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Spannendes aus Frankfurt
Von der grausigen Realität und menschlichen Abgründen
Der Frankfurter Autor Udo Scheu verarbeitet seine Berufserfahrung als ehemaliger Leiter der Staatsanwaltschaft und früherer Präsident der hessischen Landespolizei zu Krimis. Sein neuester: "Lupenrein"
JOURNAL FRANKFURT: Als ehemaliger Leiter der Staatsanwaltschaft Frankfurt und früherer Präsident der Hessischen Landespolizei haben Sie sicher schon von viel kriminellem Elend gehört. Wieso schreiben Sie Krimis und beschäftigen sich quasi nebenberuflich mit menschlichen Abgründen?
Udo Scheu: Krimis zu schreiben heißt, sich mit der Vielfalt gesellschaftlicher Abnormitäten zu befassen. Auch wenn wir uns am liebsten in einer heilen Welt bewegen, werden wir täglich von den Nachrichten mit einer anderen Lebenswirklichkeit konfrontiert. Diese menschlichen Abgründe verstehen zu lehren und zu lernen ist ein Anliegen meiner Bücher. Wir Menschen müssen wissen, was alles möglich ist, um uns vernünftig darauf einrichten und schützen zu können.
Was unterscheidet Ihre Krimis von denen anderen Frankfurter Autoren?
Meine Krimis sind authentisch. Sie folgen nicht dem häufigen Muster, dass man schreiben darf, was nur irgendwie beim Leser Spannung erzeugt. Die Arbeit der Staatsanwaltschaft und Polizei miteinander und untereinander kann auch dann spannend sein, wenn die Abläufe ohne Übertreibungen und Fehler geschildert werden (z.B. der ewig Überkluge Untergebene und der inferiore Vorgesetzte oder die zahlreichen Übertretungen von Verboten durch die Kripobeamten).
In „Lupenrein“ wird eine Leiche grausam im Filmmuseum zurichtet. Wie kommen Sie auf die Ideen für Ihre Werke?
Die (teilweise) grausamen Ideen in meinen Romanen sind meinen Berufserfahrungen entnommen. Alle Geschichten haben sich so oder so ähnlich auch in Wirklichkeit ereignet.
Wieviel Realität steckt in Ihren Büchern? Verewigen Sie da auch mal
Personen?
Die von mir erfundenen Geschichten greifen alle auf tatsächliche Ereignisse zurück, die ich mit Fantasie verändere und umgestalte. Der Kern ist aber immer irgendwann so geschehen. Natürlich gibt es auch bei den von mir erfundenen Personen Anleihen bei existierenden Menschen.
Lesen Sie selber gerne Krimis und wenn ja, welche?
Ja. Ich lese zum Beispiel Andreas Franz oder Henning Mankell. Am liebsten mag ich allerdings Dashiel Hammett.
Wie realisistisch sind Fernsehkrimis und welche schauen Sie sich gerne an?
Gelegentlich schaue ich mir auch Krimis im Fernsehen an. Ich halte sie allerdings nicht immer für überzeugend. Es wird viel übertrieben und von der Darstellung der tatsächlichen Ermittlungsarbeit abgewichen. Am meisten stört es mich, wenn die Aufklärung durch irgendwelche ungesetzlichen Vorgehensweisen erzwungen wird. Das kommt leider häufig vor (prügelnde Beamte, heimliche Durchsicht von Steuerunterlagen, bedrohte Zeugen usw...).
Frankfurt wird wegen der Statistik oft als Hauptstadt des Verbrechens bezeichnet. Offenbar inspiriert die Stadt auch zum Schreiben. Welche Orte inspirieren Sie?
Es ist Unsinn, das Frankfurt die "Hauptstadt des Verbrechens" ist. Die Stadt ist nicht gefährlicher als die meisten anderen deutschen Städte. Sie verdoppelt allerdings wegen des Flughafens täglich ihre Einwohnerzahl. Dabei reisen nicht nur gesetzestreue Menschen ein.
Am meisten liebe ich in Frankfurt die vielen Treffpunkte von Menschen, um miteinander zu sitzen und zu plaudern, also Cafés, Kneipen, große Plätze, das Mainufer usw.
Wie erklären Sie sich, dass Lokalkrimis derzeit so boomen?
Lokalkrimis lassen die Menschen im Roman mitleben. Die Leser folgen den beschriebenen Orten und freuen sich, wenn sie die Plätze wiedererkennen. Sie sind dann praktisch Teil des Romans selbst.
Warum lesen Menschen so gerne Krimis?
Menschen lesen gerne Krimis, weil Krimis das Unbekannte in der menschlichen Fantasie und in den menschlichen Urängsten ansprechen. Insbesondere die Auseinandersetzung mit dem Tod und seinen vielfältigen Erscheinungsformen fasziniert die Leser. Was wir am meisten verdrängen und wovor wir am meisten Angst haben, macht uns zugleich am meisten neugierig.
Arbeiten Sie schon an einem neuen Werk? Und wenn ja, worauf dürfen wir
uns freuen?
Natürlich arbeite ich an einem neuen Roman, Ich glaube, er wird noch spannender werden als die bisherigen. Als Erscheinungsjahr peile ich 2013 an.
Mehr über Krimis aus Frankfurt erfahren Sie im aktuellen JOURNAL FRANKFURT. Dieser Artikel ist Teil unseres Online-Spezials TatortFFM
Udo Scheu: Krimis zu schreiben heißt, sich mit der Vielfalt gesellschaftlicher Abnormitäten zu befassen. Auch wenn wir uns am liebsten in einer heilen Welt bewegen, werden wir täglich von den Nachrichten mit einer anderen Lebenswirklichkeit konfrontiert. Diese menschlichen Abgründe verstehen zu lehren und zu lernen ist ein Anliegen meiner Bücher. Wir Menschen müssen wissen, was alles möglich ist, um uns vernünftig darauf einrichten und schützen zu können.
Was unterscheidet Ihre Krimis von denen anderen Frankfurter Autoren?
Meine Krimis sind authentisch. Sie folgen nicht dem häufigen Muster, dass man schreiben darf, was nur irgendwie beim Leser Spannung erzeugt. Die Arbeit der Staatsanwaltschaft und Polizei miteinander und untereinander kann auch dann spannend sein, wenn die Abläufe ohne Übertreibungen und Fehler geschildert werden (z.B. der ewig Überkluge Untergebene und der inferiore Vorgesetzte oder die zahlreichen Übertretungen von Verboten durch die Kripobeamten).
In „Lupenrein“ wird eine Leiche grausam im Filmmuseum zurichtet. Wie kommen Sie auf die Ideen für Ihre Werke?
Die (teilweise) grausamen Ideen in meinen Romanen sind meinen Berufserfahrungen entnommen. Alle Geschichten haben sich so oder so ähnlich auch in Wirklichkeit ereignet.
Wieviel Realität steckt in Ihren Büchern? Verewigen Sie da auch mal
Personen?
Die von mir erfundenen Geschichten greifen alle auf tatsächliche Ereignisse zurück, die ich mit Fantasie verändere und umgestalte. Der Kern ist aber immer irgendwann so geschehen. Natürlich gibt es auch bei den von mir erfundenen Personen Anleihen bei existierenden Menschen.
Lesen Sie selber gerne Krimis und wenn ja, welche?
Ja. Ich lese zum Beispiel Andreas Franz oder Henning Mankell. Am liebsten mag ich allerdings Dashiel Hammett.
Wie realisistisch sind Fernsehkrimis und welche schauen Sie sich gerne an?
Gelegentlich schaue ich mir auch Krimis im Fernsehen an. Ich halte sie allerdings nicht immer für überzeugend. Es wird viel übertrieben und von der Darstellung der tatsächlichen Ermittlungsarbeit abgewichen. Am meisten stört es mich, wenn die Aufklärung durch irgendwelche ungesetzlichen Vorgehensweisen erzwungen wird. Das kommt leider häufig vor (prügelnde Beamte, heimliche Durchsicht von Steuerunterlagen, bedrohte Zeugen usw...).
Frankfurt wird wegen der Statistik oft als Hauptstadt des Verbrechens bezeichnet. Offenbar inspiriert die Stadt auch zum Schreiben. Welche Orte inspirieren Sie?
Es ist Unsinn, das Frankfurt die "Hauptstadt des Verbrechens" ist. Die Stadt ist nicht gefährlicher als die meisten anderen deutschen Städte. Sie verdoppelt allerdings wegen des Flughafens täglich ihre Einwohnerzahl. Dabei reisen nicht nur gesetzestreue Menschen ein.
Am meisten liebe ich in Frankfurt die vielen Treffpunkte von Menschen, um miteinander zu sitzen und zu plaudern, also Cafés, Kneipen, große Plätze, das Mainufer usw.
Wie erklären Sie sich, dass Lokalkrimis derzeit so boomen?
Lokalkrimis lassen die Menschen im Roman mitleben. Die Leser folgen den beschriebenen Orten und freuen sich, wenn sie die Plätze wiedererkennen. Sie sind dann praktisch Teil des Romans selbst.
Warum lesen Menschen so gerne Krimis?
Menschen lesen gerne Krimis, weil Krimis das Unbekannte in der menschlichen Fantasie und in den menschlichen Urängsten ansprechen. Insbesondere die Auseinandersetzung mit dem Tod und seinen vielfältigen Erscheinungsformen fasziniert die Leser. Was wir am meisten verdrängen und wovor wir am meisten Angst haben, macht uns zugleich am meisten neugierig.
Arbeiten Sie schon an einem neuen Werk? Und wenn ja, worauf dürfen wir
uns freuen?
Natürlich arbeite ich an einem neuen Roman, Ich glaube, er wird noch spannender werden als die bisherigen. Als Erscheinungsjahr peile ich 2013 an.
Mehr über Krimis aus Frankfurt erfahren Sie im aktuellen JOURNAL FRANKFURT. Dieser Artikel ist Teil unseres Online-Spezials TatortFFM
2. April 2012, 10.31 Uhr
Die Fragen stellte Nicole Brevoord
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