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Stadtgeschichte
Studie zum Neuen Frankfurt erschienen
In der Reihe „Studien zur Frankfurter Geschichte“ ist ein weiterer Band zum Neuen Frankfurt erschienen. Der Historiker C. Julius Reinsberg untersuchte Exil und Rückkehr von einer Protagonistin und drei Protagonisten des Frankfurter Stadtplanungsprogramms.
Das Neue Frankfurt, das nicht nur im Wohnungsbau in den 1920er Jahren neue Akzente setzte, ist einmal mehr Thema einer nun erschienenen Studie: In der bereits 2017 vorgelegten Studie beschäftigt sich der Historiker C. Julius Reinsberg mit der Migration und Rückkehr von drei Protagonisten und einer Protagonistin des Neuen Frankfurt. Unter dem Titel „Das Neue Frankfurt: Exil und Remigration. Eine Großstadtutopie als kulturelles Transfergut“ verfolgt Reinsberg das berufliche Wirken der Architekten Martin Elsaesser, Ferdinand Kramer und Ernst May sowie der Architektin Margarete Schütte-Lihotzky.
Reinsbergs Arbeit gliedert sich in drei Teile: Im ersten Teil zeigt er das Schaffen der Protagonisten und der Protagonistin bis zur nationalsozialistischen Machtergreifung, durch die dem modernen Städtebau im Stile des Neuen Frankfurts ein Ende gesetzt wurde. Der Autor verfolgt im zweiten Teil die Lebenswege der Protagonisten und Protagonistin ins Ausland: Ernst May und Margarete Schütte-Lihotzky waren bereits 1930 in die Sowjetunion ausgewandert, um am dortigen Städtebau mitzuwirken. Dies habe gezeigt, dass die demokratische Staatsform der Weimarer Republik kein Teil des Wissenstransfers der Expertenkultur des Neuen Frankfurt gewesen sei, „sondern sich die Baukultur des Neuen Frankfurt auch mit totalitären Staatsformen kombinierbar zeigte“, erklärt C. Julius Reinsberg als ein zentrales Ergebnis seiner Studie. Schütte-Lihotzky ging 1938 in die Türkei, bevor sie nach Wien zurückkehrte, wo sie wegen ihrer Beteiligung am Widerstand gegen die Nationalsozialisten 1941 verhaftet wurde. Bis 1945 blieb sie in Gefangenschaft im Zuchthaus in Aichach/ Bayern. Ernst May hatte die Sowjetunion bereits 1934 verlassen und war nach Ostafrika ausgewandert, wo er sich nach kurzzeitigem Rückzug wieder Architekturprojekten widmete. Ferdinand Kramer ging 1938 in die USA, wo er als Architekt und Produktdesigner tätig war. Martin Elsaesser blieb in Deutschland, erhielt von den Nazis aber keine Aufträge mehr. Im dritten Teil seiner Studie beschäftigt sich Reinsberg mit der Rückkehr der Architekten und der Architektin. Ferdinand Kramer kehrte 1952 nach Deutschland zurück und baute unter anderem für die Goethe-Universität am Campus Bockenheim zahlreiche Gebäude. Ernst May kehrte 1954 zurück und arbeitete für die Wohnbaugesellschaft „Neue Heimat“. Er entwarf unter anderem die Großbausiedlung Darmstadt-Kranichstein. Martin Elsaesser dozierte nach dem Krieg an der Technischen Hochschule München. Margarete Schütte-Lihotzky kehrte nach Österreich zurück. Sie konnte weder in der DDR, noch in der Bundesrepublik beruflich richtig Fuß fassen.
„Die Studie zeigt die Konstanz und Dynamik einer Frankfurter Bauutopie über mehrere Jahrzehnte und über Ländergrenzen und Kontinente hinweg. Sie leistet damit nicht nur einen Beitrag zur Geschichte des Neuen Frankfurt, das bis heute das Stadtbild prägt, sondern auch zu Prozessen des Kulturtransfers, zur Geschichte von Exil und Migration“, fasst Kulturdezernentin Ina Hartwig (SPD) die Studie Rheinsbergs im Rahmen der Buchvorstellung im Institut für Stadtgeschichte zusammen. Die Studie erschien als Band 67 der Reihe „Studien zur Frankfurter Geschichte“ im Societäts-Verlag. Sie ist für 30 Euro im Buchhandel oder im Institut für Stadtgeschichte erhältlich.
Reinsbergs Arbeit gliedert sich in drei Teile: Im ersten Teil zeigt er das Schaffen der Protagonisten und der Protagonistin bis zur nationalsozialistischen Machtergreifung, durch die dem modernen Städtebau im Stile des Neuen Frankfurts ein Ende gesetzt wurde. Der Autor verfolgt im zweiten Teil die Lebenswege der Protagonisten und Protagonistin ins Ausland: Ernst May und Margarete Schütte-Lihotzky waren bereits 1930 in die Sowjetunion ausgewandert, um am dortigen Städtebau mitzuwirken. Dies habe gezeigt, dass die demokratische Staatsform der Weimarer Republik kein Teil des Wissenstransfers der Expertenkultur des Neuen Frankfurt gewesen sei, „sondern sich die Baukultur des Neuen Frankfurt auch mit totalitären Staatsformen kombinierbar zeigte“, erklärt C. Julius Reinsberg als ein zentrales Ergebnis seiner Studie. Schütte-Lihotzky ging 1938 in die Türkei, bevor sie nach Wien zurückkehrte, wo sie wegen ihrer Beteiligung am Widerstand gegen die Nationalsozialisten 1941 verhaftet wurde. Bis 1945 blieb sie in Gefangenschaft im Zuchthaus in Aichach/ Bayern. Ernst May hatte die Sowjetunion bereits 1934 verlassen und war nach Ostafrika ausgewandert, wo er sich nach kurzzeitigem Rückzug wieder Architekturprojekten widmete. Ferdinand Kramer ging 1938 in die USA, wo er als Architekt und Produktdesigner tätig war. Martin Elsaesser blieb in Deutschland, erhielt von den Nazis aber keine Aufträge mehr. Im dritten Teil seiner Studie beschäftigt sich Reinsberg mit der Rückkehr der Architekten und der Architektin. Ferdinand Kramer kehrte 1952 nach Deutschland zurück und baute unter anderem für die Goethe-Universität am Campus Bockenheim zahlreiche Gebäude. Ernst May kehrte 1954 zurück und arbeitete für die Wohnbaugesellschaft „Neue Heimat“. Er entwarf unter anderem die Großbausiedlung Darmstadt-Kranichstein. Martin Elsaesser dozierte nach dem Krieg an der Technischen Hochschule München. Margarete Schütte-Lihotzky kehrte nach Österreich zurück. Sie konnte weder in der DDR, noch in der Bundesrepublik beruflich richtig Fuß fassen.
„Die Studie zeigt die Konstanz und Dynamik einer Frankfurter Bauutopie über mehrere Jahrzehnte und über Ländergrenzen und Kontinente hinweg. Sie leistet damit nicht nur einen Beitrag zur Geschichte des Neuen Frankfurt, das bis heute das Stadtbild prägt, sondern auch zu Prozessen des Kulturtransfers, zur Geschichte von Exil und Migration“, fasst Kulturdezernentin Ina Hartwig (SPD) die Studie Rheinsbergs im Rahmen der Buchvorstellung im Institut für Stadtgeschichte zusammen. Die Studie erschien als Band 67 der Reihe „Studien zur Frankfurter Geschichte“ im Societäts-Verlag. Sie ist für 30 Euro im Buchhandel oder im Institut für Stadtgeschichte erhältlich.
23. Januar 2020, 12.02 Uhr
ffm/ nre
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