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Matthias Keller wieder auf der Bühne
„Froh, wieder vor Menschen spielen zu können"
Einen ganz wunderbaren Tag verlebte Matthias Keller an seinem runden Geburtstag Anfang der Woche. Mit der dicken Fünf am Anfang fühle er sich ganz wohl, ließ er wissen. Jetzt stehen erste Livekonzerte für die Ein-Mann-Big-Band an.
JOURNAL FRANKFURT: Sind die beiden Konzerte in Frankfurt und Bad Vilbel Ihre ersten Konzerte seit dem Shutdown? Wie fühlt sich das an, bald wieder auf der Bühne stehen zu können und wird es einen Unterschied machen, unter Abstand und zu den gültigen Hygiene-Regeln aufzutreten?
Matthias Keller: Es sind zumindest meine ersten Konzerte vor Publikum. Ich habe bereits zwei sogenannte Geisterkonzerte gespielt. Das war erst mal ungewohnt, aber dann hat es durchaus Spaß gemacht, zumindest als Experiment. Ich bin sehr froh, bald wieder vor Menschen spielen zu können. Interaktion mit dem Publikum bedeutet mir viel und das fehlt definitiv beim Streaming-Gig. Mich stört es persönlich keinesfalls, wenn die Leute weiter auseinander sitzen. Schade fände ich, wenn es den Zuschauer*innen auf die Stimmung drückt.
Gab es einen Moment, an dem Sie paralysiert waren von der neuen, doch bedrohlichen Situation?
Nein, paralysiert nicht. Ich war verunsichert, überfordert und hatte Sorge um meine Eltern, aber ich hatte keine Panik. Als mir ein Freund, der als Anästhesist im Krankenhaus arbeitet, von seinen vor Verzweiflung weinenden Kollegen aus Italien erzählte, hat mich das allerdings erschüttert. Es ist etwas anderes, die schlimmen Zustände persönlich geschildert zu bekommen und nicht über die Medien zu erfahren.
Schaut man sich in Ihren sozialen Netzwerken um, gewinnt man den Eindruck, da war (und ist) einer mit ungebremster Energie, Elan und Schaffensdrang am Werk. Was hat Corona mit Ihnen angestellt?
Ja, es ist schon etwas seltsam, aber ich habe ausgerechnet im Lockdown eine kreative Blockade überwunden und obendrein mit „Umarmen“ eines – wie ich finde – meiner besten Lieder bisher geschrieben. Es ist für mich überwältigend zu erleben, dass der Song so viele Menschen bewegt und bereichert. Bis vor kurzem war ich noch in Behandlung wegen Depressionen und fest davon überzeugt, nie wieder etwas Kreatives zustande bringen zu können, und dann gelingt mir so ein Kraftpaket. Das empfinde ich als ein ziemlich großes Geschenk, heilsam für andere und für mich zugleich. Ich habe das große Glück, dass mich der Lockdown nicht in eine existenzielle Krise gebracht hat, wie so viele Kollegen. Ich lebe ja weniger vom Live-Geschäft und meine Sprecher-Jobs konnte ich auch von zuhause aus machen.
Sagen Sie mal etwas zu Ihren Lieblingsprojekten. Ich denke das sind die Anderhalbmetermenschen und die Arbeit mit Filippo Tiberia vom Stalburg Theater. Was wollten Sie den Menschen damit geben, was hat es mit Ihnen und Ihren Mitstreiter*innen gemacht?
Die Motivation zu „Anderthalbmetermenschen" kam aus den Reaktionen auf mein grobes erstes Demo von „Umarmen“. Meine Testhörer*innen waren zu Tränen gerührt und es war klar, dass ich da etwas geschrieben hatte, das emotional voll ins Schwarze trifft und den Menschen Hoffnung und Trost geben kann. Das musste ich teilen, ich hatte gar keine Wahl. Alle Mitwirkenden waren mit Begeisterung dabei und haben in kurzer Zeit fantastisches Material geliefert. Der Song wurde in neun Sprachen übersetzt, unter anderem auf chinesisch und persisch. Nebenbei hat er über 3600 Euro für Ärzte ohne Grenzen eingespielt. Und mit Filippos grandiosem „Streamer“-Text konnte ich noch ein Level weitergehen und etwas liefern, das mindestens genauso wichtig ist wie Hoffnung und Trost: Richtig schön bekloppter Humor nach U-Bahn-Kontrolleure-Art.
Der Termin am 6. August im Hessischen – hat der mit Ihrem 50. Geburtstag zu tun und wäre der, hätten wir nicht die Pandemie, ein großes, auch öffentliches Thema geworden?
Nein, der Termin findet unabhängig statt und es ist auch nur die Aufzeichnung für eine ganze Serie. Wann ausgestrahlt wird, habe ich gerade erfragt. Es ist der 30. August in der Kulturszene. Mein 50. wäre so oder so keine große öffentliche Sache geworden.
>> Konzert: Bad Vilbel, Dortelweiler Platz, 12.8., 19 Uhr
Matthias Keller: Es sind zumindest meine ersten Konzerte vor Publikum. Ich habe bereits zwei sogenannte Geisterkonzerte gespielt. Das war erst mal ungewohnt, aber dann hat es durchaus Spaß gemacht, zumindest als Experiment. Ich bin sehr froh, bald wieder vor Menschen spielen zu können. Interaktion mit dem Publikum bedeutet mir viel und das fehlt definitiv beim Streaming-Gig. Mich stört es persönlich keinesfalls, wenn die Leute weiter auseinander sitzen. Schade fände ich, wenn es den Zuschauer*innen auf die Stimmung drückt.
Gab es einen Moment, an dem Sie paralysiert waren von der neuen, doch bedrohlichen Situation?
Nein, paralysiert nicht. Ich war verunsichert, überfordert und hatte Sorge um meine Eltern, aber ich hatte keine Panik. Als mir ein Freund, der als Anästhesist im Krankenhaus arbeitet, von seinen vor Verzweiflung weinenden Kollegen aus Italien erzählte, hat mich das allerdings erschüttert. Es ist etwas anderes, die schlimmen Zustände persönlich geschildert zu bekommen und nicht über die Medien zu erfahren.
Schaut man sich in Ihren sozialen Netzwerken um, gewinnt man den Eindruck, da war (und ist) einer mit ungebremster Energie, Elan und Schaffensdrang am Werk. Was hat Corona mit Ihnen angestellt?
Ja, es ist schon etwas seltsam, aber ich habe ausgerechnet im Lockdown eine kreative Blockade überwunden und obendrein mit „Umarmen“ eines – wie ich finde – meiner besten Lieder bisher geschrieben. Es ist für mich überwältigend zu erleben, dass der Song so viele Menschen bewegt und bereichert. Bis vor kurzem war ich noch in Behandlung wegen Depressionen und fest davon überzeugt, nie wieder etwas Kreatives zustande bringen zu können, und dann gelingt mir so ein Kraftpaket. Das empfinde ich als ein ziemlich großes Geschenk, heilsam für andere und für mich zugleich. Ich habe das große Glück, dass mich der Lockdown nicht in eine existenzielle Krise gebracht hat, wie so viele Kollegen. Ich lebe ja weniger vom Live-Geschäft und meine Sprecher-Jobs konnte ich auch von zuhause aus machen.
Sagen Sie mal etwas zu Ihren Lieblingsprojekten. Ich denke das sind die Anderhalbmetermenschen und die Arbeit mit Filippo Tiberia vom Stalburg Theater. Was wollten Sie den Menschen damit geben, was hat es mit Ihnen und Ihren Mitstreiter*innen gemacht?
Die Motivation zu „Anderthalbmetermenschen" kam aus den Reaktionen auf mein grobes erstes Demo von „Umarmen“. Meine Testhörer*innen waren zu Tränen gerührt und es war klar, dass ich da etwas geschrieben hatte, das emotional voll ins Schwarze trifft und den Menschen Hoffnung und Trost geben kann. Das musste ich teilen, ich hatte gar keine Wahl. Alle Mitwirkenden waren mit Begeisterung dabei und haben in kurzer Zeit fantastisches Material geliefert. Der Song wurde in neun Sprachen übersetzt, unter anderem auf chinesisch und persisch. Nebenbei hat er über 3600 Euro für Ärzte ohne Grenzen eingespielt. Und mit Filippos grandiosem „Streamer“-Text konnte ich noch ein Level weitergehen und etwas liefern, das mindestens genauso wichtig ist wie Hoffnung und Trost: Richtig schön bekloppter Humor nach U-Bahn-Kontrolleure-Art.
Der Termin am 6. August im Hessischen – hat der mit Ihrem 50. Geburtstag zu tun und wäre der, hätten wir nicht die Pandemie, ein großes, auch öffentliches Thema geworden?
Nein, der Termin findet unabhängig statt und es ist auch nur die Aufzeichnung für eine ganze Serie. Wann ausgestrahlt wird, habe ich gerade erfragt. Es ist der 30. August in der Kulturszene. Mein 50. wäre so oder so keine große öffentliche Sache geworden.
>> Konzert: Bad Vilbel, Dortelweiler Platz, 12.8., 19 Uhr
Web: www.solomatt.de
5. August 2020, 12.50 Uhr
Detlef Kinsler
Detlef Kinsler
Weil sein Hobby schon früh zum Beruf wurde, ist Fotografieren eine weitere Leidenschaft des Journal-Frankfurt-Musikredakteurs, der außerdem regelmäßig über Frauenfußball schreibt. Mehr von Detlef
Kinsler >>
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