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Motörhead in der Jahrhunderthalle
‘Cos You Got The Power
Bürgermeister Olaf Cunitz (Grüne) ist Motörhead-Fan – und als solcher natürlich bestens geeignet, die Qualität des jüngsten Konzertes der Band in der Jahrhunderthalle zu rezensieren.
40-jähriges Bandbestehen, vor 35 Jahren ist das Album „Ace Of Spades“ mit dem titelgebenden, stilbildenden Song erschienen und seit 25 Jahren wird in der gleichen Besetzung gespielt. Also genügend Gründe für Motörhead zu feiern; eine Band, die wie kaum eine andere den harten, schnellen Rock'n'Roll verkörpert.
Trotzdem überlagert ein Thema die Jubiläumstour. Es ist nicht die Angst vor dem Terror, die zur Absage des Auftaktkonzerts in Paris durch die Behörden geführt hat. Es ist die Sorge der Fans um den Gesundheitszustand von Sänger und Bassist Lemmy Kilmister.
Das ursprünglich für den Herbst 2013 in Frankfurt angesetzte Konzert musste, ebenso wie der geplante Nachholtermin im Frühjahr 2014, abgesagt werden. Wie ein düsteres Vorzeichen verstarb dann am 11. November der ehemalige Motörhead-Schlagzeuger Phil „Philthy Animal“ Taylor, der einen ähnlichen durch Rock'n'Roll geprägten und damit eher ungesund zu nennenden Lebenswandel wie Frontmann Lemmy geführt hatte.
Viele Fans dürften also mit gemischten Gefühlen den Weg angetreten haben, um Motörhead mit dem neuen, im August erschienen Album „Bad Magic“ im Gepäck, wieder live zu erleben.
Mit der seit 1978 existierenden Londoner Frauencombo Girlschool beginnt der Abend grundsolide und schnörkellos. Die Band hatte in den 80er-Jahren einige Songs zusammen mit Motörhead aufgenommen, aber ein Gastauftritt mit Lemmy kommt in der ausverkauften Jahrhunderthalle leider nicht zustande.
Als zweite Vorgruppe treten Saxon an. Heroen der New Wave of British Heavy Metal. Die Band um Sänger „Biff“ Byford setzt vor allem auf alte Klassiker wie „Motorcycle Man“, „Princess Of The Night“ und „Crusader“. Aber auch die vereinzelten neuen Stücke reihen sich nahtlos in einen voll und ganz überzeugenden Auftritt ein.
Nach einer kurzen Umbaupause gehen Motörhead unter tosendem Beifall sofort zur Sache. Selbst das sonst obligatorische „We are Motörhead and we play Rock'n'Roll“ fällt weg, wird aber gegen Ende der Show noch nachgeholt. Dafür hängt das lange nicht mehr zum Einsatz gekommen Stahlrohrflugzeug bei dieser Tour wieder unter der Bühnendecke und sorgt für eine spektakuläre Inszenierung.
Mit „Bomber“, „Stay Clean“, „Metropolis“ und „Over The Top“ wird gleich am Anfang und ohne Atempause dem Publikum ein Klassiker nach dem anderen um die Ohren gehauen. Von den angeblichen großen Soundproblemen der Konzerte in Düsseldorf und München ist in Frankfurt wenig bis nichts zu merken. Aber wenn man in erster Linie wegen der Soundqualität auf ein Heavy-Metal-Konzert geht, hat man wahrscheinlich noch nicht Bands wie Necronomicon, Living Death oder Holy Moses in Multifunktionshallen im ländlichen Raum erleben dürfen – oder ist im falschen Musikgenre gelandet.
Lemmy zieht mit Gitarrist Phil Campbell und Schlagzeuger Mickey Dee ein Greatest-Hits-Programm durch, das seinesgleichen sucht. Erst gegen Mitte des Sets wird es mit dem „Lost Woman Blues“ etwas ruhiger. Wer sich Sorgen um die Fitness des Frontmanns gemacht hat, wird beruhigt. Keine häufigen Pausen oder endlosen Gitarrensoli unterbrechen das Rock-Gewitter. Lemmy und die gesamte Band präsentieren sich in einer guten Form, die nach den letzten Jahren nicht selbstverständlich zu erwarten war. Die Bassläufe sind etwas weniger druckvoll, die Stimme ist etwas schwächer, aber der Mann ist immerhin 69 Jahre alt und steht seit über 50 Jahren auf der Bühne.
Mit „No Class“, „Ace Of Spades“, dem ruhigen Akustikstück „Whorehouse Blues“ und „Overkill“ endet ein lauter Abend im Zeichen des Rock'n'Roll. Es hat ohne Frage schon stärkere Motörhead-Konzerte gegeben, aber die Botschaft ist klar: Wir leben und wir sind wieder da. An diesem Abend dürfte kein Fan enttäuscht nach Hause gegangen sein. Wahrscheinlich sehen sich sowieso alle am 23. Februar nächsten Jahres in der Offenbacher Stadthalle wieder. Da geben Motörhead wegen der großen Nachfrage zum Tourende ein Zusatzkonzert.
Zwischenzeitlich gilt es, den nächsten runden Geburtstag zu feiern: Lemmy wird an Heiligabend 70 Jahre alt.
Der Autor ist Bürgermeister und Planungsdezernent der Stadt Frankfurt. Und Metal-Liebhaber – was sich auch in seiner Slayer-Konzertkritik in der Bild-Zeitung von der vergangenen Woche zeigt.
Trotzdem überlagert ein Thema die Jubiläumstour. Es ist nicht die Angst vor dem Terror, die zur Absage des Auftaktkonzerts in Paris durch die Behörden geführt hat. Es ist die Sorge der Fans um den Gesundheitszustand von Sänger und Bassist Lemmy Kilmister.
Das ursprünglich für den Herbst 2013 in Frankfurt angesetzte Konzert musste, ebenso wie der geplante Nachholtermin im Frühjahr 2014, abgesagt werden. Wie ein düsteres Vorzeichen verstarb dann am 11. November der ehemalige Motörhead-Schlagzeuger Phil „Philthy Animal“ Taylor, der einen ähnlichen durch Rock'n'Roll geprägten und damit eher ungesund zu nennenden Lebenswandel wie Frontmann Lemmy geführt hatte.
Viele Fans dürften also mit gemischten Gefühlen den Weg angetreten haben, um Motörhead mit dem neuen, im August erschienen Album „Bad Magic“ im Gepäck, wieder live zu erleben.
Mit der seit 1978 existierenden Londoner Frauencombo Girlschool beginnt der Abend grundsolide und schnörkellos. Die Band hatte in den 80er-Jahren einige Songs zusammen mit Motörhead aufgenommen, aber ein Gastauftritt mit Lemmy kommt in der ausverkauften Jahrhunderthalle leider nicht zustande.
Als zweite Vorgruppe treten Saxon an. Heroen der New Wave of British Heavy Metal. Die Band um Sänger „Biff“ Byford setzt vor allem auf alte Klassiker wie „Motorcycle Man“, „Princess Of The Night“ und „Crusader“. Aber auch die vereinzelten neuen Stücke reihen sich nahtlos in einen voll und ganz überzeugenden Auftritt ein.
Nach einer kurzen Umbaupause gehen Motörhead unter tosendem Beifall sofort zur Sache. Selbst das sonst obligatorische „We are Motörhead and we play Rock'n'Roll“ fällt weg, wird aber gegen Ende der Show noch nachgeholt. Dafür hängt das lange nicht mehr zum Einsatz gekommen Stahlrohrflugzeug bei dieser Tour wieder unter der Bühnendecke und sorgt für eine spektakuläre Inszenierung.
Mit „Bomber“, „Stay Clean“, „Metropolis“ und „Over The Top“ wird gleich am Anfang und ohne Atempause dem Publikum ein Klassiker nach dem anderen um die Ohren gehauen. Von den angeblichen großen Soundproblemen der Konzerte in Düsseldorf und München ist in Frankfurt wenig bis nichts zu merken. Aber wenn man in erster Linie wegen der Soundqualität auf ein Heavy-Metal-Konzert geht, hat man wahrscheinlich noch nicht Bands wie Necronomicon, Living Death oder Holy Moses in Multifunktionshallen im ländlichen Raum erleben dürfen – oder ist im falschen Musikgenre gelandet.
Lemmy zieht mit Gitarrist Phil Campbell und Schlagzeuger Mickey Dee ein Greatest-Hits-Programm durch, das seinesgleichen sucht. Erst gegen Mitte des Sets wird es mit dem „Lost Woman Blues“ etwas ruhiger. Wer sich Sorgen um die Fitness des Frontmanns gemacht hat, wird beruhigt. Keine häufigen Pausen oder endlosen Gitarrensoli unterbrechen das Rock-Gewitter. Lemmy und die gesamte Band präsentieren sich in einer guten Form, die nach den letzten Jahren nicht selbstverständlich zu erwarten war. Die Bassläufe sind etwas weniger druckvoll, die Stimme ist etwas schwächer, aber der Mann ist immerhin 69 Jahre alt und steht seit über 50 Jahren auf der Bühne.
Mit „No Class“, „Ace Of Spades“, dem ruhigen Akustikstück „Whorehouse Blues“ und „Overkill“ endet ein lauter Abend im Zeichen des Rock'n'Roll. Es hat ohne Frage schon stärkere Motörhead-Konzerte gegeben, aber die Botschaft ist klar: Wir leben und wir sind wieder da. An diesem Abend dürfte kein Fan enttäuscht nach Hause gegangen sein. Wahrscheinlich sehen sich sowieso alle am 23. Februar nächsten Jahres in der Offenbacher Stadthalle wieder. Da geben Motörhead wegen der großen Nachfrage zum Tourende ein Zusatzkonzert.
Zwischenzeitlich gilt es, den nächsten runden Geburtstag zu feiern: Lemmy wird an Heiligabend 70 Jahre alt.
Der Autor ist Bürgermeister und Planungsdezernent der Stadt Frankfurt. Und Metal-Liebhaber – was sich auch in seiner Slayer-Konzertkritik in der Bild-Zeitung von der vergangenen Woche zeigt.
26. November 2015, 11.15 Uhr
Olaf Cunitz
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