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Stilistisch völlig offen

„Song Slam“-Premiere im Internationalem Theater Frankfurt

Nachdem er zuletzt im Eschborn K stattfand, kehrt der „Song Slam“ nun zurück nach Frankfurt und feiert am 28. September seine Premiere im Internationalen Theater Frankfurt. Das JOURNAL FRANKFURT sprach mit Initiator Dirk Huelstrunk.
JOURNAL FRANKFURT: Der „Song Slam" feierte Premiere – allerdings nur in einer neuen Location, dem Internationalen Theater Frankfurt, quasi als Neustart nach Corona. Wie lange veranstaltest Du – neben dem Poetry Slams – schon Song Slams?
Dirk Huelstrunk: Den „Song Slam Frankfurt“ feiert nicht nur einen Neustart nach langer Corona-Pause, sondern auch das 10-jährige Jubiläum. 2013 habe ich die ersten „Song Slams“ gemeinsam mit meinem Slam-Moderatorkollegen Jürgen Klumpe im Zoom Club veranstaltet. Es hat ein bisschen gedauert, dass Interesse des Publikums für diese neue Veranstaltung zu wecken. 2015 sind wir dann in den Orange Peel Club im Bahnhofsviertel gewechselt und dort hatten wir von Anfang an volles Haus und fantastische Stimmung. Oft mußten wir Besucher wegen Überfüllung wegschicken. Wir hatten uns zu einer der größten und beliebtesten Song Slam-Veranstaltung in Deutschland entwickelt. Musiker:innen sind aus ganz Deutschland und darüber hinaus angereist. Die Erfolgsstory wurde Anfang 2020 praktisch auf dem Höhepunkt durch die Corona-Epidemie beendet. Das Orange Peel mußte schließen und seitdem waren wir auf der Suche nach einer neuen Location in Frankfurt. Seit 2021 veranstalte ich noch einen schönen „Song Slam“ im Eschborn K,, aber es ist Zeit die Lücke in Frankfurt zu schließen.

Was ist für Dich der Reiz des Formats und wie nah sind sich „Poetry Slam" und „Song Slam"?
Text und Musikkombinationen haben mich schon immer gereizt. Es gibt eine natürliche Verbindung von Poesie und Musik. „Song Slam“ ist dazu stilistisch völlig offen und geht weit über den klassischen Liedermacher-Sound in der Art von Hannes Wader bis Bob Dylan hinaus. Die oft jungen Musiker:innen sind sehr erfinderisch, alle nur denkbaren Stile neu zu kombinieren. Hip-Hop mit Musical und Goth, Elektronik mit Folk, Soul mit Kabarett, Pop mit Jazz, Metal mit Folk und Blues. Da gibt es keine Grenzen. Ablauf und Wettbewerbscharakter sind natürlich ähnlich wie beim Poetry Slam. Es gibt eine Publikumsjury. Es dürfen nur eigene Songs mit einer klaren Zeitbegrenzung gespielt werden. Besonders ist allerdings die Regel, dass alles „live“ gespielt werden soll, ohne Playbacks und vorproduzierte Tracks oder Beats. Die meisten unserer Musiker:innen haben heute keine Verbindung zum Poetry Slam. Auch die Atmosphäre und das Publikum sind durchaus verschieden. Der „Song Slam“ ist in erster Linie eine Konzertveranstaltung und unsere Musiker:innen sind meist auf unterschiedlichsten Bühnen unterwegs und nicht auf eine Song Slam Szene beschränkt. Der „Song Slam“ ist für die meisten ein Zusatzangebot, eine Möglichkeit neue Songs zu testen oder in Kontakt mit anderen Musiker:innen zu kommen.

„Song Slam“-Premiere im Internationalem Theater Frankfurt: Wettbewerb ist ein Spannungselement

Der „Song Slam" ist für Solokünstler und auch Duos gedacht. Wie wichtig ist diese intime, sehr persönliche Besetzung und was bedeutet das für das möglich stilistische Spektrum und die textlichen Inhalte?
Wir glauben, dass die Möglichkeit von Duos eine größere stilistische Vielfalt erlaubt und auch neue spontane Kombinationen ermöglicht. Gleichzeitig möchten wir uns von Bandwettbewerben abgrenzen. In diesem kleinen Format ist eine große Spontaneität möglich. Oft hören wir Songs, die gerade erst geschrieben wurden. Generell legt das Format den Fokus auf die individuelle künstlerische Persönlichkeit und auf das Zusammenspiel von Text, Stimme und Musik. Solokünstler:innen können sich nicht hinter einer Band verstecken. Sie müssen ihre Songs mit der ganzen Person glaubhaft verkörpern. Das braucht Mut. Die Texte spiegeln oft persönliche Erfahrungen wieder, haben gesellschaftskritische Botschaften oder spielen mit der Sprache. Viele Teilnehmer:innen singen auf Deutsch. Dadurch bekommt der Text natürlich eine große Bedeutung und ist nicht nur ein Träger der Stimme. Aber auch alle anderen Sprachen sind möglich. Ein Song Slam ist kulturell diverser als ein Poetry Slam. Wir hatten schon Songs in Sami, Indonesisch oder Persisch auf der Bühne. Auch regionale Dialekte werden gerne für Songtexte benutzt.

Anders als etwa bei den neuen „Songbird Sessions" in Das Bett gibt es beim „Song Slam" den Wettbewerb-Charakter. Warum hast Du den gewählt?
Wettbewerb ist ein Spannungselement, um einerseits Publikum einzubinden und andererseits die Künstler zu motivieren, ihr Bestes zu geben. Das Energieniveau einer Wettbewerbsveranstaltung ist einfach höher. Eine Wettbewerbsveranstaltung ermöglicht es Künstler:innen, die (noch) keine Stars sind, vor einem größeren Publikum zu spielen. Andererseits darf man den Wettbewerb nicht zu ernst nehmen. Gerade wenn die künstlerischen Niveaus sehr ähnlich sind, hängt das Gewinnen oder nicht gewinnen auch von zufälligen Elementen, von spontanen Stimmungen oder der Platzierung im Line-up ab. Wichtiger als das Gewinnen ist für Musiker oft der Austausch mit anderen guten Musiker:innen aus anderen Städten. Daraus ergeben sich oft weitere Auftrittsmöglichkeiten.

Das ITF hat Charme und ist ein Ort der den multikulturellen Aspekt von Frankfurt besonders verkörpert

Vielleicht ein Wort zur den Künstler-Auswahl für den Neustart ...
Wie immer ist es eine Mischung aus Anfragen, die wir bekommen und einer direkten Ansprache von Künstler:innen durch uns. Die Frankfurterin Tigisti Ghebretinsae (Foto) mit ihrem souligen Gänsehaut-Folk und der Mannheimer Multikünstler Jakob Mayer mit seinem tanzbaren Trash-Elektro-Sound von Casioorgel, Beatbox und Loopstation gehören schon seit Jahren zu den beliebtesten Künstlern unserer Szene, haben mehrfach Songs Slams gewonnen und zeigen auch die ganze Bandbreite der Möglichkeiten. Das Ukulele-Gitarre-Duo Nickelson spielt augenzwinkernd und entspannt-ironisch „Protestsongs“. Ganz neu bei uns sind Claudia Seng, die eine klassische Jazz-Gesangsausbildung hat und Benni Imhof, mit witzigen und dynamischen, gesellschaftskritischen Songs.

Wie kam es zur Zusammenarbeit mit dem ITF?

Mein Autorenkollege Hans-Jürgen Lenhart hat mich auf die Idee gebracht. Ursprünglich habe ich einen Ort für Lyrikveranstaltungen während der Buchmesse gesucht und hab mich sofort in diese Location verliebt. Das ITF hat Charme und ist ein Ort der den multikulturellen Aspekt von Frankfurt besonders verkörpert. Das passt zu unserem Song Slam, an dem sich Musiker:innen aller Kulturen und aller Sprachen beteiligen können.
Info

Song Slam Frankfurt, Ffm, Internationales Theater Frankfurt, 28.9., 20 Uhr, Eintritt: 16,40 Euro
 
Fotogalerie:
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21. September 2023, 15.01 Uhr
Detlef Kinsler
 
Detlef Kinsler
Weil sein Hobby schon früh zum Beruf wurde, ist Fotografieren eine weitere Leidenschaft des Journal-Frankfurt-Musikredakteurs, der außerdem regelmäßig über Frauenfußball schreibt. – Mehr von Detlef Kinsler >>
 
 
 
 
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