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Neue CDs
Musik kann auch ein Schutzraum sein
Auch wenn es wieder kleine, regionale Livekonzerte gibt, neue Musik internationaler Künstlerinnen und Künstler kann man im Moment nur auf CDs oder als Download genießen. Hier gibt es Musik, die als Schutzraum dient oder auch für feministische Botschaften.
Thomas Bartlett: Shelter, Modern Recordings/BMG
Der Name Thomas Bartlett war schon öfters in dieser Rubrik zu lesen. Immer im Zusammenhang mit extraordinären CD-Produktionen (The Gloaming, St. Vincent). Nun hat Bartlett während des Lockdowns neun Nocturnes eingespielt. Getrennt von seiner britischen Freundin in der leeren Stadt, die Stille nur vom Sirenengeheul der Krankenwagen zerrissen, rettete sich der Musiker in den Schutzraum schamlos sentimentaler wie hoffnungsvoll romantischer Solo-Piano-Stücke von friedvollem Charakter.
JARV IS...: Beyond The Pale, Rough Trade Records
Auf „Beyond The Pale“ präsentiert Jarvis Cocker, der schon mit Pulp dank zwei Top-1-Alben (1995, 1998) Kultstatus genoss, nun seine ausgearbeiteten Songskizzen, die 2017 Basis für einen Festivalauftritt seiner neuen Band JARV IS auf Island waren. Der Charakter einer Momentaufnahme ist dem musikalischen Storytelling mit Art-, Psychedelic- und sogar Krautrock-Anleihen nebst Electro-Anleihen geblieben. Der Gesang erinnert mitunter an David Bowie (keine Schande), die Rezitative haben etwas Beschwörendes.
Nadine Shaw: Kitchen Sink, BMG Rights Management
Politisch ist die Britin in ihrer Musik und ihren Texten immer. Während sie sich auf „Holiday Destination“ 2017 noch Brexit und Trump widmete, thematisiert sie auf „Kitchen Sink“ die sozialen Erwartungen an junge Frauen in unserer Gesellschaft. 34, unverheiratet, kinderlos, passt das ins Bild? Es geht um Rollenklischees, Selbstbestimmung, Feminismus und Familienplanung. Du allein hast die Wahl ist die Botschaft. Und die ist zu respektieren. So ernst das Sujet ist, so unterhaltsam und optimistisch sollten die Songs werden, die sich an Talking Heads‘ spielerischem Eklektizismus orientieren.
Mahsa Vahdat: Enlighten The Night, Kirkelig Kulturverlsted
Persische Poesie von Klassikern wie Rumi oder zeitgenössischen Dichtern hat Mahsa Vahdat ausgewählt, um Licht in die Dunkelheit unserer Welt zu zaubern. Komponiert mit Landsmann Atabak Elyasi wurden die Balladen von einem norwegischen Jazztrio aufgenommen. Die Stimme ist ihre Heimat im Exil. Ein faszinierender Dialog der Kulturen und Ausdruck von Transzendenz.
The Chicks: Gaslighter, Sony Music
Wer wie Martie Maguire, Natalie Maines und Emily Strayer als erfolgreichste US-Frauenband aller Zeiten mehr als dreißig Millionen Alben verkauft hat, erfährt auch nach vierzehn Jahren Veröffentlichungspause größte Aufmerksamkeit. Dabei haben die Drei das Dixie aus ihrem Namen gestrichen. Als Mitglieder des „Female Empowerment Movements” steht ihnen – aber eben nur ihnen selber – zu, sich nur noch Chicks zu nennen und auch so auf dem Cover zu inszenieren. Denn die Pop-Hymnen mit Country-Flair des Trios bleiben kämpferisch. Der Videoclip zu „Gaslighter“ belegt das. Auch hier: Klassische Frauenrollen, nein danke!
Cover: The Chicks; © Sony Music
Der Name Thomas Bartlett war schon öfters in dieser Rubrik zu lesen. Immer im Zusammenhang mit extraordinären CD-Produktionen (The Gloaming, St. Vincent). Nun hat Bartlett während des Lockdowns neun Nocturnes eingespielt. Getrennt von seiner britischen Freundin in der leeren Stadt, die Stille nur vom Sirenengeheul der Krankenwagen zerrissen, rettete sich der Musiker in den Schutzraum schamlos sentimentaler wie hoffnungsvoll romantischer Solo-Piano-Stücke von friedvollem Charakter.
JARV IS...: Beyond The Pale, Rough Trade Records
Auf „Beyond The Pale“ präsentiert Jarvis Cocker, der schon mit Pulp dank zwei Top-1-Alben (1995, 1998) Kultstatus genoss, nun seine ausgearbeiteten Songskizzen, die 2017 Basis für einen Festivalauftritt seiner neuen Band JARV IS auf Island waren. Der Charakter einer Momentaufnahme ist dem musikalischen Storytelling mit Art-, Psychedelic- und sogar Krautrock-Anleihen nebst Electro-Anleihen geblieben. Der Gesang erinnert mitunter an David Bowie (keine Schande), die Rezitative haben etwas Beschwörendes.
Nadine Shaw: Kitchen Sink, BMG Rights Management
Politisch ist die Britin in ihrer Musik und ihren Texten immer. Während sie sich auf „Holiday Destination“ 2017 noch Brexit und Trump widmete, thematisiert sie auf „Kitchen Sink“ die sozialen Erwartungen an junge Frauen in unserer Gesellschaft. 34, unverheiratet, kinderlos, passt das ins Bild? Es geht um Rollenklischees, Selbstbestimmung, Feminismus und Familienplanung. Du allein hast die Wahl ist die Botschaft. Und die ist zu respektieren. So ernst das Sujet ist, so unterhaltsam und optimistisch sollten die Songs werden, die sich an Talking Heads‘ spielerischem Eklektizismus orientieren.
Mahsa Vahdat: Enlighten The Night, Kirkelig Kulturverlsted
Persische Poesie von Klassikern wie Rumi oder zeitgenössischen Dichtern hat Mahsa Vahdat ausgewählt, um Licht in die Dunkelheit unserer Welt zu zaubern. Komponiert mit Landsmann Atabak Elyasi wurden die Balladen von einem norwegischen Jazztrio aufgenommen. Die Stimme ist ihre Heimat im Exil. Ein faszinierender Dialog der Kulturen und Ausdruck von Transzendenz.
The Chicks: Gaslighter, Sony Music
Wer wie Martie Maguire, Natalie Maines und Emily Strayer als erfolgreichste US-Frauenband aller Zeiten mehr als dreißig Millionen Alben verkauft hat, erfährt auch nach vierzehn Jahren Veröffentlichungspause größte Aufmerksamkeit. Dabei haben die Drei das Dixie aus ihrem Namen gestrichen. Als Mitglieder des „Female Empowerment Movements” steht ihnen – aber eben nur ihnen selber – zu, sich nur noch Chicks zu nennen und auch so auf dem Cover zu inszenieren. Denn die Pop-Hymnen mit Country-Flair des Trios bleiben kämpferisch. Der Videoclip zu „Gaslighter“ belegt das. Auch hier: Klassische Frauenrollen, nein danke!
Cover: The Chicks; © Sony Music
27. Juli 2020, 12.34 Uhr
Detlef Kinsler
Detlef Kinsler
Weil sein Hobby schon früh zum Beruf wurde, ist Fotografieren eine weitere Leidenschaft des Journal-Frankfurt-Musikredakteurs, der außerdem regelmäßig über Frauenfußball schreibt. Mehr von Detlef
Kinsler >>
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