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#Leavenoonebehind
Benefizkonzert per Livestream
Studierende der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst veranstalten am Samstag ein Benefizkonzert zugunsten der Initiative #leavenoonebehind, die sich für Geflüchtete einsetzt. Organisator Jakob Boyny über die Motivation und Herausforderungen des Konzerts.
JOURNAL FRANKFURT: Herr Boyny, wie kam es denn zu der Idee, ein Benefizkonzert für #leavenoonebehind zu veranstalten?
Jakob Boyny: Im Sommer dieses Jahres hat sich aus dem Studierendenparlament und Studierenden der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst (HfMDK) ein Arbeitskreis mit dem Übertitel #leavenoonebehind gegründet, um auf die aktuelle Lage von Geflüchteten aufmerksam zu machen. Daraus ist dann auch die Idee entstanden, Spenden zu akquirieren. Und da wir ja eine Musikhochschule sind, kam dann natürlich auch die Idee, ein Benefizkonzert zu veranstalten.
Auf den ersten Blick ist Flüchtlingshilfe nicht unbedingt das typische Thema für eine Musikhochschule – aus welcher Motivation ist denn dieser Arbeitskreis überhaupt entstanden?
Wir hatten ja im Frühjahr diese verrückte Situation, dass aufgrund von Corona sehr viele Themen angesprochen wurden, die natürlich auch sehr wichtig sind, hinter denen die Flüchtlingsproblematik aber ein bisschen abgefallen ist. Als im September Moria abgebrannt ist, war das natürlich wieder viel in den Medien. Aber sonst gerät dieses Thema sehr schnell in Vergessenheit. Und wir wollten eben diese Aufmerksamkeit herstellen. Ich persönlich denke, dass solche Themen immer so ein Gefühl von Machtlosigkeit mit sich bringen. Man denkt: Wie kann ich als Einzelperson etwas dagegen machen? Und dann macht man oft gar nichts, obwohl man doch irgendwelche Möglichkeiten hat – und wenn es nur diese Aufmerksamkeitsarbeit ist, oder dass man versucht, mit seinen Mitteln etwas dagegen zu tun.
Mit Musik lassen sich ja häufig auch Botschaften transportieren. Geht es Ihnen bei dem Benefizkonzert am Samstag hauptsächlich darum, Spenden zu sammeln, oder hoffen Sie auch, mit der Musik etwas vermitteln zu können?
Es wird im Konzert auch eine Moderation geben, in der die aktuelle Situation in den Lagern an den europäischen Außengrenzen dargestellt werden soll. Es wird also auch einen informativen Beitrag geben. Zu den musikalischen Beiträgen, die ja von 26 Studierenden aus verschiedenen Fachbereichen sind, wird es teilweise eine Art Performance geben, die damit zu tun hat. Das generelle Ziel ist es, nochmal auf die Lage der Geflüchteten in den Lagern aufmerksam zu machen – dass das einfach nichts mit lebenswerten Zuständen zu tun hat. Und vielleicht auch diese Vorurteile wegzunehmen, dass man so eine Flucht zwar natürlich unternimmt, um ein besseres Leben zu haben, aber nicht, weil man das unbedingt möchte. Also dieses Konzert soll schon auch zeigen, dass niemand so eine Flucht freiwillig auf sich nimmt.
Das Konzertprogramm setzt sich aus einer sehr bunten Mischung zusammen – von Debussy oder Chopin, über die Beatles bis hin zu Marlene Dietrich, Silbermond oder Dua Lipa. Kein strikt thematisches Konzert also. Wie kam dieses bunte Programm zustande?
Das Programm hat sich mit den Studierenden ergeben, die mitmachen wollten. Wir haben dazu aufgerufen, dass wir dieses Benefizkonzert machen wollen und wer Programmpunkte hat, kann sich damit melden. Insgesamt sind so neun Beiträge von verschiedenen Gruppierungen zusammengekommen. Dass es eine bunte Mischung ist, war bewusst so gedacht, denn wir sind zwar alle Studierende einer Musikhochschule, aber es wird aus vielen verschiedenen Richtungen an die Musik herangegangen. Das soll natürlich auch gezeigt werden und alle sollen das dazu beitragen können, aus dessen Richtung sie kommen.
In Zeiten von Corona ist die Organisation eines solchen Konzerts sicher noch einmal aufwendiger als normalerweise – Wie beeinflusst die Pandemie die Vorbereitungen auf das Konzert und das Konzert selbst?
Wir haben am Samstag zum Glück den ganzen Tag den Saal in der HfMDK. So können alle Musiker:innen Anspielproben machen und dennoch die Corona-Regeln eingehalten werden. Ein großer Faktor ist natürlich, dass wir das Konzert nur als Livestream machen können. Dadurch musste zwar kein Hygienekonzept für ein Konzert mit Publikum entwickelt werden, aber wir müssen uns während des Konzerts natürlich auch an die Auflagen halten. Es darf zum Beispiel nur mit Maske gespielt und gesungen werden.
Spielen mit Maske – okay. Aber das Singen stelle ich mir mit Maske doch etwas anstrengend vor.
Ich glaube, das Gesangsensemble war auch nicht so begeistert, dass sie das so machen müssen. Aber angesichts der Tatsache, wie die Situation momentan ist, bin ich ehrlich gesagt froh, dass das Konzert überhaupt stattfinden kann. Natürlich macht es aber auch einen sehr großen Unterschied, ob man ein Publikum zur Verfügung hat oder nur eine Kamera. Ich glaube, es ist sehr viel schwieriger, den Kontakt zwischen den Hörer:innen und sich selbst als Musiker:in herzustellen. Da ist schon sehr viel Assoziation gefragt. Und es ist immer komisch, ein Konzert zu spielen und am Ende keinen Applaus zu bekommen. Und auch für die Zuschauer:innen selbst ist es natürlich ein riesiger Unterschied, ob man Zuhause vor dem Fernseher sitzt oder aktiv ein Konzert besucht. Es ist zwar eine Alternative, aber ein Konzertbesuch ist auf keinen Fall zu ersetzen. Selbst wenn man Zuhause gewillt ist, aktiv zuzuhören, ist es einfach eine ganz andere Raumatmosphäre. Die kann man nicht einfach so herstellen wie in einem normalen Konzert.
>> Das Benefizkonzert zugunsten von #leavenoonebehind findet am Samstag, dem 12.12., um 19 Uhr statt und wird über YouTube direkt aus dem Kleinen Saal der HfMDK gestreamt. Den Livestream gibt es hier.
Jakob Boyny: Im Sommer dieses Jahres hat sich aus dem Studierendenparlament und Studierenden der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst (HfMDK) ein Arbeitskreis mit dem Übertitel #leavenoonebehind gegründet, um auf die aktuelle Lage von Geflüchteten aufmerksam zu machen. Daraus ist dann auch die Idee entstanden, Spenden zu akquirieren. Und da wir ja eine Musikhochschule sind, kam dann natürlich auch die Idee, ein Benefizkonzert zu veranstalten.
Auf den ersten Blick ist Flüchtlingshilfe nicht unbedingt das typische Thema für eine Musikhochschule – aus welcher Motivation ist denn dieser Arbeitskreis überhaupt entstanden?
Wir hatten ja im Frühjahr diese verrückte Situation, dass aufgrund von Corona sehr viele Themen angesprochen wurden, die natürlich auch sehr wichtig sind, hinter denen die Flüchtlingsproblematik aber ein bisschen abgefallen ist. Als im September Moria abgebrannt ist, war das natürlich wieder viel in den Medien. Aber sonst gerät dieses Thema sehr schnell in Vergessenheit. Und wir wollten eben diese Aufmerksamkeit herstellen. Ich persönlich denke, dass solche Themen immer so ein Gefühl von Machtlosigkeit mit sich bringen. Man denkt: Wie kann ich als Einzelperson etwas dagegen machen? Und dann macht man oft gar nichts, obwohl man doch irgendwelche Möglichkeiten hat – und wenn es nur diese Aufmerksamkeitsarbeit ist, oder dass man versucht, mit seinen Mitteln etwas dagegen zu tun.
Mit Musik lassen sich ja häufig auch Botschaften transportieren. Geht es Ihnen bei dem Benefizkonzert am Samstag hauptsächlich darum, Spenden zu sammeln, oder hoffen Sie auch, mit der Musik etwas vermitteln zu können?
Es wird im Konzert auch eine Moderation geben, in der die aktuelle Situation in den Lagern an den europäischen Außengrenzen dargestellt werden soll. Es wird also auch einen informativen Beitrag geben. Zu den musikalischen Beiträgen, die ja von 26 Studierenden aus verschiedenen Fachbereichen sind, wird es teilweise eine Art Performance geben, die damit zu tun hat. Das generelle Ziel ist es, nochmal auf die Lage der Geflüchteten in den Lagern aufmerksam zu machen – dass das einfach nichts mit lebenswerten Zuständen zu tun hat. Und vielleicht auch diese Vorurteile wegzunehmen, dass man so eine Flucht zwar natürlich unternimmt, um ein besseres Leben zu haben, aber nicht, weil man das unbedingt möchte. Also dieses Konzert soll schon auch zeigen, dass niemand so eine Flucht freiwillig auf sich nimmt.
Das Konzertprogramm setzt sich aus einer sehr bunten Mischung zusammen – von Debussy oder Chopin, über die Beatles bis hin zu Marlene Dietrich, Silbermond oder Dua Lipa. Kein strikt thematisches Konzert also. Wie kam dieses bunte Programm zustande?
Das Programm hat sich mit den Studierenden ergeben, die mitmachen wollten. Wir haben dazu aufgerufen, dass wir dieses Benefizkonzert machen wollen und wer Programmpunkte hat, kann sich damit melden. Insgesamt sind so neun Beiträge von verschiedenen Gruppierungen zusammengekommen. Dass es eine bunte Mischung ist, war bewusst so gedacht, denn wir sind zwar alle Studierende einer Musikhochschule, aber es wird aus vielen verschiedenen Richtungen an die Musik herangegangen. Das soll natürlich auch gezeigt werden und alle sollen das dazu beitragen können, aus dessen Richtung sie kommen.
In Zeiten von Corona ist die Organisation eines solchen Konzerts sicher noch einmal aufwendiger als normalerweise – Wie beeinflusst die Pandemie die Vorbereitungen auf das Konzert und das Konzert selbst?
Wir haben am Samstag zum Glück den ganzen Tag den Saal in der HfMDK. So können alle Musiker:innen Anspielproben machen und dennoch die Corona-Regeln eingehalten werden. Ein großer Faktor ist natürlich, dass wir das Konzert nur als Livestream machen können. Dadurch musste zwar kein Hygienekonzept für ein Konzert mit Publikum entwickelt werden, aber wir müssen uns während des Konzerts natürlich auch an die Auflagen halten. Es darf zum Beispiel nur mit Maske gespielt und gesungen werden.
Spielen mit Maske – okay. Aber das Singen stelle ich mir mit Maske doch etwas anstrengend vor.
Ich glaube, das Gesangsensemble war auch nicht so begeistert, dass sie das so machen müssen. Aber angesichts der Tatsache, wie die Situation momentan ist, bin ich ehrlich gesagt froh, dass das Konzert überhaupt stattfinden kann. Natürlich macht es aber auch einen sehr großen Unterschied, ob man ein Publikum zur Verfügung hat oder nur eine Kamera. Ich glaube, es ist sehr viel schwieriger, den Kontakt zwischen den Hörer:innen und sich selbst als Musiker:in herzustellen. Da ist schon sehr viel Assoziation gefragt. Und es ist immer komisch, ein Konzert zu spielen und am Ende keinen Applaus zu bekommen. Und auch für die Zuschauer:innen selbst ist es natürlich ein riesiger Unterschied, ob man Zuhause vor dem Fernseher sitzt oder aktiv ein Konzert besucht. Es ist zwar eine Alternative, aber ein Konzertbesuch ist auf keinen Fall zu ersetzen. Selbst wenn man Zuhause gewillt ist, aktiv zuzuhören, ist es einfach eine ganz andere Raumatmosphäre. Die kann man nicht einfach so herstellen wie in einem normalen Konzert.
>> Das Benefizkonzert zugunsten von #leavenoonebehind findet am Samstag, dem 12.12., um 19 Uhr statt und wird über YouTube direkt aus dem Kleinen Saal der HfMDK gestreamt. Den Livestream gibt es hier.
11. Dezember 2020, 12.00 Uhr
Laura Oehl
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