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Riviera Festival für Pop- und Clubkultur
Am Zahn der Zeit
Am Wochenende verwandelt sich Offenbach am Main in die Riviera. Ob zu Fuß, per Bus oder mit dem Shuttleboot – alle Locations beim „Riviera Festival für Pop- und Clubkultur“ liegen am Fluss und sind leicht zu erreichen.
Die Riviera. Sehnsuchtsort der Deutschen in den Sechzigerjahren, als man sich im Käfer auf den Weg über den Brenner machte, um die italienische Küstenlinie am Ligurischen Meer zu bereisen. Auf der Suche nach Sonne, Strand und Meer, Kunst, Kultur und Dolce Vita. Das süße Leben beschworen nicht zuletzt die Wirtschaftswunder-Schlager. Catarina Valente und Peter Alexander schmachteten: „Komm‘ ein bißchen mit nach Italien“. Um dem Fernweh auch daheim frönen zu können, wurde der Main schon öfters mal zum Meer erklärt. Seit vergangenem Jahr wird die Offenbacher Uferlinie zwischen Robert Johnson und Hafen 2 bis zu den Parkside Studios drei Kilometer flussaufwärts für zwei Abende zur Riviera. „Natürlich lehnen wir uns mit dem Begriff weit hinaus übers Wasser“, lacht Sabine-Lydia Schmidt vom Amt für Kulturmanagement der Stadt Offenbach am Main. „Man muss nur daran glauben, dann muss es kein Sandstrand sein.“ Mit ein wenig Fantasie genügen da die grünen Mainwiesen.
Der Impuls für ein Festival für Pop- und Clubkultur ging von der Stadt aus. Schmidt, seit Ende 2016 Kulturreferentin im Amt von Ralph Philipp Ziegler, kommt aus der freien Szene. „Ich habe Indie-Konzerte veranstaltet, auch an der HfG Offenbach studiert und wollte all die Orte, die ich besucht habe, und alle Akteure, auch Labels, DJs, freie Kulturschaffende sowie Kulturzentren, die institutionell verankert sind, zusammenfügen, um an einem Wochenende mal etwas gemeinsam zu machen“, erzählt Schmidt. Dass diese „Standortvernetzung“ für die Besucher problemlos funktioniert, liegt daran, dass – mit Ausnahme der fußläufig im Nordend erreichbaren Akademie für interdisziplinäre Prozesse (afip) – alle Anlaufstellen wie auf einer Perlenkette aufgereiht am Fluss liegen. „Unsere Veranstaltungsorte sind alle gut erreichbar, individuell und besonders“, wirbt Ziegler für deren Attraktivität. Über 20 Konzerte und DJ-Sets in acht verschiedenen Konzert- und Kulturorten stehen auf dem Plan. Der Festivalpass für beide Tage kostet 42 Euro. An drei Orten, so am Waggong am Kulturgleis, ist der Eintritt frei.
„Der Hafengarten auf halber Strecke ist ein toller, offener Kommunikationsort, da wird Bier verkauft, gibt es ein Lagerfeuer und vielleicht eine kleine Boombox, wo ein paar Offenbacher Jungs Reggae spielen“, schwärmt Schmidt von diesem Freiraum. „Dort hält auch unser Shuttleboot, die Gabi, eine kleine Hafendschunke, die unsere Gäste bis zur Kapelle der HfG bringt.“ Zudem gibt es einen Bus der OVB, der vom Hafen 2 aus Richtung Osten fährt. Am Zahn der Zeit zu agieren, ist der Anspruch, das Angebot bewusst „edgy“ ausgewählt. Denn was die Musik beim Riviera Festival betrifft, erleben wir da zwei Wochen nach dem Museumsuferfest in Frankfurt ein echtes Kontrastprogramm. Kein Mainstream, keine Coverbands, dafür Eckiges, Kantiges. Edgy heißt aber auch ausgefallen, exzentrisch, hochkarätig.
Das Line-Up mit vorwiegend jüngeren Musikerinnen und Musikern möchte auch ein Statement für stilistische Vielfalt sein. „Mit Brandt Brauer Frick haben wir eine Hausnummer dabei, aber mit P.A. Hülsenbeck auch einen absoluten Newcomer“, setzt Schmidt zwei Marken. Lasse Kuhl gehört mit seinem geloopten Gitarren-Pop zum lokalen Nachwuchs. Kedr Livanskiy vertritt die neue elektronische Subkultur Russlands. Lokales trifft auf Globales. Was auffällt, ist der hohe Frauenanteil in der Zusammenstellung. „Klar denkt man an die Frauen, die auch gute Sachen machen, aber wirklich intendiert war es nicht“, gibt die Kulturreferentin zu. „Wir haben uns eher gefragt, was wir sehen möchten.“ Koxette etwa. Oder Shari Vari und Or:la. „Ich habe das erst als ich das Plakat zusammengestellt habe, selbst gemerkt, dann ist es natürlich schön, dass in die Pressemeldung mitreinzunehmen“, verweist Schmidt darin auf „jede Menge Girlpower auf der Bühne“ und betont: „Für mich als Bookerin passierte das aus einer völligen Selbstverständlichkeit heraus.“ Das muss man genauso wenig diskutieren wie den afip-Beitrag „Songs of Gastarbeiter“. Imran Ayata und Bülent Kullucu erinnern in einem Mixed-Media-Vortrag an Lieder der ersten Einwanderergeneration.
>> Riviera Festival für Pop- und Clubkultur, Offenbach, verschiedene Orte, 6.+7.9.
Der Impuls für ein Festival für Pop- und Clubkultur ging von der Stadt aus. Schmidt, seit Ende 2016 Kulturreferentin im Amt von Ralph Philipp Ziegler, kommt aus der freien Szene. „Ich habe Indie-Konzerte veranstaltet, auch an der HfG Offenbach studiert und wollte all die Orte, die ich besucht habe, und alle Akteure, auch Labels, DJs, freie Kulturschaffende sowie Kulturzentren, die institutionell verankert sind, zusammenfügen, um an einem Wochenende mal etwas gemeinsam zu machen“, erzählt Schmidt. Dass diese „Standortvernetzung“ für die Besucher problemlos funktioniert, liegt daran, dass – mit Ausnahme der fußläufig im Nordend erreichbaren Akademie für interdisziplinäre Prozesse (afip) – alle Anlaufstellen wie auf einer Perlenkette aufgereiht am Fluss liegen. „Unsere Veranstaltungsorte sind alle gut erreichbar, individuell und besonders“, wirbt Ziegler für deren Attraktivität. Über 20 Konzerte und DJ-Sets in acht verschiedenen Konzert- und Kulturorten stehen auf dem Plan. Der Festivalpass für beide Tage kostet 42 Euro. An drei Orten, so am Waggong am Kulturgleis, ist der Eintritt frei.
„Der Hafengarten auf halber Strecke ist ein toller, offener Kommunikationsort, da wird Bier verkauft, gibt es ein Lagerfeuer und vielleicht eine kleine Boombox, wo ein paar Offenbacher Jungs Reggae spielen“, schwärmt Schmidt von diesem Freiraum. „Dort hält auch unser Shuttleboot, die Gabi, eine kleine Hafendschunke, die unsere Gäste bis zur Kapelle der HfG bringt.“ Zudem gibt es einen Bus der OVB, der vom Hafen 2 aus Richtung Osten fährt. Am Zahn der Zeit zu agieren, ist der Anspruch, das Angebot bewusst „edgy“ ausgewählt. Denn was die Musik beim Riviera Festival betrifft, erleben wir da zwei Wochen nach dem Museumsuferfest in Frankfurt ein echtes Kontrastprogramm. Kein Mainstream, keine Coverbands, dafür Eckiges, Kantiges. Edgy heißt aber auch ausgefallen, exzentrisch, hochkarätig.
Das Line-Up mit vorwiegend jüngeren Musikerinnen und Musikern möchte auch ein Statement für stilistische Vielfalt sein. „Mit Brandt Brauer Frick haben wir eine Hausnummer dabei, aber mit P.A. Hülsenbeck auch einen absoluten Newcomer“, setzt Schmidt zwei Marken. Lasse Kuhl gehört mit seinem geloopten Gitarren-Pop zum lokalen Nachwuchs. Kedr Livanskiy vertritt die neue elektronische Subkultur Russlands. Lokales trifft auf Globales. Was auffällt, ist der hohe Frauenanteil in der Zusammenstellung. „Klar denkt man an die Frauen, die auch gute Sachen machen, aber wirklich intendiert war es nicht“, gibt die Kulturreferentin zu. „Wir haben uns eher gefragt, was wir sehen möchten.“ Koxette etwa. Oder Shari Vari und Or:la. „Ich habe das erst als ich das Plakat zusammengestellt habe, selbst gemerkt, dann ist es natürlich schön, dass in die Pressemeldung mitreinzunehmen“, verweist Schmidt darin auf „jede Menge Girlpower auf der Bühne“ und betont: „Für mich als Bookerin passierte das aus einer völligen Selbstverständlichkeit heraus.“ Das muss man genauso wenig diskutieren wie den afip-Beitrag „Songs of Gastarbeiter“. Imran Ayata und Bülent Kullucu erinnern in einem Mixed-Media-Vortrag an Lieder der ersten Einwanderergeneration.
>> Riviera Festival für Pop- und Clubkultur, Offenbach, verschiedene Orte, 6.+7.9.
3. September 2019, 10.34 Uhr
Detlef Kinsler
Detlef Kinsler
Weil sein Hobby schon früh zum Beruf wurde, ist Fotografieren eine weitere Leidenschaft des Journal-Frankfurt-Musikredakteurs, der außerdem regelmäßig über Frauenfußball schreibt. Mehr von Detlef
Kinsler >>
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