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Kunstaktion Achtung Achtung!
Wider das Vergessen
2015 brachte Künstlerin Stefanie Grohs Stoffbinden an Bäumen an, um an die 1600 Häftlinge des Konzentrationslagers mit dem Decknamen Katzbach zu erinnern. Nun wird das Kunstprojekt weitergeführt: mit Wegweisern „KZ Adlerwerke“.
„Die kommenden fünf Jahre werden entscheiden, wie die nächsten 50 Jahre werden. Also: Warum ertragt ihr, wenn Menschen im Mittelmeer ertrinken oder Flüchtlingsunterkünfte brennen? Aus den Augen aus dem Sinn – das geht hier einfach nicht!“ Diese Botschaft sendet Thomas Müller an Frankfurt und eigentlich an ganz Deutschland. Er ist der Enkel von Kurt Müller, der im Dritten Reich der Widerstandsgruppe „Europäische Union“ angehörte. Thomas Müller lebt inzwischen nicht mehr im Land seiner Vorfahren – und wollte persönlich nicht zu Besuch kommen. Dennoch hat er an einem Kunstprojekt mitgewirkt, das seit Mittwoch an zehn öffentlichen Orten im Gallus zu sehen ist. Es trägt den Namen „Achtung Achtung“.
1600 Menschen waren im Konzentrationslager Adlerwerke im Gallus, das den Decknamen „Katzbach“ trug, inhaftiert. 528 von ihnen starben hier. Dennoch wissen viele Frankfurter nicht, dass hier einst ein KZ war. Das Kunstprojekt soll den Opfer gedenken – und Unwissenheit und Vergessen bekämpfen. „Achtung Auchtung“ ist die dritte Installation einer Reihe. Zehn Hinweisschilder mit der Aufschrift „KZ Adlerwerke“ weisen seit Mittwoch den Weg zum ehemaligen Konzentrationslager. Bisher sind nur Orte im Gallus dabei, etwa auf der Mainzer Landstraße, der Weilburger Straße oder der Kleyerstraße. Die Installation soll jedoch auf das ganze Stadtgebiet ausgeweitet werden. Die Schilder sollen irritieren, zum Nachdenken anregen. Auch ein Film zur Installation ist geplant.
Im vergangenen Jahr brachte Künstlerin Stefanie Grohs 1600 blau-weiße Stoffbinden an Bäumen an, die an Häftlingskleidung erinnern. Den Auftakt der Reihe machte 2014 Margarete Rabow. Sie ließ, als Erinnerung an den Todesmarsch der Häftlinge, Personen an der Hauptwache zu Boden fallen und zeichnete deren Umrisse mit Kreide nach. „Es geschah Mitten unter uns. Es war möglich. Es war selbstverständlich. Es hat niemanden interessiert. Deshalb müssen wir daran erinnern“, erklärt Kulturdezernent Felix Semmelroth (CDU; Foto, m.) die Notwendigkeit der Projekt-Reihe. Ganz bewusst werde nicht nur an einem Gedenkort an das Grauen erinnert – sondern Mitten in der Stadt, dort, wo es die Menschen nicht übersehen können.
Für die künstlerische Umsetzung war Naneci Yurdagül (Foto, r.) zuständig. Der deutsche Bildhauer und Performance-Künstler studierte an der Städelschule, lebt aber momentan in Istanbul. Für die Hinweisschilder habe er bewusst die Nicht-Farben Schwarz und Weiß sowie eine Schriftart ohne Schnörkel gewählt. Yurdagül sei, genau wie Thomas Müller, schockiert und bestürzt über die Vorfälle, die er in Istanbul aus seinem Heimatland hört: von NSU-Morden, von Angriffen auf Flüchtlinge, von erstarkenden rechtspopulistischen Parteien. „Wenn Blau das neue Braun ist, dann müssen wir ganz genau hinsehen und die Situation neu bewerten“, sagt er. Und umso wichtiger sei es, an das Grauen des NS-Regimes zu erinnern. „Wir müssen darauf hinweisen, dass so etwas jederzeit wieder passieren kann“, sagt er. Durch seine Großeltern habe er erfahren, welche Schrecken das Dritte Reich mit sich brachte. „Aber schon meine Nichten und Neffen sind ohne diese Geschichten aufgewachsen.“ Daher müsse man auf anderer Weise gegen Vergessen und Verleugnung kämpfen.
Kuratiert wurde die Kunstausstellung von Hendrik Bündgen (Foto, l.), dem stellvertretenden künstlerischen Direktor der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden.
1600 Menschen waren im Konzentrationslager Adlerwerke im Gallus, das den Decknamen „Katzbach“ trug, inhaftiert. 528 von ihnen starben hier. Dennoch wissen viele Frankfurter nicht, dass hier einst ein KZ war. Das Kunstprojekt soll den Opfer gedenken – und Unwissenheit und Vergessen bekämpfen. „Achtung Auchtung“ ist die dritte Installation einer Reihe. Zehn Hinweisschilder mit der Aufschrift „KZ Adlerwerke“ weisen seit Mittwoch den Weg zum ehemaligen Konzentrationslager. Bisher sind nur Orte im Gallus dabei, etwa auf der Mainzer Landstraße, der Weilburger Straße oder der Kleyerstraße. Die Installation soll jedoch auf das ganze Stadtgebiet ausgeweitet werden. Die Schilder sollen irritieren, zum Nachdenken anregen. Auch ein Film zur Installation ist geplant.
Im vergangenen Jahr brachte Künstlerin Stefanie Grohs 1600 blau-weiße Stoffbinden an Bäumen an, die an Häftlingskleidung erinnern. Den Auftakt der Reihe machte 2014 Margarete Rabow. Sie ließ, als Erinnerung an den Todesmarsch der Häftlinge, Personen an der Hauptwache zu Boden fallen und zeichnete deren Umrisse mit Kreide nach. „Es geschah Mitten unter uns. Es war möglich. Es war selbstverständlich. Es hat niemanden interessiert. Deshalb müssen wir daran erinnern“, erklärt Kulturdezernent Felix Semmelroth (CDU; Foto, m.) die Notwendigkeit der Projekt-Reihe. Ganz bewusst werde nicht nur an einem Gedenkort an das Grauen erinnert – sondern Mitten in der Stadt, dort, wo es die Menschen nicht übersehen können.
Für die künstlerische Umsetzung war Naneci Yurdagül (Foto, r.) zuständig. Der deutsche Bildhauer und Performance-Künstler studierte an der Städelschule, lebt aber momentan in Istanbul. Für die Hinweisschilder habe er bewusst die Nicht-Farben Schwarz und Weiß sowie eine Schriftart ohne Schnörkel gewählt. Yurdagül sei, genau wie Thomas Müller, schockiert und bestürzt über die Vorfälle, die er in Istanbul aus seinem Heimatland hört: von NSU-Morden, von Angriffen auf Flüchtlinge, von erstarkenden rechtspopulistischen Parteien. „Wenn Blau das neue Braun ist, dann müssen wir ganz genau hinsehen und die Situation neu bewerten“, sagt er. Und umso wichtiger sei es, an das Grauen des NS-Regimes zu erinnern. „Wir müssen darauf hinweisen, dass so etwas jederzeit wieder passieren kann“, sagt er. Durch seine Großeltern habe er erfahren, welche Schrecken das Dritte Reich mit sich brachte. „Aber schon meine Nichten und Neffen sind ohne diese Geschichten aufgewachsen.“ Daher müsse man auf anderer Weise gegen Vergessen und Verleugnung kämpfen.
Kuratiert wurde die Kunstausstellung von Hendrik Bündgen (Foto, l.), dem stellvertretenden künstlerischen Direktor der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden.
9. Mai 2016, 10.20 Uhr
Christina Weber
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