, himmlisch. Während ich also so da saß, dachte ich mir: Warum gibt es so etwas nicht öfter? Ich meine jetzt nicht Vulkanausbrüche und Aschewolken. Ich spreche von einem flugzeugfreien Sonntag. Wäre ja schon mal ein Anfang. Der Jetset war mir ohnehin schon immer ein Rätsel. Warum muss man auf die Kanaren fliegen oder nach Mallorca? Oder noch schlimmer: nach Paris, München, Hamburg oder gar Berlin? Für die Nähe gibt es Züge, und warum in die Ferne schweifen?
So ein Ereignis wirbelt dennoch eine Stadt durcheinander. Frischer Fisch trifft nicht ein, Blumen verrotten in Nairobi, alles ganz schlimm, ich weiß. Nicht zu vergessen die Millionen Milliarden, die der Wirtschaft verloren gehen. Beim nächsten Mal soll alles anders werden. Daran, dass der Flugverkehr jährlich steigt und steigt, und immer mehr Wald abgeholzt wird, um Platz für Start- oder Landebahnen zu schaffen, daran wird sich nichts ändern. Es sei denn, wir verändern unser Verhalten. Darüber wird leider kaum diskutiert. Lieber beratschlagt die Gesellschaft, wie der Flugverkehr in Zukunft schneller wieder in Gang kommt. Finden Sie das nicht auch seltsam? Dann schreiben Sie mir an chefredaktion@mmg.de. In Frankfurt sind sie also vorbei, die stillen Tage. Und wo wir schon bei Henry Mil-ler sind, noch ein Tipp: kommen Sie doch zur JOURNAL-Lesung mit Ale-xandra Kamp (siehe Seite 8). Bis dahin und viel Spaß!
27. April 2010, 17.13 Uhr
Nils Bremer
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