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Schirn Kunsthalle: Hannah Ryggen

Weben, was bewegt

Einen gewebten politischen Aktivismus könnte man das nennen, was die schwedisch-norwegische Künstlerin Hannah Ryggen zu ihren Lebzeiten geschaffen hat. Ihre großformatigen Wandteppiche sind nun in der Schirn Kunsthalle zu sehen.
Was für eine Frau mag Hannah Ryggen nur gewesen sein? Zusammen mit ihrem Mann Hans lebte sie auf einem kleinen autarken Bauernhof an der Westküste Norwegens – ohne fließendes Wasser und ohne Strom, dafür aber die Welt im Blick: Ryggen lebte keineswegs abgeschottet. Von dem Bauernhof aus, schuf sie Wandteppiche mit starken politischen Botschaften, in denen sie weltweite Probleme und Ereignisse aufgreift und erstmalig zeigt, dass Wandteppiche mehr sein können als nur Dekoration. Anlässlich des Ehrengastauftritts Norwegens auf der Frankfurter Buchmesse widmet die Schirn Kunsthalle der schwedisch-norwegischen Künstlerin in „Hannah Ryggen – Gewebte Manifeste“ bis zum 12. Januar eine Retrospektive.




© Schirn Kunsthalle Frankfurt, 2019, Foto: Norbert Miguletz

Unweigerlich fällt der Blick zuerst auf „Blut im Gras“, in dem sie den Vietnamkrieg anprangert. Das Blut durchzieht die üppige vietnamesische Landschaft in grellem rot. In zwei blauen Bändern erscheinen die auf das kommunistische Nordvietnam abgefeuerten Raketen, dahinter der ehemalige US-amerikanische Präsident Lyndon B. Johnson. Im März 1966 schrieb Ryggen: „Ich kann diesen miserablen Präsidenten in Lincolns Land der Freiheit nicht begreifen. Aber die meisten hier stehen auf seiner Seite, weil sie glauben, dass die USA sie vor dem Kommunismus schützen. Ja – die Welt ist nicht besser geworden als früher“

Auch Ryggen selbst hat die Auswirkungen des Krieges miterlebt. In „Grini“ verarbeitet sie die Inhaftierung ihres Mannes Hans durch die Nationalsozialisten. Das Werk zeigt Hans Ryggen in Häftlingskleidung mit aufgedruckter Nummer, während er Warnschilder für Minenfelder malt. Wie in einem Traum naht Tochter Mona von links auf einem Pferd zur Rettung heran. Viele der Köpfe des Faschismus und Nationalsozialismus der 1930er/40er Jahre findet man auf Ryggens Wandteppichen wieder. Hitler taucht als schwebendes Unheil in „6. Oktober 1942“ auf, Goebbels und Göring finden sich in dem düsteren Werk „Tod der Träume“, das eine Welt unter nationalsozialistischer Gewaltherrschaft zeigt, wieder und Mussolini bekommt von einem äthiopischen Freiheitskämpfer einen Pfeil durch den Kopf geschossen.

Den Abschluss sowie den Höhepunkt der Ausstellung bildet Ryggens größtes und zugleich bekanntestes Werk: „Wir leben auf einem Stern“, das bis Juli im Eingangsbereich des Regierungshochhauses in Oslo hing. Am 22. Juli 2011 zündete Anders Behring Breivik eine Autobombe vor jenem Gebäude, bevor er auf der Insel Utoya 69 Menschen erschoss. Der Wandteppich wurde an der unteren rechten Ecke beschädigt und behält bis heute eine Narbe an jener Stelle – eine Narbe, die zeigt, dass solche Angriffe auf die Demokratie zwar Spuren hinterlassen, sie aber nicht zerstören können.




Hannah Ryggens „Wir leben auf einem Stern“ © H. Ryggen, VG Bild- Kunst, Bonn 2019, Foto: Thor Nielsen
 
Fotogalerie:
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26. September 2019, 13.30 Uhr
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