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Kinder in Not, aggressive Geister und Portugals Unabhängigkeit
Die zweite Hälfte des Januars bietet zahlreiche Filmpremieren und Nachbetrachtungen mit Gästen. Zusätzlich treten das Fantasy Filmfest White Nights und das LusOFest in Offenbach gegeneinander an.
Seine ausverkaufte Premiere feierte „Gotteskinder“, ein Film über das Aufwachsen in einer evangelikalen Familie und Konversionstherapie als umstrittene „Heilung von Homosexualität“, schon letztes Jahr beim „Lichter“-Filmfest. Danach trat Frauke Lodders zweiter Spielfilm seinen Siegeszug durch zahlreiche Festivals an, oft durch Podiumsdiskussionen begleitet. Heute, am 22. Januar, erfolgt die offizielle Verleihpremiere des umfangreich recherchierten Dramas um 20.15 Uhr im Cinema, wofür sich noch Flora Li Thiemann, Serafin Mishiev und Michelangelo Fortuzzi als Hauptakteure angekündigt haben.
Einen ebenso authentischen, viel gelobten Film legte Chiara Fleischhacker mit „Vena“ vor. Ihr Mutterschaftsdrama über eine drogenabhängige, ungewollt schwangere junge Frau lebt ebenso vom Gespür für Charaktere und Milieu wie von den Leistungen der Hauptakteure. Innerhalb der Reihe „Was tut sich – im deutschen Film?“ im DFF-Kino unterhält sich Filmjournalist Jens Balkenborg am Freitag, 24. Februar, mit der Regisseurin. Der Film läuft zudem noch am Dienstag, 28. Januar, um 20.45 Uhr in der Harmonie.
Ebenfalls im DFF-Kino wird Kabarettist Josef Hader am Sonntag, 26. Februar nach der Vorstellung mit seiner zweiten Regiearbeit „Andrea lässt sich scheiden“ um 20 Uhr zu Gast sein. Während das Multitalent um 18 Uhr mit dem aktuellen Programm „Hader on Ice“ im ausverkauften Schauspiel auf der Bühne steht, läuft um 17.30 Uhr sein Regiedebüt „Wilde Maus“. Die Gelegenheit werden Urs Spörri und das DFF nutzen, um mit Hader nicht nur über seine Fahrerflucht-Tragikomödie um Schuld und Sühne zu sprechen.
Mit ihrem Regiedebüt „Poison – Eine Liebesgeschichte“ erweist sich Désirée Nosbusch gleichfalls als Multitalent. Bei der intensiven Theateradaption um das Wiedersehen eines getrennten Paars zehn Jahre nach dem Unfalltod ihres Sohns, kann die Akteurin und Moderatorin ebenso auf die Schauspielkunst von Trine Dyrholm und Tim Roth und die stimmigen Bilder bauen. Auf ausgedehnter Tour schaut Nosbusch am Mittwoch, 29. Januar, um 20.30 Uhr im Cinema vorbei.
Schon aufgrund ihrer hessischen Wurzeln zieht es die in Bad Nauheim geborene Regisseurin Caroline Link immer wieder nach Frankfurt. Am Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus am Montag, 27. Januar, wird die Oscar-Preisträgerin neben ihrem Erfolg „Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“ als Schulvorstellung um 9 Uhr im Cinema noch bei der Abschlussdiskussion um 19.30 Uhr über das Thema Erinnern diskutieren. Mit dabei sind Filmwissenschaftler Marcus Stiglegger, Mirjam Wenzel, Direktorin des Jüdischen Museums, und Schüler Luis Da Silva. Zuvor läuft der Trickfilm „Das Kostbarste aller Güter“ über das Schicksal eines Babys, das aus einem Zug mit Ziel Vernichtungslager geworfen und von einem Bauernehepaar gefunden wird, als bewegender Appell für Menschlichkeit und Zivilcourage.
Auf die Fantasy Filmfest White Nights am Samstag & Sonntag, 25./26. Januar ab 13/12.30 Uhr in der Harmonie muss man eigentlich nicht mehr stark verweisen. Einige Vorstellungen wie Stephen Soderberghs Spukhaus-Grusler „Presence“ oder die Vorpremiere des Horror-Liebesfilms „Companion“ sind schon ausverkauft. Es zeigt, dass die Veranstalter Rosebud Entertainment wieder ein abwechslungsreiches Genrepaket geschnürt haben. Zu den Highlights gehört etwa der dichte spanische Geisterschocker „The Wailing“ (Sa, 15 Uhr) um einen unheimlichen Mann, der nacheinander mehrere Frauen verfolgt und attackiert. Die in Kapiteln aufgebaute Schauermär zielt auf ein leerstehendes Appartement als Fokus ab. Als Kritik an Aggressionen gegen Frauen setzt Pedro Martín-Calero nur wenige Gewaltspitzen ein, die aber umso nachhaltiger wirken.
Im französischen Thriller „Night Call“ (So, 15 Uhr) verübt ein Fahrradkurier einen Totschlag aus Notwehr, worauf er von Gangstern (u.a. Romain Duris) und der Polizei gejagt wird. Michiel Blanchart gelang ein atemloser, temporeicher Noir-Actionthriller, bei dem man die genreimmanenten Zufälle und Unwahrscheinlichkeiten akzeptieren muss.
Mit Blick in die Nachbarstadt sollte man noch auf das erste LusOFest in Offenbach verweisen. Vom Donnerstag, 23. Januar, bis Sonntag, 26. Januar findet erstmals ein Festival für Independent-Produktionen aus der portugiesischen Welt statt. Der Filmklubb und das Atelier Nord57 präsentieren Dokumentationen und Kurzfilmprogramme rund um Portugals Unabhängigkeit und Nelkenrevolution vor 50 Jahren. Am Sonntag, 26. Januar, um 18 Uhr beschließt ein Kurzfilmwettbewerb im Filmklubb den siebenteiligen Filmreigen.
22. Januar 2025, 16.40 Uhr
Gregor Ries
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