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Michel Campeau im Fotografie Forum Frankfurt
„The donkey that became a zebra“ oder: Die Analogfotografie als Offenbarung
Vom 13. Juli bis 22. September ist im Fotografie Forum Frankfurt die deutschlandweit erste eigene Ausstellung Michel Campeaus zu sehen. Noch vor der Digitalisierung widmete sich der Fotograf der analogen Fotografie, dem Zentrum seines Schaffens.
Es war der Höhepunkt der analogen Fotografie, als der 1948 in Montreal geborene Kanadier Michel Campeau begann, sich mit dem Medium zu beschäftigen – damals, als man das Fotografieren noch mit Gerüchen und einem Handwerk assoziierte. Heute ist Campeau bereits seit über vier Jahrzehnten in der Fotografie-Szene aktiv. Von sich selbst sagt der Künstler, die Fotografie sei seine Biografie, seine Leidenschaft. Das spiegelt sich auch in seiner Arbeit wider, die geprägt ist von der Erforschung des Mediums selbst: Was erzählen die Bilder? Was steckt hinter den Fotografien? Wie entstehen sie? Was für eine Geschichte erzählt das Bild, das wir sehen? Was macht die Fotografie mit einem selbst, verändert sie mich, und wenn ja, inwiefern? – Fragen, die Campeau zeitlebens beschäftigen. Mit der deutschlandweit ersten Einzelausstellung Michel Campeaus ermöglicht das Fotografie Forum Frankfurt (FFF) nun auch den hiesigen Fotografie-Interessierten einen Einblick in Campeaus Oeuvre.
Ein Einblick in die Ausstellung „The Donkey that became a zebra“
„Es geht nicht um die Räume selbst, es geht um die Spuren, die das Arbeiten in diesen Räumen hinterlassen hat“, so Michel Campeau zu seinen beiden Foto-Serien “Darkroom” und „Gestures and Rituals of the Darkroom“, die einen Großteil seiner Ausstellung im FFF bilden. Seit 2003 reiste er durch die Welt, um Fotografien von Dunkelkammern zu machen. Sei es in Havanna, Berlin oder Paris – überall waren Dunkelkammern zu Zeiten analoger Fotografie der Ort, an dem sich Fotografinnen und Fotografen ihrer Kunst aus handwerklicher Sicht widmeten. Hier wurde mit Chemikalien gearbeitet, es war selten sauber und hier und dort fanden sich Flecken. Mit seiner Digitalkamera und mit Blitzlicht fotografierte Campeau diese Orte, die maßgeblich waren für ein gelungenes Foto - ganz im Gegensatz zu heute. Klassisches Werkzeug, Kameras und Gegenstände, die in Dunkelkammern tagtäglich gebraucht wurden, hielt er fotografisch fest: „Ich wurde zu jemandem, der an die analoge Fotografie erinnert“, so Campeau über sich selbst. Doch nicht nur die Fotografien der Dunkelkammern legen ein Zeugnis der analogen Fotografie ab. Campeau, der zugleich leidenschaftlicher Sammler ist, habe „Relikte“ des Analogen gerettet. Cameras, Negative, Printabzüge, Dias, Polaroide – all jene Dinge, von denen die Beschaffenheit des Bildes einst abhingen. Er suchte gezielt nach Bildern unbekannter Fotografen, Amateuren, aber auch Profis. Auf Portalen wie ebay beispielsweise findet er analoge Fotografien, seien es Familienfotos von Unbekannten oder Menschen, die selbst fotografieren. Egal, ob es eigene Bilder sind oder die Unbekannter: Immer wieder werden Fotografiegeschichte und die Geschichten, die sich hinter den Fotografien verbergen, neu konstruiert.
Foto: Rudolph Edse/Michel Campeau
So beispielsweise auch in seiner Serie „Rudolph Edse. An Unintentional Autobiography“ Zunächst fand Campeau ein paar Dias im Internet, von einem Mann, der umgeben war von Fotografie-Equipment. Schließlich konnte Campeau den gesamten Fotonachlass des Mannes erwerben. Es handelte sich um Rudolph Edse, einen deutschen Raketenwissenschaftler, der nach dem Krieg 1945 in die USA zog. Edse war ein leidenschaftlicher Fotograf, der zahlreiche Fotos von sich und seiner Familie machte und sogar eine eigene Dunkelkammer im Keller besaß. Aber auch seine Frau und seine Tochter, sie alle fotografierten. Es sind private, idyllisch arrangierte Fotos einer klassischen Familie aus einer amerikanischen Vorstadt. Mit seinen gekonnten Inszenierungen und den bewusst komponierten Darstellungen, so könnte man meinen, wollte Rudolph Edse die Geschichte einer perfekten, harmonischen Familie erzählen. Für Michel Campeau offenbaren solche Fotografien jedoch vielmehr, sie spiegeln auch das eigene Selbst wider: „Es geht um das Hinterfragen, es geht um eine Offenbarung - und manchmal offenbart sich einem selbst ein unbewusster Teil des eigenen Lebens.”
>> Michel Campeau. The donkey that became a zebra: Darkroom stories, 13. Juli – 22. September 2019, Fotografie Forum Frankfurt e.V., Braubachstraße 30-32, weitere Informationen unter www.fffrankfurt.org
Ein Einblick in die Ausstellung „The Donkey that became a zebra“
„Es geht nicht um die Räume selbst, es geht um die Spuren, die das Arbeiten in diesen Räumen hinterlassen hat“, so Michel Campeau zu seinen beiden Foto-Serien “Darkroom” und „Gestures and Rituals of the Darkroom“, die einen Großteil seiner Ausstellung im FFF bilden. Seit 2003 reiste er durch die Welt, um Fotografien von Dunkelkammern zu machen. Sei es in Havanna, Berlin oder Paris – überall waren Dunkelkammern zu Zeiten analoger Fotografie der Ort, an dem sich Fotografinnen und Fotografen ihrer Kunst aus handwerklicher Sicht widmeten. Hier wurde mit Chemikalien gearbeitet, es war selten sauber und hier und dort fanden sich Flecken. Mit seiner Digitalkamera und mit Blitzlicht fotografierte Campeau diese Orte, die maßgeblich waren für ein gelungenes Foto - ganz im Gegensatz zu heute. Klassisches Werkzeug, Kameras und Gegenstände, die in Dunkelkammern tagtäglich gebraucht wurden, hielt er fotografisch fest: „Ich wurde zu jemandem, der an die analoge Fotografie erinnert“, so Campeau über sich selbst. Doch nicht nur die Fotografien der Dunkelkammern legen ein Zeugnis der analogen Fotografie ab. Campeau, der zugleich leidenschaftlicher Sammler ist, habe „Relikte“ des Analogen gerettet. Cameras, Negative, Printabzüge, Dias, Polaroide – all jene Dinge, von denen die Beschaffenheit des Bildes einst abhingen. Er suchte gezielt nach Bildern unbekannter Fotografen, Amateuren, aber auch Profis. Auf Portalen wie ebay beispielsweise findet er analoge Fotografien, seien es Familienfotos von Unbekannten oder Menschen, die selbst fotografieren. Egal, ob es eigene Bilder sind oder die Unbekannter: Immer wieder werden Fotografiegeschichte und die Geschichten, die sich hinter den Fotografien verbergen, neu konstruiert.
Foto: Rudolph Edse/Michel Campeau
So beispielsweise auch in seiner Serie „Rudolph Edse. An Unintentional Autobiography“ Zunächst fand Campeau ein paar Dias im Internet, von einem Mann, der umgeben war von Fotografie-Equipment. Schließlich konnte Campeau den gesamten Fotonachlass des Mannes erwerben. Es handelte sich um Rudolph Edse, einen deutschen Raketenwissenschaftler, der nach dem Krieg 1945 in die USA zog. Edse war ein leidenschaftlicher Fotograf, der zahlreiche Fotos von sich und seiner Familie machte und sogar eine eigene Dunkelkammer im Keller besaß. Aber auch seine Frau und seine Tochter, sie alle fotografierten. Es sind private, idyllisch arrangierte Fotos einer klassischen Familie aus einer amerikanischen Vorstadt. Mit seinen gekonnten Inszenierungen und den bewusst komponierten Darstellungen, so könnte man meinen, wollte Rudolph Edse die Geschichte einer perfekten, harmonischen Familie erzählen. Für Michel Campeau offenbaren solche Fotografien jedoch vielmehr, sie spiegeln auch das eigene Selbst wider: „Es geht um das Hinterfragen, es geht um eine Offenbarung - und manchmal offenbart sich einem selbst ein unbewusster Teil des eigenen Lebens.”
>> Michel Campeau. The donkey that became a zebra: Darkroom stories, 13. Juli – 22. September 2019, Fotografie Forum Frankfurt e.V., Braubachstraße 30-32, weitere Informationen unter www.fffrankfurt.org
16. Juli 2019, 12.14 Uhr
Simge Selvi
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