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Romie freuen sich auf Live-Konzerte

Gerne wieder eng beieinander stehen

Am Sonntag sind Romie beim „LOKAL Listener On The Road“ digital beim Gesprächskonzert von Gregor Praml zu erleben. Dann stehen endlich auch wieder Livekonzerte für Jule Heidmann und Paula Stenger an, erzählt das Duo dem JOURNAL FRANKFURT.
JOURNAL FRANKFURT: Ganz oft war zu lesen, dass man Corona aller Bedrohlichkeit zum Trotz auch Positives abgewinnen könne. Stichworte wie Entschleunigung fielen, ein Plus an Solidarität schien möglich. Wie habt ihr persönlich den Beginn des Shutdowns erlebt?
Jule Heidmann: Es ist schwierig alle Gefühle, die diese außergewöhnliche Situation mit sich gebracht hat, in wenigen Worten zusammen zu fassen. Für mich war es so, als hätte Momo (aus Michael Endes großartigem Kinderbuch) die Grauen Herren besiegt und uns so unmerklich unsere Zeit zurückgegeben, beziehungsweise geschenkt. Ich habe so viel durchgeatmet wie noch nie. Von zwei Nebenjobs und unzähligen musikbezogenen Terminen ging es über Nacht für mich auf Null. Ich bin aufgewacht und hatte keine Arbeit mehr. Es war wie ein kleines Märchen, was sich abgespielt hat und ich war frei und ungebunden. Ich bin natürlich extrem privilegiert, habe ein Haus, in das ich mich zurückziehen konnte in dieser Zeit, und Technologie, um am Ball zu bleiben und so viele Interessen, dass ich nicht Mal auf die Idee komme, Langweile aufkommen zu lassen. So habe ich während des Lockdowns beispielsweise angefangen ein neues Instrument zu lernen.
Paula Stenger:Wie alles in diesem Leben, hatte auch der Lockdown für mich zwei Seiten. Zum einen hat es sich für mich als Musikerin, die immer und ständig „on the road“ war, wie eine lang ersehnte Pause angefühlt. Endlich hat diese schnelllebige Welt mal einen Gang zurückgeschaltet und alles wurde entschleunigt. Ich hatte plötzlich endlich die Zeit meine kreativen Visionen umzusetzen, für die vor dem Lockdown meist zu wenig Zeit und Muse geblieben waren. Zudem hatten Jule und ich nun die Zeit, um unserem Debütalbum einen würdigen Release zu verschaffen.

Sich selbst mit der Situation auseinanderzusetzen, ist das eine, zudem wird man ja oft auch von Dritten auf Corona und die Folgen angesprochen. Nach dem Motto: Jetzt hast du als Musiker ja ein ganz aktuelles Thema.
Heidmann: Ja, der einzige Druck kam tatsächlich von außen durch Sätze wie: „Oh wie toll das sein muss in dieser Zeit Liedermacher zu sein. Du kannst ja jetzt ganz viele Songs schreiben.“ Dieses kreative Schaffen blieb bei mir gänzlich aus. Die weltpolitische Lage und das Leiden vieler, was mich so vereinnahmt, vereitelt bislang noch eine künstlerische Auseinandersetzung mit dem Ganzen.

Der Rückzug auf sich selbst hat für kreative Geister sicher seine Grenzen.
Stenger: Genau. Auf der anderen Seite der Medaille bedeutete der Lockdown für uns natürlich keine Konzerte sowie erstmal auch keine Proben. Nach spätestens einem Monat habe ich genau das sehr vermisst und mir wurde bewusst, wie viel mir das Musik machen mit Jule und auch anderen bedeutet. Das Musik machen, das Reisen, die Roadtrips, die Abenteuer, neue Leute treffen. Für unsere Bandkasse war der Lockdown natürlich ein harter Schlag. Alle Konzerte wurden abgesagt oder auf 2021 verschoben. Für uns als selbstständige Musikerinnen fiel damit ein großer Anteil an wichtigen Einnahmen weg, die wir als Investition für unseren Album-Release benötigten. Aber Not macht erfinderisch und irgendwie geht es immer weiter. Wir beantragten Soforthilfe, bei der derzeit noch aussteht, ob wir sie bekommen. Zum Glück haben wir wundervolle Fans und Supporter, die uns immer wieder fragten, wie sie uns finanziell zur Seite stehen können. Wir lassen uns von dieser Krise nicht unterkriegen.

Alle entdeckten plötzlich das Internet als Plattform für Online-Streams als Ersatz für Livekonzerte.
Heidmann: Auf Konzerte via Instagram o.ä. hatten wir einfach keine Lust. Wir wollten vorerst die Füße still halten, uns um uns selbst und alle liegengebliebenen Band-Angelegenheiten, zum Beispiel das Gemälde für das Cover unserer Platte kümmern und erst mal nichts übers Knie brechen. Vor allem nicht mit schlechter Technik.

Also Warten auf erleichterte Bedingungen und die Hoffnung, wieder richtige Konzerte spielen zu können nicht aufgeben?
Heidmann: Jetzt sieht alles etwas anders aus. Wir haben wieder Live-Auftritte im Weingut Bacharach am 4.Juli, beim Bett Festival am 26. Juli und in der Centralstation Darmstadt am 19. August und sogar eine Film-Aufzeichnung für den „Local Listener on the Road“, Ausstrahlung am 5. Juli und einen Live-Stream für alle von weiter weg – in einem richtigen Tonstudio mit tollem Sound für uns und unsere Hammerband aus dem Studio 8 am 16. Juli.
Stenger: Erfreulicherweise stehen jetzt wieder sehr coole Konzerte an. In diesem Fall ist es ganz praktisch zu den noch eher kleineren und unbekannteren Bands zu gehören, da ja derzeit nur Konzerte für bis zu 100 Personen erlaubt sind. Wir freuen uns riesig, endlich wieder unsere Musik vor Menschen spielen zu können. Wie gesagt: Diese ganzen Online-Streaming-Konzerte mit schlechter Qualität waren nicht so unser Ding. Ob in einer kleinen Weinbar in Bacharach oder in der Centralstation Darmstadt -– es ist sehr aufregend für uns dass es endlich wieder los geht.
Heidmann: Endlich wieder spielen! Aber bitte nicht länger als nötig unter diesen Umständen. Wir wollen eng miteinander stehen, diese Live-Erfahrung nicht auf Abstand haben. Let's hope for the best. Für alle in dieser Industrie.


Konzerttermine:
LLOTR – LOKAL Listener on the Road mit Romie, Livestream aus dem Lindley Lindenberg, 5.7., 11 Uhr

KOMMunikationsfabrikfestival, auf dem Gelände der Kommunikationsfabrik, Schmidtsraße 12, 26.7., Eintritt frei

Luft & Liebe, Dreieich, Parkterrasse am Bürgerhaus, 1.8., 20:15 Uhr, Eintritt: 15,–

Von 0 auf 100, Darmstadt, Centralstation, 19.8., 19:30 Uhr, Eintritt: 10,–
 
Fotogalerie:
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1. Juli 2020, 13.44 Uhr
Detlef Kinsler
 
Detlef Kinsler
Weil sein Hobby schon früh zum Beruf wurde, ist Fotografieren eine weitere Leidenschaft des Journal-Frankfurt-Musikredakteurs, der außerdem regelmäßig über Frauenfußball schreibt. – Mehr von Detlef Kinsler >>
 
 
 
 
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