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Premiere Labyrinth des Schweigens
Roter Teppich zu Ehren eines Frankfurter Helden
Am Dienstagabend feierte der in Frankfurt gedrehte Film „Im Labyrinth des Schweigens“ seine Deutschlandpremiere im Metropolis. Der sehenswerte Spielfilm erzählt, wie Fritz Bauer mit Kollegen die Auschwitzprozesse auf den Weg brachten.
Was ist Auschwitz? Die Frage könnte man heute leicht beantworten. Ende der 1950er-Jahre jedoch wollte man im Nachkriegsdeutschland angesichts des Wirtschaftswunders davon nichts wissen. Lieber die Gräueltaten vergessen, sich in Euphorie über bessere Zeiten ergehen, Petticoat tragen und Rock’n’Roll tanzen. Leben, als wäre nichts geschehen. Damals trafen Opfer des Konzentrationslager in Auschwitz in Alltagssituationen auf ihre Peiniger. Manche davon hatten sogar hohe Posten inne, unterrichten etwa an Schulen. Wer gerade noch Menschen in die Gaskammer scheuchte, durfte sich unbestraft als Ehrenmann gerieren. Wer wollte schon alte Wunden aufreißen? In genau dieser Zeit spielt „Im Labyrinth des Schweigens“, ein Film, der am Dienstagabend Deutschlandpremiere feierte, liebevoll ausgestattet und an vielen Originalschauplätzen in Frankfurt gedreht wurde. Bei der Premierenfeier waren die Hauptdarsteller im CineStar Metropoliskino versammelt und feierten anschließend im Römer weiter. Der Film mag wohl der wichtigste Streifen des Jahres sein, behandelt er doch anschaulich und ergeifend, wie Generalstaatsanwalt Fritz Bauer und seine Mitarbeiter in mühsamer Arbeit die in Auschwitz begangenen Gräueltaten aufdeckten, mit Opfern Gespräche führten, letztlich zumindest einzelne Täter in den Frankfurter Auschwitzprozessen zur Rechenschaft zogen und so unliebsame Wahrheiten unübersehbar auf den Tisch legten.
Das Regiedebut von Schauspieler Giulio Ricciarelli darf man als gelungen bezeichnen. Auf packende weise erzählt er, wie der junge Staatsanwalt Johann Radmann (eine fiktive Figur nuanciert gespielt von Alexander Fehling) von dem Rundschaujournalisten Thomas Gnielka (André Szymanski) erfährt, dass ein Bekannter einen ehemaligen KZ-Aufseher erkannt hat, aber niemand die Anzeige aufnehmen will. Radmann weiß nicht, auf was er sich einlässt, als er mit der Recherche beginnt und gegen den Willen seiner Vorgesetzten in einem Geflecht aus Verleugnung zu stochern beginnt. Nur Generalstaatsanwalt Fritz Bauer (Gert Voss) unterstützt ihn, weil es ihm selbst ein Anliegen ist, das Thema an die Öffentlichkeit zu bringen. Fortan soll Radmann die Ermittlungen leiten, Täter und ihre Opfer ausfindig machen. Vor Arbeitseifer und Entsetzten über die Schicksale fast blind, erkennt er nicht, dass seine Beziehung zu seiner neuen Flamme, Marlene Wondrak (Friederike Becht, die zur Premiere in einem Kleid des Frankfurter Labels Coco Lores erschien) unter der Suche nach der Wahrheit leidet. Radmann scheint fast an seiner Aufgabe zu zerbrechen, wird aber mithelfen, sein Land zu verändern.
„800 000 Euro hat das Land Hessen zu dem Film dazugegeben und jeder Cent ist gut investiert“, sagte Wissenschaftsminister Boris Rhein, der auch für die Filmförderung zuständig ist, vor der Deutschlandpremiere. „Ein guter Film, ein wunderbarer Film“, sagt Zeitzeuge Gerhard Wiese, ein ehemaliger am Auschwitz-Prozess beteiligter Staatsanwalt. Und auch Raphael Gross, Direktor des Fritz Bauer Instituts, ist von dem Werk überzeugt. „ich kann den Film sehr empfehlen. Natürlich ist es ein Spielfilm. Da gibt es nun mal gewisse Szenen, die nicht so wahrscheinlich sind. Etwa in der Szene, in der das Kaddisch in Auschwitz gebetet wurde. Das war im Kalten Krieg eher unwahrscheinlich. Aber die Widerstände, das Schweigen, was wie eine Kollaboration mit den Verbrechern war, bringt der Film gut hervor. So ermöglicht der Film es auch einem jungen Publikum, sich mit dem Thema zu beschäftigen.“ Der Film läuft ab Donnerstag im Kino. Sehenswert.
Im Bild zu sehen: Alexander Fehling, Regisseur Giulio Ricciarelli, Friederike Becht und AndréSzymanski
Das Regiedebut von Schauspieler Giulio Ricciarelli darf man als gelungen bezeichnen. Auf packende weise erzählt er, wie der junge Staatsanwalt Johann Radmann (eine fiktive Figur nuanciert gespielt von Alexander Fehling) von dem Rundschaujournalisten Thomas Gnielka (André Szymanski) erfährt, dass ein Bekannter einen ehemaligen KZ-Aufseher erkannt hat, aber niemand die Anzeige aufnehmen will. Radmann weiß nicht, auf was er sich einlässt, als er mit der Recherche beginnt und gegen den Willen seiner Vorgesetzten in einem Geflecht aus Verleugnung zu stochern beginnt. Nur Generalstaatsanwalt Fritz Bauer (Gert Voss) unterstützt ihn, weil es ihm selbst ein Anliegen ist, das Thema an die Öffentlichkeit zu bringen. Fortan soll Radmann die Ermittlungen leiten, Täter und ihre Opfer ausfindig machen. Vor Arbeitseifer und Entsetzten über die Schicksale fast blind, erkennt er nicht, dass seine Beziehung zu seiner neuen Flamme, Marlene Wondrak (Friederike Becht, die zur Premiere in einem Kleid des Frankfurter Labels Coco Lores erschien) unter der Suche nach der Wahrheit leidet. Radmann scheint fast an seiner Aufgabe zu zerbrechen, wird aber mithelfen, sein Land zu verändern.
„800 000 Euro hat das Land Hessen zu dem Film dazugegeben und jeder Cent ist gut investiert“, sagte Wissenschaftsminister Boris Rhein, der auch für die Filmförderung zuständig ist, vor der Deutschlandpremiere. „Ein guter Film, ein wunderbarer Film“, sagt Zeitzeuge Gerhard Wiese, ein ehemaliger am Auschwitz-Prozess beteiligter Staatsanwalt. Und auch Raphael Gross, Direktor des Fritz Bauer Instituts, ist von dem Werk überzeugt. „ich kann den Film sehr empfehlen. Natürlich ist es ein Spielfilm. Da gibt es nun mal gewisse Szenen, die nicht so wahrscheinlich sind. Etwa in der Szene, in der das Kaddisch in Auschwitz gebetet wurde. Das war im Kalten Krieg eher unwahrscheinlich. Aber die Widerstände, das Schweigen, was wie eine Kollaboration mit den Verbrechern war, bringt der Film gut hervor. So ermöglicht der Film es auch einem jungen Publikum, sich mit dem Thema zu beschäftigen.“ Der Film läuft ab Donnerstag im Kino. Sehenswert.
Im Bild zu sehen: Alexander Fehling, Regisseur Giulio Ricciarelli, Friederike Becht und AndréSzymanski
5. November 2014, 16.05 Uhr
nb
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