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Klassik-Tipp
„Scarbo“ – Schauerromantik in Frankfurt
Das Stück der Solotänzerin Manon Parent feiert Frankfurt-Premiere und entführt das Publikum im Bockenheimer Depot in die nächtliche Schattenwelt, wo Parent sich den Dämon „Scarbo“ von der Brust tanzt.
Der französische Komponist Maurice Ravel ist schuld. Vielmehr sein Klavierwerk „Gaspard de la Nuit“ mit seinem dritten Satz „Scarbo“, das eine Zeitlang als unspielbar galt. Die impressionistische, melancholische und düstere Musik basiert auf Gedichten aus der Schauerromantik, und ein bisschen schauerlich wird einem tatsächlich auch zumute. Denn „Scarbo“ ist der Name eines Kobolds oder Dämons, der die Menschen in ihrem Schlaf stört – für die Schlafmedizin möglicherweise eine neue Perspektive.
Jedenfalls waren Ioannis Mandafounis, der neue künstlerische Leiter der Dresden Frankfurt Dance Company, und die französische Tänzerin Manon Parent von der Musik samt Gedichten fasziniert und machten diese zur Grundlage ihres gleichnamigen Stücks. Die daraus entstandene Choreografie ist in mehrfacher Hinsicht einzigartig. Sie handelt von der Verarbeitung von Traumata, die überlebensnotwendig ist, um nicht an deren Folgen zu zerbrechen. Dabei bleibt der rhythmische Dialog von Farben, Musik, und Tanz frei, unabhängig und unvorhersehbar.
Scarbo - Manon Parent tanzt sich den Dämon von der Brust
Die Kontraste, die Parent mit der von Mandafounis entwickelten Choreografie umsetzt, machen zum großen Teil die Faszination dieser Choreografie aus. Im ersten Moment kommt Manon Parent lächelnd auf die Bühne, um sich wenig später mit einer unglaublichen Energie den Dämon, der auf ihrer Brust sitzt, wegzutanzen. Ihre Bewegungen sind weniger elegant als unmittelbar, direkt und kraftvoll. Ihre Energie nimmt nicht ab, auch dann nicht, wenn sie sich gegen Ende des Stücks auf einen Stuhl setzt und anfängt, mit dem Publikum über den Selbstmord eines engen Freundes zu sprechen. Es entsteht eine dichte Atmosphäre, die die Musik nicht nur reflektiert, sondern darüber hinaus mit ihr eine Einheit bildet – als hätte Ravels Musik ihr Gegenstück mit dem Tanz hinzugewonnen. Das von der Presse hochgelobte Stück feiert nun im Bockenheimer Depot seine Frankfurt-Premiere.
Info
Scarbo, Ballett, Ffm: Bockenheimer Depot, Carlo-Schmid-Platz 1, 25.–27.1., 20 Uhr, 28.1., 16 Uhr, Eintritt: 20-32 €
Jedenfalls waren Ioannis Mandafounis, der neue künstlerische Leiter der Dresden Frankfurt Dance Company, und die französische Tänzerin Manon Parent von der Musik samt Gedichten fasziniert und machten diese zur Grundlage ihres gleichnamigen Stücks. Die daraus entstandene Choreografie ist in mehrfacher Hinsicht einzigartig. Sie handelt von der Verarbeitung von Traumata, die überlebensnotwendig ist, um nicht an deren Folgen zu zerbrechen. Dabei bleibt der rhythmische Dialog von Farben, Musik, und Tanz frei, unabhängig und unvorhersehbar.
Die Kontraste, die Parent mit der von Mandafounis entwickelten Choreografie umsetzt, machen zum großen Teil die Faszination dieser Choreografie aus. Im ersten Moment kommt Manon Parent lächelnd auf die Bühne, um sich wenig später mit einer unglaublichen Energie den Dämon, der auf ihrer Brust sitzt, wegzutanzen. Ihre Bewegungen sind weniger elegant als unmittelbar, direkt und kraftvoll. Ihre Energie nimmt nicht ab, auch dann nicht, wenn sie sich gegen Ende des Stücks auf einen Stuhl setzt und anfängt, mit dem Publikum über den Selbstmord eines engen Freundes zu sprechen. Es entsteht eine dichte Atmosphäre, die die Musik nicht nur reflektiert, sondern darüber hinaus mit ihr eine Einheit bildet – als hätte Ravels Musik ihr Gegenstück mit dem Tanz hinzugewonnen. Das von der Presse hochgelobte Stück feiert nun im Bockenheimer Depot seine Frankfurt-Premiere.
Scarbo, Ballett, Ffm: Bockenheimer Depot, Carlo-Schmid-Platz 1, 25.–27.1., 20 Uhr, 28.1., 16 Uhr, Eintritt: 20-32 €
19. Januar 2024, 12.00 Uhr
Sandra Müller-Berg
Sandra Müller-Berg
Sandra Müller-Berg hat Geisteswissenschaften studiert; es folgte die Promotion an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt. Sie arbeitete bei diversen Kulturorganisationen und war Assistentin am Lehrstuhl Musikwissenschaft und Lehrbeauftragte für Musikwissenschaft. Seit Juni ist sie freie Redakteurin für klassische Musik im JOURNAL FRANKFURT. Mehr von Sandra
Müller-Berg >>
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