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Schauspiel Frankfurt: Andorra
Wie wird jemand zum Außenseiter?
„Andorra“ des Schweizer Autors Max Frisch greift die Strukturen des Antisemitismus und die Frage nach der Schuld der Mitläufer auf. Eine Stück über Identität, inszeniert von David Bösch im Schauspiel Frankfurt.
„Seit ich höre, hat man mir gesagt, ich sei anders, und ich habe geachtet darauf, ob's so ist, wie sie sagen. Und es ist so. Ich bin anders.“ Welchen Einfluss hat das Bild der anderen auf die eigene Identität? Max Frisch behandelt in „Andorra“ am Beispiel des Antisemitismus die Auswirkung von Vorurteilen, die Schuld der Mitläufer und die Frage nach der Identität eines Menschen gegenüber dem Bild, das sich andere von ihm machen.
Im fiktiven Kleinstaat Andorra lebt Andri (Nils Kreutinger), der Pflegesohn des Lehrers (Michael Schütz). Der Lehrer gibt Andri als von ihm gerettetes Judenkind aus, das er vor den „Schwarzen“ gerettet habe, einem Nachbarvolk der Andorraner, welches Juden verfolgt und tötet. Doch die Andorraner sind ein patriotisches Volk und Andri schlagen massive antisemitische Vorurteil entgegen: So ist der Tischlermeister (Peter Schröder) davon überzeugt, dass Andri das Handwerk „nicht im Blut“ habe und setzt ihn im Verkauf ein.
Wer kein Jude sei, habe nichts zu befürchten, sagen „die Schwarzen“ als sie schließlich in Andorra einmarschieren. Andri, das erfährt er im Laufe des Stücks, ist kein Jude. Doch er kann und will dies nicht annehmen, längst identifiziert er sich mit den Zuschreibungen der anderen. Auch der ihm wohlgesonnene Pater (Sebastian Reiß) kann ihn nicht überzeugen. Erdrückend wirkt währenddessen das riesige schwarze Kreuz über der Bühne, durch das Andri am Ende nach Erlösung sucht. Schuldig fühlt sich von den Andorranern letztendlich niemand. Sie alle führen Gründe für ihr geschehen lassen an. Daran kann auch Andris anklagende Halbschwester Barblin (Sarah Grunert) nichts ändern.
Das Schauspiel Frankfurt setzt den Schwerpunkt der Spielzeit 2020/2021 auf die Auseinandersetzung mit den Themen Antisemitismus und Rassismus. Antisemitismus ist auch knapp 60 Jahre nach Erstaufführung im Schauspielhaus Zürich immer noch ein aktuelles Problem, doch die Aktualisierung in David Böschs Inszenierung findet nicht auf der Bühne, sondern im Kopf der Zuschauerinnen und Zuschauer statt.
Im fiktiven Kleinstaat Andorra lebt Andri (Nils Kreutinger), der Pflegesohn des Lehrers (Michael Schütz). Der Lehrer gibt Andri als von ihm gerettetes Judenkind aus, das er vor den „Schwarzen“ gerettet habe, einem Nachbarvolk der Andorraner, welches Juden verfolgt und tötet. Doch die Andorraner sind ein patriotisches Volk und Andri schlagen massive antisemitische Vorurteil entgegen: So ist der Tischlermeister (Peter Schröder) davon überzeugt, dass Andri das Handwerk „nicht im Blut“ habe und setzt ihn im Verkauf ein.
Wer kein Jude sei, habe nichts zu befürchten, sagen „die Schwarzen“ als sie schließlich in Andorra einmarschieren. Andri, das erfährt er im Laufe des Stücks, ist kein Jude. Doch er kann und will dies nicht annehmen, längst identifiziert er sich mit den Zuschreibungen der anderen. Auch der ihm wohlgesonnene Pater (Sebastian Reiß) kann ihn nicht überzeugen. Erdrückend wirkt währenddessen das riesige schwarze Kreuz über der Bühne, durch das Andri am Ende nach Erlösung sucht. Schuldig fühlt sich von den Andorranern letztendlich niemand. Sie alle führen Gründe für ihr geschehen lassen an. Daran kann auch Andris anklagende Halbschwester Barblin (Sarah Grunert) nichts ändern.
Das Schauspiel Frankfurt setzt den Schwerpunkt der Spielzeit 2020/2021 auf die Auseinandersetzung mit den Themen Antisemitismus und Rassismus. Antisemitismus ist auch knapp 60 Jahre nach Erstaufführung im Schauspielhaus Zürich immer noch ein aktuelles Problem, doch die Aktualisierung in David Böschs Inszenierung findet nicht auf der Bühne, sondern im Kopf der Zuschauerinnen und Zuschauer statt.
21. Oktober 2020, 13.18 Uhr
Elena Zompi
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